Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
ich mir die Freiheit, ein paar Dinge zu recherchieren. General Addams lebt zurzeit in Dentonville, Connecticut. Ich wünsche Dir alles gute. Martin
Mollys Magen zog sich zusammen. Das Schwindelgefühl verwandelte sich in Übelkeit. Sie litt körperliche Qualen und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, sich nicht vor Schmerz zu krümmen. Die Nachricht warf sie nur deshalb nicht vollkommen aus der Bahn, weil sie sich vor Augen hielt, dass es nicht ihr richtiger Vater war, den sie verlor, jedenfalls keiner, der sich je um sie gekümmert hätte. Dennoch war sie weit davon entfernt, die Neuigkeiten zu verdauen.
Mit zitternden Händen faltete sie den Brief zusammen und versuchte vergeblich, ihn in das Kuvert zurückzustecken. Genau wie dieser Brief schien Molly nirgendwo hineinzupassen. Wenigstens wusste sie nun, weshalb das so war.
Der Mann, den sie bisher für ihren leiblichen Vater gehalten hatte, hatte die ganze Zeit gewusst, dass er es in Wirklichkeit gar nicht war. „Gut. Das erklärt wenigstens sein Desinteresse“, murmelte sie vor sich hin. Was ihre Mutter Francie betraf, so war diese schon immer eine selbstsüchtige, egozentrische Primadonna gewesen. Doch mit ihr würde sich Molly ein anderes Mal beschäftigen.
Das Ausmaß dieses Briefes machte sie fassungslos. In ihrem Kopf schwirrte es. Sie hatte Hunter, dem Mann, der vermutlich die Liebe ihres Lebens war, einfach die kalte Schulter gezeigt, weil sie gespürt hatte, dass ihr noch etwas Wichtiges fehlte, obwohl sie bis vor fünf Minuten noch keine Ahnung hatte, was das war oder wo sie es finden würde. Jetzt, wo sie noch einmal die Adresse betrachtete, die Martin ihr geliefert hatte, gab es endlich ein Ziel. Mehr noch. Sie kannte den Namen ihres echten Vaters.
Ihr leiblicher Vater. Mollys Herz schlug schneller, als sie begriff, dass sie das, was ihr fehlte, tatsächlich in Dentonville, Connecticut, finden konnte. Man würde sie dort entweder willkommen heißen oder ablehnen, aber dann wüsste sie immerhin, woran sie war.
Sie kletterte in ihren Wagen, griff nach der Wasserflasche, die sie vorher im Handschuhfach verstaut hatte, und trank einen großen Schluck daraus. Wenn auch sonst nichts dabei herauskam, so wäre sie am Ende wenigstens um einige Antworten reicher, dachte Molly. Und vielleicht würde sie sich endlich selbst finden.
Sie startete den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr die Auffahrt hinunter. Die Reise begann. Sie hatte nicht vor, einfach aus heiterem Himmel bei ihrem echten Vater aufzukreuzen und nahm lieber den langen Umweg über Kalifornien in Kauf, um vorher den Menschen wiederzusehen, der ihr die Neuigkeiten mitgeteilt hatte. Etwas mehr Hintergrundwissen konnte schließlich nicht schaden. Dessen ungeachtet hoffte Molly natürlich, dass am Ende ihrer Reise etwas Gutes stehen würde. Schließlich hatte sie etwas sehr Wertvolles dafür geopfert.
1. KAPITEL
Acht Monate später
I ch will, dass mein Vater sofort aus dem Gefängnis entlassen wird“, forderte Molly vom Pflichtverteidiger ihres Vaters.
Bill Finkel blätterte durch die Papiere, die vor ihm lagen, und suchte nach weiß der Himmel was. Jedes Mal, wenn man diesem Menschen eine Frage stellte, durchforstete er erst einmal seine Akten. Er wirkte völlig unorganisiert. Endlich richtete sich sein Blick auf Molly. „Es geht hier um einen Mordfall.“
Sie betrachtete ihn spöttisch. „Und?“
Er schaute erneut auf seine Papiere und raschelte mit den losen Blättern.
Molly war es langsam leid, auf seinen Kahlkopf zu blicken. „Ich kenne mich zwar nicht besonders gut mit dem Strafrecht aus, aber ich weiß, dass der General in Ehren aus seinem Militärdienst entlassen wurde, und es daher möglich sein muss, ihn gegen eine Kaution hier herauszubekommen.“ Ihr Studium des Immobilienrechts schien ihr im Augenblick wie vergeudete Zeit.
Bill räusperte sich. „Es ist vielleicht nicht ganz so einfach. Immerhin wird Ihr Vater des Mordes an seinem Freund und Geschäftspartner beschuldigt. Er besaß einen Schlüssel für das Büro, in dem die Leiche gefunden wurde, und ein Motiv hatte er auch. Immerhin hatte er herausgefunden, dass Paul Markham Geld aus dem gemeinsamen Immobilienunternehmen unterschlug.“ Der Pflichtverteidiger las jedes Wort ab.
Wurden gute Anwälte denn nicht dafür bezahlt, dass sie sich schnell etwas einfallen ließen? „Es hängt alles von den Indizien und den äußeren Umständen ab. Bitten Sie den Richter, die Indizien gegen Franks guten Ruf, seine
Weitere Kostenlose Bücher