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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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wissen wir heute besser.

14. Die persönlichen Berichte von vier Familien
    D ie folgenden vier Berichte wurden aus 34 persönlichen Darstellungen ausgewählt. Wir hatten sie als Antwort auf ein Schreiben erhalten, in denen wir Eltern baten, in allen Einzelheiten zu berichten, wie sich ihre Familien nach der Teilnahme an der ›Familienkonferenz‹ verändert hätten. Die Darstellungen unterschieden sich sehr voneinander; wir geben sie hier im Wesentlichen unverändert wieder. Es sind nur die Namen geändert worden, um die Anonymität der Familie zu wahren.
    »Sie kann Berge bewegen«
    »Ich weiß nicht, was man dir in Chicago beigebracht hat, Mama. Doch es funktioniert. Ich kann kaum glauben, wie gut es mir tut, wenn du mir nur zuhörst.« (In Chicago hatte ich mich zum Trainer für den ›Familienkonferenz‹-Kurs ausbilden lassen.)
    Wenige Minuten zuvor hatte er noch geweint, und ich hatte gedacht: »Mein Gott, kann ich damit fertigwerden?« Jetzt weiß ich, dass ich mit weit mehr Dingen fertigwerden kann, als ich mir jemals zugetraut hätte, und meine Söhne können das ebenfalls. Ich fühle mich nützlich und als sorgende Mutter bestätigt.
    Ich glaube heute, dass Eltern mit Situationen, wie sie in meiner Familie vorkommen, häufig sehr viel besser fertigwerden können als irgendein Außenstehender. Seit Beendigung meiner Ausbildung habe ich ein viel engeres und intimeres Verhältnis zu meinen Söhnen, als ich es mir je hätte träumen lassen. Zugleich registriere ich ihre zunehmende
Unabhängigkeit. Ich kann auf ihre Gefühle und Ängste eingehen, und sie sprechen sich über ihren Ärger und ihre Frustration aus.
    Der Vorfall, von dem ich oben berichtet habe, ereignete sich an Marks 16. Geburtstag. Es war spät am Abend. John, mein Mann, war ebenso wie Mark und der zwölfjährige Stan schon zu Bett gegangen. Ich räumte noch die Küche auf, als Mark hereinkam und sich auf den Küchentisch setzte. »Ich kann nicht schlafen«, sagte er. »Ich vermute, mir geht zu viel im Kopf herum.«
    Es war nicht ungewöhnlich, dass Mark schwer einschlief. Er leidet an einer Mukoviszidose. Sein Husten wird häufig schlimmer, wenn er sich hinlegt. Nachts ist es schon immer schwierig gewesen. Als er noch ein Säugling war, haben John und ich häufig die Nacht an seinem Bett verbracht und ihn hochgenommen, sodass ihm das Atmen leichter fiel. Als er älter wurde, stand er dann von selbst auf und las oder sah fern. Manchmal arbeitete er auch an irgendeinem Bild. An diesem Abend war aber sehr deutlich zu merken, dass mehr erforderlich war: »Es geht mir zu viel im Kopf herum.« Ich hörte es deutlich und klar.
    Mukoviszidose ist eine ernste Lungenkrankheit. Häufig führt sie vor dem 18. Lebensjahr zum Tode. Bei Mark wurde sie mit drei Jahren festgestellt, eine Woche, bevor seine Schwester im Säuglingsalter an der gleichen Krankheit starb. Kinder mit Mukoviszidose sondern einen zähflüssigen, klebrigen Schleim ab, der die Kanäle in der Bauchspeicheldrüse und andere innere Organe verstopft. In der Bauchspeicheldrüse führt das zu schwer wiegenden Verdauungsproblemen. Den meisten Schaden richtet dieser Schleim aber in den Lungen und den Bronchien an: Er verstopft kleine Bereiche, führt zu Entzündungen, die eine allmähliche Zerstörung der Lungen bewirken können. Ständig versucht man mit Antibiotika und anderen Maßnahmen die Lungeninfektionen unter Kontrolle zu halten.
    Bei Mark, wie bei vielen anderen, die unter dieser Krankheit leiden, ist es häufig eine verlorene Schlacht. Jedes Jahr verbringt er mehr und mehr Zeit im Krankenhaus. Sein täglicher Bedarf an Tabletten bewegt sich zwischen 40 und 50. Er kann nicht ohne Antibiotika leben.
    Mark weiß um seinen Zustand. Zwei Jahre zuvor hatte er das Baseball
aufgegeben. Er weiß, dass Kinder an dieser Krankheit sterben. Einige der Freunde, die er im Krankenhaus kennengelernt hat, sind tot. Ganz offensichtlich weiß er auch, dass er in diesem Jahr nicht mehr so viel unternehmen kann wie noch vor ein oder zwei Jahren. Wir haben es stillschweigend hingenommen, ohne viel darüber zu reden. Tatsächlich glaube ich, dass wir Jahre damit verbracht haben, darum herumzureden. Ich hätte sehr gewünscht, dass Mark sich über seine Krankheit geäußert hätte, aber ich dachte, er wollte nicht darüber sprechen – er hat das Thema nie angeschnitten –, oder wahrscheinlicher ist, ich habe die Signale nie verstanden. In dieser Nacht tat ich das.
    Er sagte, er wolle sich für das Gedicht

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