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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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und wir haben es nett. Mark hat Bücher in rauen Mengen, möchte aber keinerlei Abwechslung. Er liebt die Routine. Immerzu dieselbe Geschichte. Er hat sie so gut abgespeichert, dass ihm jedes falsche Wort von mir sofort auffällt. In der Hinsicht sind Kinder nicht besonders neugierig. Andererseits – wir gehen ja auch sehr gerne ins immer gleiche Restaurant, einfach weil wir wissen, was uns erwartet, und wir es mögen. Gleiches Recht für alle. Und wer krank ist, darf bestimmen.
    Hoffentlich wird nicht auch Claudia krank. Meine Kinder haben einen Hang dazu, sich immer wieder gegenseitig anzustecken. So dass man nach ein paar Wochen das Gefühl hat, man sei Krankenpflegerin und nicht Mutter.
    Mutter sein ist eine ernste Angelegenheit. Es katapultiert einen direkt in den Erwachsenenkosmos. In einen Bereich, der bestimmt ist von Vernunft, Verantwortungsbewusstsein und nicht enden wollendem Kümmern. Egal, was los ist: Mutti wird’s schon richten. Das kann einen, bei allen Mutterfreuden, die ich durchaus kenne und sehr schätze, doch ein wenig mürbe machen. Manchmal würde man gerne einfach aufstehen und gehen. Irgendwo auftanken und dann frisch gestärkt von neuem beginnen. Aber diese Fluchten sind schwer zu bewerkstelligen. Wer soll sich denn kümmern, wenn nicht ich?
    Ich bin oft sprachlos, wenn ich diese komplett erfüllten,
niemals zweifelnden Mütter sehe. Was haben die, was ich nicht habe? Sind die schlicht pragmatischer und fügen sich bedingungslos in ihr Schicksal oder ist es für sie wirklich das Nonplusultra? Die meisten Frauen reden darüber nicht. Wahrscheinlich zu Recht. Solange man Dinge nicht infrage stellt, darüber nicht nachgrübelt, sind sie in Ordnung. Jedenfalls an der Oberfläche. Als ich bei meiner Mutter das Thema mal angesprochen habe, diese zeitweise Unsicherheit und Ratlosigkeit, war sie fast ein wenig empört. »Du hast dich doch dafür entschieden«, hat sie mich fast schon zurechtgewiesen. »Niemand wird heute gezwungen, Kinder zu haben.« Ja, ich habe mich entschieden, ja, es hat mich niemand gezwungen, aber heißt das, dass man nie mehr zweifeln darf? Ist das der Preis? Zu zweifeln heißt doch nicht automatisch, weniger zu lieben.
    Jetzt, hier auf dem Sofa, den heißen, kleinen, rot gepunkteten Mark auf dem Bauch, geht es mir gut. Es gibt keinen Platz, an dem ich momentan lieber wäre.
     
    Wir fahren zum Kindergarten und holen Claudia ab. Sie hat keine Lust, zum Kinderarzt zu gehen, zickt rum und aus lauter Langweile fängt sie an, ihrem Bruder Horrorgeschichten von riesigen Spritzen zu erzählen. Was für eine kleine Hexe. Ich weise sie zurecht, Mark wimmert vor lauter Angst, will auf keinen Fall zum Arzt und ich würde Claudia sehr gerne an der nächsten Straßenecke einfach aus dem Auto laden. Vor einer halben Stunde wollte ich keinesfalls irgendwo anders sein, jetzt schon. So schnell ändern sich Dinge. Um Claudia ruhig zu stellen, ködere ich sie mit anschließendem Eisdielenbesuch.
    Mark hat die Röteln. Nichts Schlimmes, aber teuflisch
ansteckend. Wir sollen uns ein wenig fern halten. Gut, dass ich eben nochmal ausgiebig auf dem Sofa mit ihm gekuschelt habe. »Sie sind hoffentlich nicht schwanger, Frau Schnidt?«, fragt mich der Kinderarzt. »Hoffentlich nicht«, sage ich und bin mir reichlich sicher. Bei der Sexfrequenz würde das ja wohl an ein Wunder grenzen. Bei Sex fällt mir gleich wieder mein rosa Rammler ein und ich muss grinsen. An dem Spruch »Vorfreude ist doch die schönste Freude« ist was dran.
    Wir genehmigen uns jeder einen fetten Eisbecher: ›Pinocchio‹, ›Biene Maja‹ und ich ein Spaghetti-Eis. Ich liebe Spaghetti-Eis. Mit diesen ganzen Chichi-Eisbechern kann man mich jagen. Bei Eis bin ich tatsächlich eine sehr wertekonservative Person.
     
    Zu Hause spielen die Kinder in trauter Eintracht Lego. Claudia ist reizend zu ihrem Bruder. Rückt ihm richtiggehend auf die Pelle. Ich ermahne. Wegen der Röteln. »Ich will auch Röteln«, sagt sie nur. Bei meinem Glück geht ihr Wunsch sicherlich in Erfüllung.
    Christoph hält Wort und kommt früh nach Hause. Wir essen Tiefkühlpizza, er spricht wieder mit mir und sagt nicht einmal S-Bahn oder RTL . Ich lasse den rosa Rammler unerwähnt. Ich wäre auch nicht begeistert, wenn Christoph mir voller Freude von einer Gummipuppe erzählen würde. Obwohl, ganz vergleichbar sind Vibrator und Puppe ja nicht. Ein Vibrator hat ja keinen Körper und kein Gesicht. Vielleicht, weil wir Frauen einfach mehr Phantasie haben.

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