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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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dem Charlotte in ›Sex and the city‹ fast schon abhängig war. Schlagartig wird mir klar, für wen das Päckchen bestimmt ist. Heike, vielen Dank.
    Tamara ist fasziniert, vor allem, als sie hört, dass ich der Adressat bin. Mark möchte das Teil direkt zum Spielen. So weit kommt es noch. Wir schicken ihn in den Garten. Ich tue so, als wäre das eine böse Überraschung von Heike, von der ich so gar nichts geahnt habe. »Also, was das soll?«, stammle ich, »was die sich dabei gedacht hat, was soll ich denn mit so was?« Ich erkläre noch schnell, dass Heike, meine Münchner Freundin, lesbisch ist, so als würden Lesben nichts anderes tun als Vibratoren verschicken. Gerade
Lesben. »Wenn du ihn nicht willst, ich nehme ihn«, sagt Tamara und guckt keck in die Runde. »Von mir aus gerne«, tue ich großzügig, »ich brauche so was nun wirklich nicht. Bei meinem Christoph.«
    Tamara greift sich den Rammler. »Fein«, sagt sie, »ich hatte früher schon mal einen, aber nicht so hübsch. Und der ist schon lange kaputt.« Anita schüttelt leicht angewidert den Kopf: »Ich finde es eklig, so ein Plastikding, widerlich. Ich will mir gar nicht vorstellen, was man damit machen kann.« »Ich schon«, sagt Tamara und will direkt gehen. Mit meinem Rammler. Niemals. »Du, Tamara, sei mir nicht böse, aber ich werde ihn Heike zurückschicken.« »Schade«, seufzt Tamara, »wirklich schade. Ich hole mir auf jeden Fall auch so einen. Wie niedlich. Und wie groß. Man kann auch mit kleinen Dingen viel Spaß haben, aber zur Abwechslung mal so ein enormes Teil, das hätte schon was.« Ich glaube, das soll heißen, ihr Mann Stevie hat einen Winzpimmel. Die Arme. Dafür hat er breite Schultern und rennt ständig ins Fitnessstudio. Alles kann frau wohl nicht haben. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich lieber auf ein Stück Schulter verzichten.
    Ich bitte die beiden noch, die Geschichte für sich zu behalten, weiß aber schon jetzt, dass das niemals klappen wird. So eine Story ist ein Highlight für jeden schnöden Kaffeeklatsch. Ich wäre auch begeistert und könnte es, ehrlich gesagt, kaum abwarten, diese Geschichte zu verbreiten. Ich mache mir also nur sehr geringe Hoffnung auf Diskretion. Ich packe meinen Sohn, das verräterische Päckchen und verabschiede mich. »Viel Spaß noch«, rufen mir Tamara und Anita hinterher, »du Häschen, du.« Den Spitznamen habe ich jetzt weg. Danke, rosa Rammler. Danke sehr.
     
    Zu Hause rufe ich erst mal den Kinderarzt an und mache einen Termin für meinen Sohn. Er erscheint mir auch ein bisschen warm. Außerdem ist er merkwürdig ruhig. Sehr angenehmer Zustand übrigens. Wie leicht sediert. 38 , 6 Grad ergibt das Fiebermessen. Kein Grund zur Panik, aber doch mehr als normal. Beim ersten Kind, bei Claudia also, war ich schon bei 37 , 3 Grad Fieber aufgeregt. Das legt sich. Kinder fiebern schnell. Immerhin ein Erkenntnisgewinn auf dem Gebiet der Aufzucht.
    Mark hat keinen Hunger, will nur ein wenig Jogurt und ich kann mir die Mittagskocherei sparen. Ich schaue mir den Rammler mal in Ruhe an. Ein obskures Teil. Hightech-Vibrator steht auf dem Beipackzettel. Mit Fernbedienung. Wozu ein Vibrator eine Fernbedienung braucht, ist mir schleierhaft. Ich werde es aber rausfinden. Heute Abend. Nach dem Elternabend. Ich verstecke meinen neuen Begleiter im Kleiderschrank und kümmere mich ums Haus. Übermorgen ist die Party und da will ich nicht als Oberschlampe des Viertels dastehen. Vor allem nicht vor Christophs Kollegen. Da habe ich meinen Ruf als Schwarzfahrerin eh schon weg. Ich will wenigstens eine gepflegte Schwarzfahrerin mit ordentlichem Haus sein. Ich bewundere Frauen, denen es völlig egal ist, was andere über sie denken. Die inmitten des absoluten Chaos sitzen, Staub und Wollmäuse ignorieren, lesen und ein Tässchen Kaffee trinken. Das ist wahres Selbstbewusstsein. Auch ein Punkt, den ich auf meine Liste setzen müsste: Selbstbewusstsein trainieren. Nicht darauf achten, was andere denken. Eigene Kriterien entwickeln. Zeit für mich selbst finden.
    Muss ja nicht jetzt sein. Außerdem kann ich nicht wirklich mit meinem neuen Spielzeug entspannt zu Gange sein,
wenn unten auf der Couch ein pusteliges kleines Kerlchen leise jammert. Ich putze die Bäder, sammle auf, was meine Restfamilie einfach fallen lässt – Handtücher, Dreckwäsche, Waschlappen, Klopapierrollen –, und kümmere mich dann in aller Ruhe um Mark.
    Ich lese vor, er genießt die immer gleiche Geschichte von ›Bobo Siebenschläfer‹

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