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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Hartnäckigkeit, die ihr bei der Erziehung ihres divenhaften Daniels komplett abgeht, beweist sie hier. Aber Marion ist auch keine, die schnell klein beigibt. »Fruchtzwerge sind, wie schon oft besprochen und erwähnt, wahre Zuckerbomben und deshalb fallen sie unter Süßigkeiten und sind nicht gern gesehen«, verweigert sie Tina und Klein-Daniel das Menschenrecht auf Fruchtzwerge. Endlich kommt hier mal richtig Stimmung auf. Selbst Menschen, die sonst zu gar nichts eine eigene Meinung haben, können zu dem Thema noch was beitragen. »Daniel will aber nichts anderes«, insistiert Tina, »und außerdem, es gibt jetzt welche mit weniger Zucker.« Meine Güte, ist die etwa heimliche Produktmanagerin von Fruchtzwergen oder warum legt die sich so dermaßen ins Zeug? Marion will aber keine Fruchtzwerge in ihrem Kindergarten. »Wenn Daniel Fruchtzwerge hat, sind die anderen neidisch
und wollen ihr Vollkornbrot nicht mehr essen. Das muss nicht sein«, weist sie Tina zurecht. »Andere Eltern können doch auch Fruchtzwerge kaufen, wenn ihre Kinder welche wollen«, zetert Tina zurück. Aber die anderen Eltern sind auf Marions Seite. Um sich bei der Kindergartenleitung einzuschleimen oder weil sie wirklich keine Fruchtzwerge wollen – wer weiß. Sich mit Marion gut zu stellen ist wichtig. Schließlich entscheidet Marion maßgeblich über die Vergabe von Plätzen. Außerdem ist Daniel ein ziemlich unbeliebtes Kind. Das ist zwar nicht nett, aber verständlich. Er zwickt, haut und weiß noch dazu alles besser. Jeder Hautauschlag wäre mir lieber als ein Nachmittag mit Daniel. Immer, wenn mich meine Kinder nerven, versuche ich, an Daniel zu denken. Den Minidiktator. Tina merkt, dass es nicht gut für sie und ihre Fruchtzwerge aussieht. Aber aufgeben, bei einem Thema mit solcher Brisanz, niemals. Sie spielt ihren Trumpf aus. »Ich werde im Gemeinderat das Thema ansprechen und dann werden wir ja sehen.« Marlen und ich sind kurz davor, loszukichern. Aber wir beherrschen uns. Marion hat einen dunkelroten Kopf. Vor Zorn. »Bitte, wie Sie wollen«, quetscht sie sich mit Mühe raus. Das wäre kein Beruf für mich. Ich glaube, ich hätte der längst ein paar geklebt. Morgens verzogene Kinder bei Laune halten und dann abends mit den fast noch schlimmeren Eltern Fruchtzwergdiskussionen führen. Ein Albtraum. Wir notieren noch ein paar Termine, versprechen, bei der Bepflanzung des Gartens Hand anzulegen, und dann ist es geschafft. Marlen will mich überreden, noch ein Gläschen trinken zu gehen, aber ich lehne ab. »Mark ist krank«, sage ich, weil ich schlecht sagen kann, »mein rosa Rammler wartet.« Kranke Kinder werden als Ausrede sofort akzeptiert.
Mit ein paar gewöhnlichen Röteln könnte ein Vater zwar sicherlich auch allein fertig werden, aber da Mütter sich generell für unersetzlich halten – und es ja auch sind –, darf ich gehen. Tina schlägt vor, Marlen zu begleiten. Die windet sich, hat aber so schnell keine Ausrede parat. Uff, Glück gehabt. Das hätte mir noch gefehlt. Ein Abend mit Tina. Marlen guckt mich flehend an. Ich sage nur: »Mark«, und mache mich davon.
     
    Christoph sitzt am Computer. Die Kinder schlafen. »War alles ruhig«, gibt er Bescheid. »Kommst du hoch, ins Bett?«, frage ich, aber er schüttelt den Kopf. »Ne, Andrea, ich muss das hier noch wegarbeiten. Ich brauche sicher noch zwei Stunden.« Gut, das war seine Chance. Ich hätte ihn dem Hasen vorgezogen. Bei Christoph weiß ich, was ich habe. Auch wenn ich es selten kriege. Aber wer nicht will, der hat schon. Je nachdem, wie sich der Hase anstellt, könnte das Christophs letzte Chance gewesen sein. »Gut, Schatz«, sage ich, »dann gehe ich schon mal vor.«
    Ich schließe die Schlafzimmertür und hole den Hasen aus dem Schrank. Wozu der eine Fernbedienung hat, ist mir schleierhaft. Muss man den nicht in der Hand halten und dirigieren? Auch aus der Gebrauchsanleitung werde ich nicht wirklich klüger. Nur so viel: Es gibt drei Stufen, ähnlich wie beim Mixer. Die Turbostufe sei allerdings nur was für Geübte. Aha. Dann ist es wohl das Beste, mit der Übung zu beginnen. Komm her, du rosa Rammler und raube mir den Verstand. »Ungeahnte Sinnesfreuden«, verspricht die Anleitung und ich hoffe, der Rammler hält, was die Anleitung verspricht.
    Ich muss gestehen, der Hase kann was. Mehr als einige
meiner früheren Liebhaber. Und er ist durchaus sehr einfühlsam. Ich ahne schnell, wir könnten sehr gute Freunde werden. Es läuft vielversprechend zwischen

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