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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Darüber, dass ich auch Angst hätte und dass es Mark und Papa nicht anders gehe. Darüber, dass es völlig richtig sei, dass er Freunde habe und Dinge tue, die Mark nicht mehr tun könne. Wir sprachen über die Forschung, darüber, dass viele Menschen verzweifelt nach einer Heilungsmöglichkeit suchten. Darüber, dass man die Krankheit eines Tages vielleicht besiegen könnte, dass das aber nicht sicher sei. Nach einem Augenblick sagte er: »Ich glaube, ich gehe jetzt spielen.« Es war vorbei. Ich saß auf der Couch und war sehr erschüttert von dem, was ich soeben erlebt hatte. Kurz darauf sah er um die Ecke und sagte: »He, Mama, wetten, dass ich heute Abend schlafe.« Und er tat es. Es gab keine »Träume« mehr.

    Ich weiß nicht, ob ich die ›Familienkonferenz‹-Techniken immer richtig anwende, aber ich weiß, dass sie mich einige sehr wichtige Dinge über andere Menschen gelehrt haben. Sie haben mir den Weg zu einer offenen und ehrlichen Kommunikation in unserer Familie gezeigt, die ich noch vor einem Jahr mit all meinen guten Absichten verhindert habe.
    Vor einigen Wochen kam Stan eines Nachts zu mir und sagte, er könne nicht einschlafen. »Möchtest du darüber sprechen?«, fragte ich. Er tat es. Er hatte sich an diesem Tage mit Mark gestritten und wurde nun von seinem schlechten Gewissen geplagt. Mark war ein oder zwei Wochen recht krank und an diesem Tage sehr reizbar gewesen. Wir sprachen darüber, wie schwer es für alle sei, wenn jemand krank sei. Stan meinte, es müsse Mark wirklich schwerfallen, ihn Basketball spielen zu sehen und es nicht selbst tun zu können. (Für Stan stand ein Turnier vor der Tür.)
    Dann meinte Stan: »Ich glaube, ich muss mir klarmachen, dass es nicht mein Fehler ist, wenn Mark krank ist. Schließlich hat er mir auch einige wirklich gemeine Dinge gesagt. Und ich habe das gleiche Recht, Dampf abzulassen, wie er.« Das sagte er, dann umarmte er mich und war mit einem »Gute Nacht« verschwunden.
    Als das Gespräch zwischen mir und den Jungen intensiver wurde, kam John sich ziemlich ausgeschlossen vor. Damit ist zu rechnen, wenn nur einer der beiden Elternteile neue Techniken anwendet. Auch darüber mussten wir sprechen. John zeigte sich anfangs skeptisch, als er aber sah, was vor sich ging, hat sich seine Skepsis schnell gelegt. Wenn ich Stan nachts tröstete, sah er darin eine allzu große Nachgiebigkeit. Er meinte, ich verzöge Stan dadurch. Dann bemerkte John aber, dass Stan sich veränderte, wie er mehr Selbstvertrauen erwarb und häufiger auf seine eigenen Rechte pochte … Die ›Familienkonferenz‹ sprach für sich selbst. Ich glaube, es gibt da immer noch einiges zu sagen! Und ich hoffe, dass John bald an einem ›Familienkonferenz‹-Kursus teilnimmt. In der Zwischenzeit bedeutet es schon viel Freiheit für uns zu wissen, dass wir in unserer Haltung den Kindern gegenüber nicht immer eine geschlossene Front bilden müssen. John kann John sein, ich darf ich sein.
Wenn Eltern darauf verzichten, immer einer Meinung zu sein, befreien sie sich damit von einer großen Last. Sehr nützlich ist auch noch die Erkenntnis, dass es festzustellen gilt, wer das Problem besitzt. Was wir in unserer Familie erleben, mag eine Ausnahme sein. Meine Erfahrung als Kursleiter hat mir jedoch gezeigt, dass wir vieles mit anderen Familien gemeinsam haben. Dank der Einsichten, die ich erworben habe, kann ich auch außerhalb der Familie sehr viel nützlicher wirken. Ich habe einen neuen, sehr viel größeren Aufgabenkreis übernommen. Dabei stelle ich fest, dass die neuen Techniken ein integrierter Bestandteil meiner täglichen Beziehung zu Mitarbeitern und der Öffentlichkeit sind. Da ich gesehen habe, wie heilsam es für uns war, über unsere wirklichen Gefühle hinsichtlich der Mukoviszidose zu sprechen, hat meine freiwillige Arbeit in unserer Stiftung eine neue und, wie ich finde, sehr wichtige Dimension angenommen. Ich habe eine Tagung organisiert und geleitet, die unter dem Motto stand »Eltern und Mukoviszidose«. Dabei half ich den Eltern mithilfe des aktiven Zuhörens, ihre Gefühle auszusprechen und eine neue Einstellung zu finden.
    Im Februar sprach ein Psychiater von der Universität unseres Bundesstaates auf einer Tagung für Erziehungsberater mit besonderen Aufgaben. Wir hatten ein einstündiges Gespräch mit Familien geführt, die an Mukoviszidose leidende Kinder haben. Das Gespräch war auf Videoband aufgenommen worden und wurde den Tagungsmitgliedern vorgeführt. Diese Familien

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