Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
die Haltung zu bewahren. Vor zwei Sekunden hatte sie noch in ihren Wagen steigen und wegfahren wollen, um eine andere Lösung zu finden. Und jetzt schüttelte sie den Kopf. Die plötzliche Aussichtslosigkeit ihrer Situation ließ ihre Schläfen pochen. „Ich möchte niemand anderen als den Besten.“ Sie blickte in Hunters honigfarbene Augen. „Ich will dich.“
Als sie die Doppeldeutigkeit dessen, was sie gerade gesagt hatte, begriff, errötete sie heftig. Doch sie wollte ihre Worte nicht wieder zurücknehmen. Ihn wiederzusehen hatte ihr klargemacht, wie sehr sie ihn brauchte, ob es ihm nun gefiel oder nicht.
Er machte ein verdrießliches Gesicht. Seine wütende Miene kaschierte die Gedanken, die ihm plötzlich, hinter der imaginären, undurchdringlichen Mauer, die er errichtet hatte, durch den Kopf schossen. „Ich habe keine Zulassung für Kalifornien. Dort lebt dein Vater doch, oder?“
„Da lebt der Mann, von dem ich dachte, er sei mein Vater. Mein richtiger Vater ist der pensionierte General Frank Addams. Er lebt in Connecticut, und ich weiß, dass du dort und in New York zugelassen bist.“ Sie dachte, dass sie, wenn sie Hindernis für Hindernis aus dem Weg räumen würde, ihm keine andere Chance mehr lassen würde, als ihren Vater zu verteidigen.
„Ah, dann ist ja offensichtlich eine Menge passiert, seit du weggegangen bist. Und darum ging es dir damals auch, stimmt’s?“
Sie legte ihren Kopf in den Nacken und schaute in die Sonne. „Sieht so aus, als ob dein Leben auch ziemlich erfüllt war.“
Molly stellte sich vor, wie die Brünette, die sein Hemd getragen hatte, ihn vermutlich ziemlich auf Trab gehalten hatte.
„Soweit ich weiß, bist du plötzlich vom Erdboden verschwunden. Hast du ernsthaft von mir erwartet, ich würde hier herumsitzen und Däumchen drehen, bis du wieder zurückkommst?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Schulter gegen die immer noch geöffnete Autotür. Die unsichtbaren Mauern, die er um sich herum errichtet hatte, waren inzwischen turmhoch.
Seine Wut schmerzte sie wie ein Schlag ins Gesicht. Ihre Handflächen begannen zu schwitzen. Sie wischte sie an ihren Jeans trocken. Es war ja richtig, was er sagte. Sie hatte kein Recht dazu, ihn zu kritisieren oder sich zu beklagen. Sie war fortgegangen und nicht mehr zurückgekommen.
Es wäre ihm vermutlich egal gewesen, wenn er gewusst hätte, dass sie ihm geschrieben und diese Briefe in einer Kiste unter ihrem Bett aufbewahrt hatte. Die Tatsache, dass sie diese Briefe nie abgeschickt hatte, wäre nur ein weiterer Beweis für ihn gewesen, dass sie ihn ablehnte. Niemand außer ihr selbst kannte die Narben, die die Kindheit auf ihrer Seele hinterlassen hatte. Narben, die dank der Liebe ihres Vaters, der sie niemals freiwillig bei ihrer hartherzigen Mutter zurückgelassen hätte, begonnen hatten zu heilen.
Offenbar war diese Heilung zu spät gekommen, um ihre Freundschaft zu retten. Es war ein Risiko, das sie hatte eingehen müssen, aber Gott allein wusste, wie weh es ihr tat, dass sie Hunter diesmal für immer verloren hatte.
Sie schluckte. „Ich dachte nicht, dass du etwas von mir hören wolltest. Und Lacey wusste, wo ich war.“ Molly hatte Hunters beste Freundin Lacey kennengelernt, als sie noch in Hunters Heimatstadt lebte. Sie hieß eigentlich Lilly Dumont und hatte ihren Namen in Lacey geändert und ihre Kindergartenliebe Tyler Benson, Hunters anderen besten Freund, geheiratet. Die Verbindung dieser drei Menschen war unzertrennlich.
Es gab eine Zeit, in der Molly hätte eifersüchtig sein können, aber inzwischen begriff sie, dass diese Freunde Hunters einzige Familie waren, und sie mochte und respektierte sie gerade deswegen. „Hat Lacey dir nicht gesagt, wo ich bin?“, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe sie gebeten, deinen Namen nicht zu erwähnen.“
„Du brauchst deine Gefühle nicht zu beschönigen.“
„Keine Sorge. Das werde ich nicht.“
Plötzlich fröstelte sie, ohne dass die kalte Märzluft schuld daran gewesen wäre. Molly tat ihr Bestes, um sich vor Hunter keine Schwäche zu erlauben. Er wollte sie verletzen, und deshalb musste sie stark sein. Zumindest so lange, bis sie ihn davon überzeugt hatte, dass ihm keine andere Wahl blieb, als ihr zu helfen.
Sie grub ihre Fingernägel in ihre Handfläche und wünschte sich, diese Konversation beenden und sich aus ihrer misslichen Lage befreien zu können. Doch sie wollte noch einen Versuch wagen, ihn für die
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