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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Körperbewegungen aus, an denen das Kind die Anteilnahme ablesen kann. Verbale Botschaften wie »Hm,
oh«, »Ich verstehe« – von Erziehungsberatern werden sie im Scherz »einfühlendes Grunzen« genannt – teilen dem Kind gleichfalls mit, dass man noch zuhört, dass man interessiert ist und dass seine Mitteilungen akzeptiert werden.
    Fähige Erziehungsberater machen von solchen Aufmerksamkeitsreaktionen häufigen Gebrauch, um ihr Interesse auszudrücken.
    Türöffner oder Einladungen
    Gelegentlich brauchen Kinder zusätzliche Ermutigungen, um über ihre Gefühle und Probleme sprechen zu können. Dies ist besonders zu Beginn einer Sitzung häufig der Fall. Deshalb beginnen erfahrene Erziehungsberater häufig mit Türöffnern oder Einladungen zum Gespräch wie zum Beispiel:
    Magst du darüber sprechen?
    Mich würde interessieren, was du darüber denkst.
    Das hört sich an, als hättest du eine bestimmte Meinung dazu.
    Es handelt sich um offene Fragen. Sie lassen dem Kind die Möglichkeit, über jeden Aspekt des Problems zu sprechen. Das Kind kann frei entscheiden, was es mitteilt. Selbstverständlich enthalten diese Fragen auch keine Einschätzung oder Beurteilung dessen, was das Kind vorher mitgeteilt hat.
    Aktives Zuhören
    Die weitaus wichtigste Technik des Erziehungsberaters ist ein verbaler Reaktionstyp, der keine Botschaft des Beraters übermittelt, sondern nur ein Spiegel oder eine Rückmeldung der unmittelbar vorangehenden Botschaft des Kindes ist. Diese Reaktionsweise heißt aktives Zuhören. Es unterscheidet sich vom passiven Zuhören insofern, als der Empfänger durch die Rückmeldung des Gehörten aktiv zeigt, dass er den Sender akustisch und sinngemäß versteht. Er beweist dem Sender dies dadurch, dass er die Bedeutung der gesendeten Botschaft »rückmeldet«. Dazu bedient er sich natürlich seiner eigenen Worte.
    Es folgen einige Beispiele für solche Reaktionen.

    1.
    K : Ich bin zu dumm, um die Arithmetik zu begreifen. Ich werde das nie verstehen.
    E : Du meinst, du bist nicht klug genug. Du wirst es nicht begreifen.
    K : Ja.

    2.
    K : Ich mag nicht in dem dunklen Zimmer schlafen. Da sind lauter Geister.
    E : Du glaubst, es sind Geister in deinem Schlafzimmer. Du hast große Angst vor ihnen.
    K : Ja, sehr große.

    3.
    K : Was macht man mit den Menschen, wenn sie sterben?
    E : Du hast darüber nachgedacht, was mit den Menschen passiert, wenn sie sterben, und wo sie bleiben.
    K : Ja. Man sieht sie nie wieder, nicht wahr?

    4.
    K : Ich mag morgen nicht zu Bobbys Geburtstagsfeier gehen.
    E : Das hört sich an, als hätten Bobby und du Schwierigkeiten.
    K : Ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Er ist gemein.
    E : Du magst ihn also nicht, weil du findest, dass er ziemlich gemein ist.
    K : Ja. Er will nie das spielen, was ich möchte.

    5.
    K : (weint) Ich bin auf dem Bürgersteig hingefallen und habe mir das
    Knie aufgeschlagen. Das blutet so doll. Guck mal!
    E : Du hast bei dem vielen Blut einen Schrecken bekommen.

    In all diesen Situationen reagieren die Eltern auf die Botschaft der Kinder durch aktives Zuhören. Aktives Zuhören besteht also nicht in
Schweigen (passivem Zuhören). Ohne Zweifel vermeidet es auch die Fehler der zwölf Kommunikationssperren, da die Eltern keine eigene Botschaft senden. Die elterliche Reaktion ist einfach eine Rückmeldung der Botschaft des Kindes.
    Aktives Zuhören stellt für die meisten Eltern eine neue Reaktionsweise dar. Wir haben festgestellt, dass sie seine Bedeutung verstehen müssen. Es genügt nicht, dass sie erleben, wie es sich anhört. Grafisch sieht das aktive Zuhören folgendermaßen aus ( Abb. 15 ):
    Abbildung 15
    So sieht die normale Kommunikation von Person zu Person aus. Ein Sender spricht zu einem Empfänger. In diesem Fall spricht ein Kind (das ein Problem hat) zu einem Elternteil. Das Kind ist hingefallen, hat sich das Knie aufgeschlagen, sieht das Blut und ist erschreckt. Die Angst des Kindes ist jedoch ein komplexes Zusammenspiel physiologischer und mentaler Prozesse, die in seinem Innern vonstatten gehen. Sie dringen nicht nach außen, sondern bleiben privat und jeder Beobachtung entzogen. Wenn das Kind dem Elternteil mitteilen will, was es empfindet, muss es einen Kode (ein Symbol) wählen, von dem es hofft, er werde repräsentieren (symbolisieren), was sich in seinem Inneren (in seinem Organismus) abspielt. Wir nennen diese Wahlhandlung den »Verschlüsselungsprozess«. Der Kode, den das Kind auswählt, wird an den Elternteil gesendet (ihm

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