Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Wunsch ihrer Mutter und ihres Stiefvaters in Hunters Heimatstadt gezogen. Sie hoffte damals, endlich Teil einer Familie zu werden, wie sie es sich schon immer gewünscht hatte. Ihre Mutter schien sie endlich so zu akzeptieren, wie Molly es ein Leben lang ersehnt hatte. Doch da geschah etwas Furchtbares. Lacey wäre um ein Haar getötet worden, und der Verlobte von Mollys Mutter galt plötzlich als tatverdächtig. Molly war die Einzige, die an seine Unschuld glaubte, obwohl Hunter vom Gegenteil überzeugt war.
Sie empfand Hunter als Hindernis bei der Verwirklichung ihrer Träume. Wenn sie auf seiner Seite gewesen wäre, hätte sie die Liebe ihrer Mutter verloren. Eine Liebe, die es, um es gleich vorwegzunehmen, nie gegeben hatte. Doch als ihr das endlich schmerzhaft bewusst wurde, war sie schon vor Hunter weggelaufen, anstatt ihm entgegenzukommen.
War es da ein Wunder, dass er sein Leben fortführte, als ob es sie nie gegeben hätte? Mit diesem Gedanken kehrte die Erinnerung an die Frau, die nun offenbar das Bett mit ihm teilte, zurück. Diesmal unterdrückte Molly ihre Tränen nicht.
Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und ermahnte sich, Hunters Beispiel zu folgen. Das Ironische daran war nur, dass Molly bisher geglaubt hatte, sie hätte ihr Leben inzwischen ebenfalls weitergelebt.
Als sie unangekündigt und unerwartet vor der Tür des Generals gestanden hatte, hatte seine Reaktion sie nicht enttäuscht. Sie war beinahe sofort zu ihm ins Haus gezogen, um ihn und ihre neue Familie besser kennenzulernen. Aber sie hatte immer gewusst, dass das keine Sache für immer war. Schon vor dem Wiedersehen mit Hunter hatte sie gespürt, dass es Zeit war, sich eine neue, eigene Zukunft aufzubauen.
Vielleicht hatte sie unterbewusst gehofft, sie könnte mit Hunter noch einmal von vorne beginnen. Das schien nun plötzlich unmöglich. Doch sobald der Fall ihres Vaters abgeschlossen war, würde sie sich um ihr eigenes Leben kümmern. Nicht das unstete Leben, das sie bisher geführt hatte, sondern ein Leben, das sie noch finden musste, wie sie Hunter einmal gesagt hatte. Vorher war an eine Beziehung zu einem Mann nicht zu denken.
Dieser Mann würde nicht Hunter sein.
Hunter beobachtete, wie Molly davonfuhr. Dann erst kehrte er in seine Wohnung zurück. Seine Kopfschmerzen waren nun beinahe unerträglich. Oh Mann! Es pochte wie eine Basstrommel in seinem Schädel. Schnell durchquerte er die Lobby, ohne nach links oder rechts zu sehen, den verwunderten Blicken derer ausweichend, die sich fragten, warum er barfuß und mit blankem Oberkörper durch eine Empfangshalle ging. Bis er wieder alleine war, vermied er es, an Molly oder ihre Bitte zu denken.
Als er seine Wohnung betrat, wusste er sofort, dass Allison gegangen war. Er machte ihr keinen Vorwurf nach der Szene von vorhin. Außerdem hatte er beschlossen, sich nicht um sie zu kümmern. Er ließ die Tür geräuschvoll ins Schloss fallen und blickte sich vorsichtshalber noch einmal prüfend um. Ihre Tasche, ihre Kleider und alles, was ihr gehörte, waren weg. Keine Nachricht. Nichts.
„Himmel!“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und warf sich aufs Bett. Er würde sie später anrufen und sich bei ihr entschuldigen, aber ihre Affäre oder wie auch immer man es nennen mochte, war definitiv vorbei. Dafür hatte Molly gesorgt.
Der bloße Gedanke an sie ließ alte Gefühle in ihm aufsteigen. Doch eines wusste er sicher, er würde ihr auf keinen Fall helfen, nur weil sie sich in den Kopf gesetzt hatte, ihn nun auf einmal zu brauchen. Zumindest versuchte er es sich einzureden, während er nicht aufhören konnte, unablässig an sie zu denken.
Wo hatte sie die ganze Zeit gesteckt, und wie war sie zurechtgekommen? Wie nah stand sie ihrem neu gefundenen Vater, und unter welchen Umständen hatte man ihn eingesperrt? Sie hatte nicht viel dazu gesagt, sondern ihn lediglich gebeten, ihr zu helfen. Er hatte es ihr aber auch nicht gerade leicht gemacht.
Und weil seine Entscheidung, ihr nicht zur Verfügung zu stehen, bereits feststand, war es überflüssig, noch länger über Molly nachzudenken. Er duschte sich, schlüpfte in seine Sachen und fuhr zu seinem neuen Büro in der Innenstadt von Albany, das er dank Laceys Großzügigkeit vor Kurzem eröffnet hatte. Als Lacey ihr Erbe ausgezahlt bekommen hatte, bestand sie darauf, sein Studentendarlehen zurückzuzahlen. Er hatte natürlich versucht, sie davon abzuhalten, weil er wusste, dass sie mit ihrem Geld auch etwas
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