Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
das verübeln?
Endlich erreichten sie den Tresen.
„Eine große koffeinfreie Latte mit fettfreier Milch und zuckerfreier Vanille?“, fragte der junge Mann hinter dem Tresen.
Er hatte kurzes, dunkelbraunes Haar, und sein Blick wanderte immer wieder zu Mollys Brüsten. Er war jung und offenbar eingebildet genug, zu glauben, dass er bei einer Frau wie Molly landen konnte.
Hunter biss die Zähne zusammen, als Molly diesen Burschen mit einem strahlenden Lächeln begrüßte. „Du hättest mich auch fragen können, ob ich das Übliche haben will.“
Der Thekenmann zuckte mit den Achseln und nahm einen Becher vom Regal. „Aber ich wollte dich beeindrucken.“
Molly legte ihre Hand auf seine. „Du beeindruckst mich immer, J.D.“
„Ich hätte gerne einen großen schwarzen Kaffee“, mischte sich Hunter ein, als ihm klar wurde, dass dieses Kind ihn ignorierte, weil es bei Molly Eindruck schinden wollte.
„Wie geht’s deinem Vater?“, fragte J.D. Molly, während er sich um ihren Kaffee kümmerte.
„Es geht ihm gut. Er ist zuversichtlich, dass er bald entlastet wird.“
„Freut mich, zu hören. Sobald er draußen ist, sagst du ihm bitte, dass er, wann immer er eine Pause braucht, hier vorbeikommen soll. Ich spendiere ihm den Kaffee.“ J.D. schenkte Molly ein breites Grinsen.
„Führt der Weg zum Herzen einer Frau durch den Magen ihres Vaters?“, fragte Hunter.
Molly stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. „Psst. Er will doch nur nett sein.“
Hunter bezahlte für die beiden Kaffees, obwohl Molly protestierte. Diese Geste, so hoffte er, würde diesem Romeo hinter der Theke zeigen, dass Molly mit Hunter da war.
Endlich gab J.D. Hunter das Restgeld zurück und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Molly und Hunter setzten sich an einen kleinen Tisch im hinteren Teil des Cafés.
„Muss man nicht mindestens siebzehn sein, um arbeiten zu dürfen?“, fragte Hunter. „Dieser Kerl ist kaum alt genug, sich zu rasieren.“
Molly lehnte sich zurück. Ihre Augen funkelten, während sie lachte. „Bist du eifersüchtig auf J.D.?“ Sie schien sich ernsthaft über ihn lustig zu machen.
„Ich bin auf niemanden eifersüchtig.“ Hunter konnte nicht glauben, dass er sich in diese Lage gebracht hatte. „Jetzt mal zurück zu deinem Vater“, sagte er, weil dieses Thema garantierte, dass sie sich auf etwas anderes konzentrierte.
„Er ist unschuldig“, erklärte Molly heftig.
Und Hunter musste feststellen, dass dieses Thema auch nicht leichter war. „Es ist nicht wichtig, ob er schuldig oder unschuldig ist, ich werde ihn auf jeden Fall so gut wie möglich vertreten. Du hast selbst Jura studiert. Du weißt das.“
Sie rang mit den Händen und beugte sich zu ihm. „Aber es ist wichtig, dass du an seine Unschuld glaubst.“ Molly wirkte ungehalten. Sie sah zwar süß aus, aber ihre Unterlippe war vorgeschoben.
Er hatte keine Lust, sich mit ihr zu streiten, aber sie musste begreifen, dass es nicht seine Aufgabe war, Partei zu ergreifen, weder als zuständiger Anwalt noch als der Mann, der wieder einmal viel zu leicht ihrem Zauber zu unterliegen drohte. Wenn er sich um Schuld oder Unschuld ihres Vaters oder um Mollys Gefühle kümmern würde, würde er sich selbst einer Zurückweisung aussetzen, über die er diesmal nicht in acht Monaten hinwegkommen würde.
„Molly …“
Sie beugte sich vor. „Du hast die Unterlagen gelesen, du kennst die Fakten, aber du weißt nichts über diesen Mann, meinen Vater. General Addams würde seinen besten Freund niemals umbringen“, sagte sie in einem flehentlichen Ton und mit einem seelenvollen und bittenden Ausdruck in ihren Augen.
Hunter stöhnte und versuchte, mit ihr zu sprechen, wie er mit jedem Klienten sprach, der darauf bestand, dass er seine Unschuld glauben müsse, um ihn angemessen vertreten zu können. „Hör mir mal zu. Du brauchst mich als Anwalt für deinen Vater und nicht als seinen Freund. Da gibt es einen großen Unterschied.“
Sie schüttelte den Kopf, und dabei stieg ihm ein Hauch ihres Parfums in die Nase. Sein Unterleib reagierte, als ob sie sich an ihn gedrückt hätte, aber sein Gehirn schaffte es dennoch, irgendwie zu funktionieren und sich auf ihre Unterhaltung zu konzentrieren.
„Er ist mein Vater. Mein leiblicher Vater. Einer, dem ich wichtig bin …“ Sie brach ab, schluckte und kämpfte sichtlich gegen die Tränen.
Mist.
„Schau mal“, begann er, „ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie du dich jetzt fühlst, aber ich werde mein
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