Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Besseres anfangen konnte, aber sie hatte es trotzdem getan.
Als Gegenleistung, hatte er entschieden, wollte er sich noch mehr auf Pro-Bono-Fälle konzentrieren, um denjenigen zu ihrem Recht zu verhelfen, die sich keinen ordentlichen Rechtsbeistand leisten konnten. Er hatte ein größeres Büro gemietet und Partner ins Geschäft geholt, um die Menschen in seiner Heimatstadt Hawken’s Cove, die ebenfalls auf ihn zählten, nicht im Stich zu lassen. Er unterhielt die Kanzlei zusammen mit einem Anwalt, der für ihn einsprang, wenn er nicht da war.
Nachdem er alle Mitarbeiter angeblafft hatte, die ihm an diesem Samstag im Büro begegneten, wusste er, dass heute nichts mit ihm anzufangen war. Deshalb verließ er das Büro und fuhr lieber zu seinen Freunden. Ty und Lacey waren übers Wochenende in ihre Heimatstadt gekommen, um Tys Mutter zu besuchen. Ihr Timing hätte nicht besser sein können.
Am Telefon verabredeten sie sich für ein Treffen in ihrer alten Stammkneipe Night Owl’s. Er bestellte sich ein Bier an der Bar und trug es zu dem Tisch, an dem seine Freunde beim Abendessen saßen. Er hatte Ty schon von Mollys plötzlicher Wiederkehr erzählt und war sich sicher, dass auch Lacey inzwischen davon wusste. Deshalb sah er keinen Grund für weitere Erklärungen. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu ihnen.
Ty beäugte die Flasche in Hunters Hand und betrachtete sie missbilligend.
„Bier statt Wodka.“
„Warum fragst du?“, fragte Hunter.
Ty hob die Achseln. „Das weißt du doch genau.“
Hunter reagierte auf Tys Kommentar mit einem Schluck aus der Flasche. Nach seinem Studium hatte er seinen Geschmack erheblich verfeinert. Er hatte begonnen, sich wie ein Anwalt zu kleiden, und gute Wodkamarken bevorzugt. Aber das gehörte zu einer Zeit, als es ihm noch wichtig gewesen war, wie man über ihn dachte. Und bevor er gelernt hatte, dass die äußere Erscheinung nur wenig bedeutete, weil er trotzdem immer der Junge bleiben würde, der durch die Tür des Waisenhauses auf die Schattenseite des Lebens geraten war. Ein Junge, dem niemand etwas Gutes zutraute. Seit der Trennung von Molly, falls man es überhaupt so nennen konnte, war er wieder in diese alte Rolle zurückgefallen.
„Wer hart lebt, muss ordentlich trinken“, sagte Lacey, die den Kopf schüttelte, um ihrer Enttäuschung und Sorge um ihn Ausdruck zu verleihen. „Ich dachte, du wärst so langsam mit dieser Selbstzerstörungsnummer fertig. Weißt du eigentlich, welche Sorgen wir uns um dich gemacht haben?“ Lacey streckte ihren Arm aus, um seine Hand zu berühren. „Ty, bitte sag es ihm.“
Ihr Mann zuckte bloß wieder mit den Achseln. „Ich mache mir keine Sorgen. Ich glaub nur, dass du ein Blödmann bist und dein Leben wieder in Ordnung bringen solltest. Keine Frau ist es wert – autsch!“, fluchte er, als er den Ellbogen seiner Frau in den Rippen spürte.
„Du weißt schon, wie ich das meine“, sagte Ty, während er Lacey in den Arm nahm und sie auf die Wange küsste, bevor er sich wieder auf Hunter konzentrierte. „Um Molly zu vergessen, hast du dich in Arbeit vergraben und dich in die Arme zahlloser Frauen geflüchtet, und es war trotzdem vergebens. Jetzt ist sie wieder da, und sie braucht deine Hilfe. Das sind zwei Dinge, denen du nicht so ohne Weiteres widerstehen können wirst, also …“
„Sie hat mich fallen lassen, und danach war sie fast ein Jahr lang verschwunden. Nicht ein Wort …“
„Ich habe immer von ihr gehört“, erinnerte ihn Lacey.
Er räusperte sich. „Wie gesagt, ich habe bis jetzt, wo sie meine Hilfe benötigt, kein Wort von ihr gehört. Eine kostenlose Rechtsberatung will sie, sollte ich wohl noch hinzufügen. Von Hunter, diesem Trottel, der ihr nichts abschlagen kann. Haha. Kommt nicht infrage. Unter keinen Umständen. Ich werde ihr nicht helfen.“ Er donnerte seine Flasche auf den Tisch, um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen.
„Kostenlose Rechtsberatungen sind aber doch dein Metier“, schmeichelte ihm Lacey mit honigsüßer Stimme.
Gute Freundin hin oder her, Hunter war kurz davor, sie zu erwürgen.
„Außerdem bist du es Molly schuldig“, sagte sie.
„ Was bin ich?“ Hunter legte die Hand hinter das Ohr, um herauszufinden, ob er noch richtig hörte.
„Du bist es ihr schuldig. Letztes Jahr, als alles den Bach hinunterging, dachte ich, dass Onkel Marc mich töten wollte, damit er mein Erbe beanspruchen kann. Und statt dich auf Mollys Seite zu stellen, hast du mich dabei auch noch
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