Family Job
umbringen.«
»Schon gut«, sagte sie, während sie versuchte,auszumachen, wer das in dem Kombi war. Sah allerdings nur Schatten. »Komm mal ’n bisschen näher ran.«
Er rückte zu ihr, bis sie sich berührten. Er war warm und roch nach Rauch.
»Ich wollte nicht allein sein«, sagte sie.
Er nickte. »Ich weiß, wie das ist.«
»Wo ist deine Mutter?«
»Südafrika. Ist mit so ’nem Arschloch hingegangen, Russell heißt er.«
Effie dachte an ihre eigene Mutter. War nicht damit fertig geworden, dass ihr Sohn ein Auftragskiller war. War zu viel für sie gewesen, und sie hatte versucht, sich zu ertränken. Hätte es auch fast geschafft. Hatte sich den Sauerstoff lange genug abgeschnitten, um einen Hirnschaden zu bekommen, doch nicht lange genug, um die Sache richtig durchzuziehen.
»Hast du gar niemand, Jordan?«, fragte Effie.
»Meine Oma.«
»Ich hab meine nie kennengelernt.«
»Wieso nicht?«
»Die eine hatte ’nen Unfall, bevor ich geboren war. Die andere ist an Krebs gestorben, als ich noch ein Baby war.«
»Das ist schade«, sagte Jordan. »Ich hab mir gedacht, du könntest uns vielleicht mal besuchen. Danach.«
»Ich glaub nicht.« Wenn sie überlebte, würde es lange dauern, bis sie aus dem Gefängnis entlassen wurde. Vielleicht würde sie auch nie mehr rauskommen.
Die Tür des Kombis ging auf, und Martin rief ihr zu: »Ich muss los. Kommst du jetzt mit oder was?«
Effie schlug die Augen auf und war wieder im Haus der alten Mrs. Yardie, auf dem Fußboden im Zimmer ihrer Mutter,ein sengender Schmerz in der Brust,zwischen ihren Schulterblättern. Sie sackte auf die Seite. Jordan standüber ihr, zielte mit der Pistole auf sie, drückte ab, immer wieder. Doch nichts passierte außer einem trockenen Klicken jedes Mal. Ein Summen in ihren Ohren. Der Gestank von verbranntem Toast in der Nase. Sie hörte das Prasseln der Flammen. Durch die offene Tür sah sie den Rauch, der über die Galerie wallte.
Sie konnte sich nicht rühren. War so starr, als würden wieder die fetten Männer auf Armen und Beinen sitzen. Das Gefühl würde vorbeigehen. Wie immer.
Jordan warf die Pistole zu Boden. Sie rutschte über die Dielen, kam scheppernd am Hinterbein von Mums Stuhl zum Liegen.
Langsam griff Mum nach unten und knotete den Schal an ihrem Fuß auf. Seufzte. Zupfte an dem Knoten ums andere Bein. Dann erhob sie sich aus ihrem Stuhl. Stand auf.
Effie versuchte, etwas zu sagen.
Mum starrte Jordan an. »Bist du das, Richie?«, fragte sie. Sie streckte die Hand aus. »Komm, wir gehen, mein Sohn.«
»Mum?«, brachte Effie heraus.
Ihre Mum schaute auf sie herunter. »Zu viel Blut«, sagte sie.
»Ich weiß«, sagte Effie. »Geht.«
Mum bückte sich, strich über Effies Haar.
»Macht, dass ihr rauskommt«, sagte Effie. »Beeilt euch.«
Niemand rührte sich.
Effie schloss die Augen, eine kühlte Brise streichelte ihr Gesicht. Lichter von Streifenwagen drangen durch ihre Lider. »Ich kann dich nicht besuchen, Jordan.«
»Na gut«, sagte Jordan. »Vielleicht kann ja deine Mum.«
»Ja«, sagte Effie. »Ich glaub, das macht sie gern. Stimmt’s, Mum?«
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