Family Job
würde, bis er merkte, dass da keine Bullen waren, dass niemand zu dem Streifenwagen zurückkommen würde.
»Wo wolltet ihr hin?«, fragte Savage sie, den Arm über ihrer Sitzlehne, die Kanone nur Zentimeter von ihrem Kinn entfernt. Sein kleiner Dreckskerl von Sohn saß aufseinem Knie und machte einen auf harter Bursche, jetzt wo sein Daddy da war.
Effie erwog kurz, noch mal nach der Pistole zu schnappen, beschloss dann aber, auf eine bessere Gelegenheit später zu warten.Außerdem zitterten ihr immer noch die Hände vom letzten Versuch. Sie packte das Steuer so fest sie konnte, was nichts daran änderte. Sie spürte, wie das Zittern durch den gesamten Körper ging. Als Nächstes würden ihre Zähne zu klappern anfangen.
»Ich hab dich was gefragt«, sagte Savage.
Sie saugte ihre Lippen ein, die sich mit einem Schmatz teilten. »Richtung Innenstadt, wie du gesagt hattest.«
»Nein, wo wolltet ihr vorher hin, als ich euch angerufen hab? Wo wolltet ihr Jordan hinbringen?«
»Zu Dad.«
»Zur alten Mrs. Yardie, meinst du?«
»Hat er dir das gesagt?«
»Mrs. Yardie ganz bestimmt nicht.«
Effie fand es eigenartig, dass er das gesagt hatte.
»Ist sie seine Freundin?«, fragte er.
Sie schaute ihn an, um zu sehen, ob er sie verarschte. Schwer zu sagen. Seine Pupillen waren winzig, die Augen blutunterlaufen und starr.
Er nickte, als hätte sie Ja gesagt. »Arme Frau«, sagte er. »Sie so auszunutzen. Kann nicht mal sagen, was sie will.«
Jetzt kapierte sie es. Er hatte Mum gefunden, hielt sie für die alte Mrs. Yardie. »Du hast ihr doch nichts getan, oder?«
»Wieso sollte ich so was machen?«
»Weiß nicht. Du hast auch Martin erschossen.«
»Er hat meinen Bruder umgebracht.«
»Und du hast Grant umgebracht.«
»Ein Unfall«, sagte er. »Ich hab’s deinem Dad gesagt. Immer wieder. Alte Frauen und Kinder umlegen ist nicht meine Art.« Er neigte den Kopf zur Seite.
»Hör mal«, sagte sie. »Wir hatten nicht vor, ihm was zu tun.« Sie zeigte mit dem Kinn auf Jordan.
Savage sagte kein Wort. Sie konnte das Wummern auf dem Sitz spüren, als er mit der Hand darauf trommelte. Mit der Kanone drin. Keine gute Idee, allerdings war sie wohl kaum in der Position, um sich zu beschweren.
»Ich hätte ihn nicht angerührt.« Sie schaute auf die Straße, konnte aber seinen starren Blick auf sich spüren.
»Du hast ›wir‹ gesagt. Dann hast du ›ich‹ gesagt.«
»Ich und Martin, wir wollten nichts damit zu tun haben. Das war Dad«, sagte sie. »Dad wollte, dass er stirbt. Scheiße, wenn wir gewollt hätten, dass er stirbt, dann wär er jetzt tot.«
»So wie Phil?«, fragte Savage. »So wie Fraser?«
»Dad ist irre«, sagte sie. »Die ganze Sache war seine Idee.«
Okay, das stimmte nicht ganz. Aber es scherte sie nicht, dass sie ihren Vater noch tiefer in die Scheiße ritt. Es war seine verdammte Schuld, dass er ihnen einfach Jordan aufgehalst hatte. Dad steckte auch so schon bis zum Stehkragen drin. Vielleicht noch tiefer. Nichts, was sie tat, konnte es noch verschlimmern. Also konnte sie genauso gut alles tun, um ihre eigene Lage zu verbessern.
Sie war jetzt auf sich gestellt. Auf sich allein. Ja. Sie krümmte sich, Galle in der Kehle, das Bild von Martins leerer Augenhöhle blitzte vor ihr auf.
»Pass auf die Straße auf«, fuhr Savage sie an, und sie merkte, dass sie auf die falsche Spur abgekommen war. Sie richtete sich auf. Ihre Augen tränten, aber sie hatte sich nicht übergeben müssen. Savage nahm den Faden wieder auf: »Ihr wolltet nichts damit zu tun haben?«
Sie schluckte noch einmal. Besser. Für den Augenblick jedenfalls. Sie schüttelte den Kopf. »War alles Dads Idee.«
»Interessant. Du hast Fraser also gegen deinen Willen erwürgt? Und ihn dann zerstückelt?
»Sie lügt«, sagte Jordan.
»Geschissen.« Sie schaute das kleine Arschloch an. Seine Augen waren rot wie die von seinem Vater, geschwollen, die Wangen dreckverschmiert. Sah aus wie ein kleiner Junge, der zu lange mit seinen Freunden draußen gespielt hatte und jetzt dringend nach Hause ins Bett musste.
»Sie hat versucht, mich umzubringen. Sie und ihr Freund wollten mich kaltmachen. Sie wollten irgendwo abfahren, wo’s ruhig ist, mit mir hinten drin und den Leichen, und dann wollten sie mich aufschlitzen und mir den Kopf abhacken und mich verpacken wie Müll und mich im Garten in ein Loch werfen oder ins Meer.«
»Du verlogene kleine Mistkröte.« Sie biss die Zähne zusammen. »Das erfindet der alles nur, verdammte
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