Fangjagd
stellen…“
Aber Newman schüttelte den Kopf. Er knöpfte seinen Mantel zu. Erst als er bereits die Türklinke in der Hand hielt, gab er Lachenal zum Abschied ein Rätsel auf.
„Ich weiß übrigens endlich, was
Terminal
bedeutet. Gestern habe ich mit jemand gesprochen, der mir unabsichtlich die Erklärung dafür geliefert hat.“
31
„Ich bin da, falls ich gebraucht werde“, sagte Lee Foley, der den Telefonhörer in der linken Hand hielt, während er mit der rechten nach seiner brennenden Zigarette im Aschenbecher griff.
„Daß alle diese Leute zu dem Empfang kommen, bedeutet meiner Überzeugung nach, daß dort ein dramatischer Auftritt bevorsteht. Ich bin wie gesagt auf jeden Fall dort, um nichts zu versäumen…“
In Zimmer 214 legte der Amerikaner den Hörer auf, warf einen Blick auf seine Uhr und streckte sich auf dem Bett aus. Kurz nach halb zwölf. Heute blieb er in seinem Hotelzimmer, in dem bereits saubergemacht worden war. Außen an der Türklinke baumelte der Anhänger mit der Aufschrift
Bitte nicht stören!
Foley hatte sich sein Mittagessen vom Zimmerservice bringen lassen. Der Fuchs befand sich in seinem Bau – und würde erst hervor kommen, wenn die Zeit dafür gekommen war. Er schloss die Augen und war binnen kurzem fest eingeschlafen.
Newman trat aus der Telefonzelle und ging den vertrauten Weg in die Junkerngasse. Blanche erwartete ihn. Sie trug einen beigefarbenen Pullover und ihre schwarzen Lederjeans, praktische Kleidung für den Fall, das sie mit dem Motorrad fahren musste.
„Ich möchte dich um einen großen Gefallen bitten“, erklärte Newman ihr, „und habe nur wenig Zeit. Wärst du bereit, mir deine Wohnung für ein paar Tage zur Verfügung zu stellen?
Ich habe vorsichtshalber schon einmal ein Zimmer für dich im Bellevue Palace gebucht. Möglicherweise brauche ich ein Versteck – und deine Wohnung liegt wunderbar zentral“.
„Natürlich kannst du sie haben!“
„Allerdings nicht für mich selbst. Wenn du einverstanden bist, möchte ich dich bitten, alle Wertsachen und vertraulichen Papiere wegzusperren. Dein Gast auf Zeit ist möglicherweise neugierig. Das ist allerdings nur eine Vermutung…“
„Wann soll ich ins Bellevue Palace umziehen? Hier hast du einen zweiten Wohnungsschlüssel.“
„Gegen dreizehn Uhr. Nimm ein paar Sachen zum Wechseln mit. Und etwas für den Abend – für einen Empfang. Auf diese Weise schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich habe ein ‚sicheres Haus‘, wie die Profis sagen. Und ich habe dich in meiner Nähe, wo ich dich im Auge behalten kann. Es hat schon zu viele Tote gegeben!“
Im Bellevue Palace klopfte Tweed halblaut an eine Zimmertür, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß der Korridor menschenleer war. Die Tür der Suite wurde von einem kleinen, auffällig breitschultrigen Mann mit großem Kopf, dichtem schwarzem Haar und energischem Mund geöffnet. Er rauchte eine duftende Havanna und trug einen teuren, konservativen dunkelblauen Maßanzug.
„Herein mit Ihnen, Tweed!“ sagte Dr. Max Nagel. „Wie immer auf die Minute pünktlich“.
„Möglicherweise kommen wir endlich voran“, antwortete der Engländer, während Nagel die Tür schloß und ihm mit einer Handbewegung einen Klubsessel anbot, in dem Tweed beinahe versank.
„Sie machen mich neugierig“, fuhr Nagel auf Englisch fort und nahm ihm gegenüber in einem weiteren Sessel Platz. „Sie haben mir im Fall Krüger aus einer großen Verlegenheit geholfen, als sich herausgestellt hat, daß die von ihm unterschlagenen Gelder bei meiner Bank deponiert waren“.
„Das war nur möglich, indem wir verfolgt haben, in welcher Richtung der englische Journalist Newman recherchiert hat. Ich habe die Figuren auf dem Terminal-Spielbrett nach bestem Wissen aufgestellt. Jetzt können wir nur noch hoffen und beten…“
„Vielleicht nicht nur das!“ Nagel, der mit auffällig rauher Stimme sprach, griff nach seinem Aktenkoffer, öffnete das Zahlenschloß und nahm mehrere zusammengeheftete Blätter heraus. „Diese Photokopien zeigen die verschlungenen Wege, auf denen nicht weniger als zweihundert Millionen Franken in bestimmte Hände gelangt sind. Diese Summen sind ursprünglich an eine Briefkastenfirma in Liechtenstein gezahlt worden, aber von dort – simsalabim! – in die Schweiz zurück transferiert worden. Und wer hat sie wohl bekommen?“
„Professor Armand Grange?“
„Allerdings! Sie können diese Photokopien behalten. Wie sieht Ihre Strategie aus?
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