Familienpackung
Oder keine Lust, den Lustspender jedes Mal erst aufzupumpen. Neulich haben tatsächlich Männer bei einer Umfrage gesagt, eine Gummipuppe wäre ihnen lieber als
eine Frau aus Fleisch und Blut, schon weil die Puppe niemals nörgeln würde. Nur: Macht die Puppe Abendessen, räumt die Puppe auf, wäscht die Puppe die Dreckwäsche? Da sieht man mal, wie weit Männer denken! Eine Gummipuppe als Frauenersatz. Wer kocht denn dann den Tee und macht die Wickel, wenn ihr Kerle mal wieder 36 , 9 Grad Fieber habt und kurz vor dem sicheren Erkältungstod steht? Die Puppe?
Insgesamt ist es heute Abend friedlich bei uns. Schön.
Um acht beginnt der Elternabend. In unserem Haushalt definitiv Frauensache. Christoph hat gar keinen Drang danach, einen Elternabend zu besuchen. »Du bist in der Materie schlichtweg eingearbeiteter«, ist sein Hauptargument. »Wenn du mal hingehen würdest, wärst du auch schnell drin, in der Materie, und würdest auch die anderen mal kennen lernen«, ist meins. Aber ich kann ihn verstehen. Auf den kleinen Stühlchen den Wohlstandspo platt zu sitzen ist angenehmer, wenn man wenigstens ein, zwei Frauen hat, die man gerne trifft und die garantiert auch kommen. Die, mit denen man ab und an kleine Witzchen reißen und hinterher noch schön irgendwo eine Weinschorle trinken gehen kann. Die meisten Männer auf den Elternabenden sind sowieso merkwürdig. Wenn sie denn schon hingehen, spielen sie gerne den großen Zampano. Kandidieren für den Vorstand, legen neue Regeln fest und tun so staatstragend, als wären sie bei der Vorstandssitzung der Deutschen Bank. Sehr erstaunt bin ich auch immer wieder über die Paare, die sich sogar einen Babysitter engagieren und zu zweit auflaufen. Ist das für die ein solcher Spaß, dass sie sich nicht einigen können, wer hindarf?
Heute geht die Sache einigermaßen flott. Hauptthema: Die baldige Einschulung der Großen. In zwei Wochen steht ein wichtiger Termin an. Dann basteln wir eine Schultüte. Nicht die Kinder, für die ist das doch noch zu schwierig, sondern wir Eltern respektive Mütter. Jeder bekommt eine Einkaufsliste. Die Erzieherinnen haben die Kinder schon befragt und sagen uns, welches Kind welche Tüte will. Meine Tochter möchte eine Feentüte. Keine sehr große Überraschung. Hauptsache rosa. Und die Feentüte ist die einzige, die mit Glitzer, Tüll und Federn dekoriert wird. Die Erzieherinnen haben schon mal probegebastelt. Drei Tüten stehen zur Auswahl: das besagte Feenmodell, eine Rennfahrertüte in Ferrari-Rot und eine Tiertüte, geschmückt mit Hund, Katze, Maus und Hase. Hase. Hmmm. Rosa Rammler, ich komme. Bald. Hoffentlich im doppelten Wortsinn. »Die Feentüte ist ein bisschen komplizierter als die anderen beiden«, warnt die Cheferzieherin und ich habe das Gefühl, sie schaut mich bei diesen Worten besonders gründlich an. »Man wächst mit der Aufgabe«, demonstriere ich meinen guten Willen und sie nickt zufrieden.
Ansonsten alles wie immer. Es geht mal wieder um die Pausenbrote. »Bitte keinen Süßkram«, wird uns erklärt. Jetzt die ersten Definitionsfragen. »Sind Muffins Süßigkeiten?«, will Gisi wissen. Gisi backt nämlich für ihr Leben gern und irgendwer muss die Mengen ja vertilgen. »Na ja, eigentlich schon«, erklärt Susa, eine der Erzieherinnen. So einfach lässt sich eine Gisi nicht abspeisen. »Ich backe aber mit Vollkornmehl und Honig«, triumphiert sie. »Na ja«, lenkt Marion, Chefin der Erzieherinnen ein, »wenn es nicht täglich vorkommt, okay.« Gisi schaut stolz in die Runde. Als hätte sie gerade ein Tarifgespräch, nach nächtelangen
Debatten, für sich und die Elterngewerkschaft entschieden. »Was ist mit Joghurt, der ist doch gesund?«, kommt es von Uschi. Joghurt wird problemlos abgenickt. »Der Daniel isst aber keinen Joghurt, nur Fruchtzwerge. Wenn Joghurt geht, geht ja wohl auch ein Fruchtzwerg«, stellt Tina, die Mutter des mit Sicherheit verzogensten Fratzes im gesamten Kindergarten, fest. Daniel ist gerade mal vier Jahre alt, hat aber seine Eltern voll im Griff. Jetzt wird es spannend. Die große Fruchtzwergfrage. Seit Jahren Thema. Schon im ersten Kindergarten, in dem Claudia war, vor unserem Umzug ins Eigenheim, haben wir etliche Minuten unseres Lebens mit unfruchtbaren Fruchtzwergdebatten verbracht. Die Mutter von Kim, Claudias Lieblingsfreundin, Marlen, stößt mir unterm Tisch ans Bein. Sie kennt Tina länger als ich und ahnt, was kommt. Der Kampf der Giganten. Kindergartenchefin gegen Tina. Die
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