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Family Job

Family Job

Titel: Family Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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konnte Park nicht. Ganz abgesehen von den Schmerzen, er würde umkippen, wenn er sein Blut sah. Er würde einfach hier sitzen und abwarten müssen.
    Sitzen und abwarten. Gefasst werden. Wieder ins Gefängnis wandern. Und für immer drinbleiben, keine Chance auf Bewährung mehr. Er hatte zwei Bullen umgebracht. Er war voll angeschissen.
    Und inzwischen würde Savage am Leben bleiben. Als freier Mann.
    Das war nicht recht. Es musste einen Ausweg geben.
    Doch den konnte Park im Augenblick nicht sehen. Er versuchte zu erraten, wie der Verstand von Savage funktionierte. Er hatte Fieber und war durchgedreht und kochte zweifellos vor Wut, aber wahrscheinlich suchte er jetzt nach seinem Sohn. War zu Frasers Haus gefahren. Hatte vielleicht Effie und Martin dort gefunden. Park vertraute ihnen. Savage hatte ihn nur wegen seiner Hämophobie überwältigt. Und Savage war schwach und …
    Die Pistole.Savage hatte sie mitgenommen. Ganz gleich, wie schwach er war, die Kraft zum Abdrücken brachte er auf. Er hatte einen halbwegs anständigen Schlag mit dem Schwert hingekriegt, verdammte Scheiße. Wenn er also Effie fand, dann wollte Park nicht an ihrer Stelle sein. Scheiße, klar, die konnte auf sich selbst aufpassen und hatte außerdem Martin zur Unterstützung, aber sie würden schwer damit zu tun haben, einen Verrückten zu überwältigen, der eine Kanone hatte und einen guten Grund, sie zu benutzen.
    Park schaute noch mal auf seine Uhr.Ja,wenn sie gekonnt hätten, dann wären sie inzwischen längst hier gewesen.
    »Liz«, rief er. »Liz! Bitte, ich brauch dich. Liz!«
    Keine Antwort. War ja klar.
    Er griff nach dem Schwert. Als er die Luft damit durchschnitt, fühlten sich seine Rippen an, als seien sie alle noch mal eingetreten worden. Scheiß drauf. Er trieb die Klinge tief in den Fußboden. Sie war scharf. Aber auch scharf genug? Er dachte bei sich, dass er nur einen Schlag hatte. Eine einzige Chance. Er musste es richtig hinkriegen. Er rüttelte die Klinge heraus.
    Okay. Okay, okay, okay. Es musste sein.
    Effie brauchte ihn, wenn sie nicht schon tot war. Und er musste einfach glauben, dass sie noch lebte. Und wenn ja, dann würde er für sie da sein.
    Liz brauchte ihn ebenfalls, sogar noch mehr.
    Er konnte es sich nicht leisten, egoistisch zu sein.
    Er musste dafür sorgen, dass er den Arm nicht sah, das sprudelnde Blut, das uäähh Blut auf dem Boden oder irgendwo sonst auf seinem Körper. Es war wichtig, dass er nicht hinsah, damit er die Sache durchziehen konnte. Er war sich ganz und gar nicht sicher, dass er sich den Schaden nicht doch wider besseres Wissen anschauen würde.
    Er nahm die Uhr ab, legte sie auf den Boden. Dann zog er sich die Decke über, die Savage dagelassen hatte. Sie stank wie ein öffentliches Scheißhaus. Er machte mit dem Schwert einen Schnitt hinein, den er dann ein Stück weiter aufriss. Den Streifen riss er von der Decke ab. Machte dasselbe mit einem zweiten Streifen. Wickelte ihn sich zweimal um den linken Arm, fünf Zentimeter oberhalb der Uhrlinie. Wenn er sich die Hand abhackte, würde er das Tattoo verlieren. Scheiß drauf, wer wollte schon mit ’nem Stacheldrahtbild dekoriert sein? Hatte er damals gut gefunden. Anders eben. Alle anderen mit Stacheldraht um den Oberarm und Park mit seinem ums Handgelenk.Egal, kein Verlust. Mit dem anderen Streifen verband er sich die Augen. Als Augenbinde reichte es. Tastete nach den Enden des Streifens um das Handgelenk. Zog sie straff, steckte sie sich in den Mund. Schmeckte etwas Abgestandenes, Saures. Fing an zu sabbern, als hätte er an ’ner Zitrone gelutscht. Biss die Zähne zusammen, spürte, wie seine Wangenmuskeln wild zuckten.
    Er streckte den Arm. Der Stoff um sein Handgelenk straffte sich. Ballte die Hand zu einer Faust.
    Fummelte nach dem Schwert. Packte den Griff. Hielt die Klinge über sein Handgelenk. Senkte das Metall, bis es seine Haut berührte.
    Richtete es aus. Bereit.
    Er wollte das nicht. Er wollte das auf keinen Fall. Aber es passierte ständig, jeden Tag. In manchen Ländern brauchte man nur was zu klauen, schon hackten sie einem die Hand ab. Er hatte schon viel gestohlen. Er musste sich nur vormachen, er sei ein Ausländer.
    Kinderspiel.
    Wenigstens war es die linke Hand, die er einbüßen würde. Mit seiner Linken konnte er nicht mal ’nen ordentlichen Schlag landen. Er würde kaum merken, dass sie weg war.
    Genau genommen, würde er froh sein, dass er sie los war. Das Scheißding war doch nur im Weg.
    Jawoll. Okay.
    OKAY.
    Ja,

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