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Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Titel: Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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in Wahrheit nach einer Zukunft sehnte, die sehr wahrscheinlich unerreichbar für sie war.
    „Okay, ein Punkt für dich.“
    Er kam ganz nah an sie heran. „Alles wird gut, Molly.“
    „Das kannst du mir nicht versprechen.“
    „Damit hast du vielleicht recht“, sagte er, während sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spürte. „Aber ich kann dir versprechen, dass du den besten Anwalt aus New York und Connecticut auf deiner Seite hast.“
    „Und den eingebildetsten“, lachte sie und fühlte sich wieder etwas wohler.
    Jetzt, wo er seine Wut losgeworden war, übte er die von ihr so dringend benötigte beruhigende Wirkung auf sie aus. Und wenn sie an den Kuss dachte und das Gefühl, das sie auf dem Motorrad zwischen ihren Beinen gespürt hatte, wusste sie, dass er noch eine ganz andere Wirkung auf sie hatte.
    Solange er neben ihr stand, konnte sie ihn noch einmal auf das Thema ansprechen, das sehr wichtig für sie war. „Versprichst du mir, dass wir die Unterhaltung über Schuld und Unschuld fortführen, sobald du mit meinem Vater gesprochen hast?“ Es war ihr wichtig zu wissen, dass er genauso an ihren Vater glaubte wie sie.
    Schließlich hing das ganze Wohlergehen ihrer Familie von ihm ab.
    „Wir werden noch darüber reden“, versprach er diplomatisch. Kein Wunder, dass er ein so guter Anwalt war.
    Und ein so toller Mann.
    Die Sache mit ihrem Vater hatte sie wieder zusammengebracht. Molly hoffte, die Zeit nutzen zu können, um auch die anderen Verbindungen zwischen ihnen wieder zu stärken.
    Jessie lag neben Seth auf dessen Bett. Ihr Kopf ruhte auf einem Berg von Kissen, während er am Fußende des Bettes auf einem Kleiderstapel lag, den er, so erwartete es seine Mutter, irgendwann wegräumen sollte.
    Jessie war jeden Tag nach der Schule bei ihm gewesen, obwohl er nicht mit ihr redete. Gar nichts. „Ich weiß, dass du aufgewühlt bist, weil dein Vater, ähm, getötet wurde, aber du musst darüber reden, sonst wirst du dich niemals besser fühlen.“
    Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Das ist es nicht alleine.“
    „Was denn?“ Sie wollte es unbedingt wissen.
    Sie und er erhoben sich gleichzeitig, bis sie sich frontal gegenübersaßen. „In der Nacht hat mein Vater meine Mutter geschlagen“, sagte er in einem rauen Tonfall, den sie nicht von ihm gewohnt war. „Ich habe ihn gehört.“
    „Was?“ Sicher, sein Vater war jähzornig, und wenn er schlechte Laune hatte, wirkte er manchmal beängstigend, aber er war ihr Onkel Paul, der niemals jemanden geschlagen hätte. Da war sie sich sicher. „Vielleicht hast du nur geglaubt, dass das passiert ist, aber …“
    Seth schüttelte den Kopf. „Ich weiß es genau. Er hat sie geschlagen, und sie hat zu ihm gesagt, dass sie die Nase voll hätte, und dass es das letzte Mal gewesen sei, dass er die Hand gegen sie erhoben hätte.“ Seine Stimme brach. Er zitterte am ganzen Leib.
    Jessie erschauerte plötzlich auch. Ihr wurde übel. „Mann!“, sagte sie. „Mann!“ Ihr fehlten die richtigen Worte, um Seth zu trösten. „Es tut mir leid.“ Das war das Einzige, was ihr dazu einfiel.
    Er starrte mit glasigen Augen vor sich hin. Sie wusste nicht einmal, ob er sie überhaupt gehört hatte. „Ich wusste nicht …“, sagte er. „Ich lebte mit ihnen unter einem Dach und wusste nicht, dass mein Vater meine Mutter geschlagen hat. Ich hätte es aber wissen müssen. Ich hätte ihn aufhalten müssen.“ Er schaukelte mit seinem Oberkörper vor und zurück.
    Jessie hielt es keine Sekunde länger aus. Sie krabbelte zu ihm und legte ihren Arm um seine bebenden Schultern. „Wie hättest du das denn wissen sollen, wenn deine Eltern nicht wollten, dass du es mitbekommst. Du bist das Kind. Sie sind die Erwachsenen. Du kannst dir nicht die Schuld daran geben.“
    „Doch, das kann ich.“
    Er klang plötzlich wie sein Vater, der genau wie Jessies Vater Offizier in der Armee gewesen war. Er wusste, wie man Befehle erteilte. Beide Männer lebten dafür, ihre Lieben zu beschützen. Jessie hielt sich selbst nicht für besonders intelligent, nicht so wie ihre Schwester Robin, die an der Universität in Yale war. Aber sie verstand etwas von Menschen, vor allem von denen, die sie liebte. Seth hatte entdeckt, dass sein Vater nicht der Held war, den er in ihm gesehen hatte, und er gab sich die Schuld für etwas, das er vorher nicht gewusst hatte. Und dafür, dass er sich nicht wie der Mann im Haus verhalten hatte, der sein Vater offenbar nicht gewesen war.
    „Da ist noch

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