Fangjagd
Waffen auszustatten? Das wäre genau die Ausrede, die Moskau braucht, um seine eigenen Anstrengungen auf diesem diabolischen Gebiet zu verdoppeln.
Deshalb bin ich hier, Beck. Deshalb ist man in London besorgt.
Deshalb interessiere ich mich so lebhaft für die Klinik Bern“.
„Gut gebrüllt, Löwe!“ meinte Beck sarkastisch. Er nahm wieder Platz. „Ich verstehe Ihre Besorgnis. Können wir offen miteinander sprechen? Gut. Manfred Seidler ist letzte Nacht im Jura ermordet worden…“
„Verdammt noch mal! Dabei war er der entscheidende Zeuge!“
„Ganz recht. Das macht meine Arbeit keineswegs leichter, Tweed. Darf ich fragen, woher Sie soviel wissen?“
„Ein Komplize Seidlers hat eine Gasmaske aus der letzten Lieferung einem Angehörigen der englischen Botschaft in Wien verkauft. Unser Mann ist Seidler bis nach Wien-Schwechat gefolgt und hat beobachtet, wie er in ein Schweizer Geschäftsreiseflugzeug gestiegen ist. Daraufhin habe ich veranlaßt, daß unsere Leute die hiesigen Flughäfen überwachen. In Bern-Belp sind sie dann fündig geworden.
Unser Mann hat gesehen, wie die Ladung aus Wien mit einem Fahrzeug mit der Aufschrift
Klinik Bern
abtransportiert worden ist. Der Wagen ist vom Flughafen aus in Richtung Klinik davongefahren …“
„Sie scheinen hierzulande recht aktiv gewesen zu sein.“
Beck lächelte resigniert. „Unter anderen Umständen wäre ich wahrscheinlich wütend“. Er drückte auf eine Taste seiner Gegensprechanlage. „Gisela, bitte zwei Tassen Kaffee. Für meinen Gast ohne Milch und Zucker… Augenblick!“ Er sah zu Tweed hinüber. „Wie wär’s mit einem kleinen Cognac zum Kaffee?“
„Danke, nicht so früh am Morgen.“
„Gut, das wär’s Gisela.“ Er ließ die Taste los. „Was wissen Sie noch, mein Freund?“
„Wir wissen beispielsweise“, fuhr Tweed leidenschaftslos fort, „daß Sie unter starkem Druck stehen, Ihre Ermittlungen einzustellen – und daß dieser Druck vom Goldklub ausgeübt wird. Ich bin hergekommen, um Ihnen zu helfen, diesem Druck unter keinen Umständen nachzugeben. Sie dürfen alles, was ich gesagt habe – und noch sagen werde –, Ihrem Chef und anderen Berechtigten weitererzählen. Als letztes Mittel, als wirklich allerletztes Mittel bleibt uns noch die Möglichkeit, unsere Version von den Vorkommnissen in der Klinik Bern unter die Leute zu bringen…“
„In dem wir einem Journalisten wie Robert Newman einen Tip geben?“
Tweed machte ein überraschtes Gesicht. „Recherchiert er etwa auch in dieser Sache?“
„Das weiß ich nicht hundertprozentig“, gab Beck zu. „Er ist mit seiner Verlobten hier – einer Amerikanerin. Ihr Großvater ist Patient in der Klinik.“
„Darf ich einen Vorschlag machen, wie wir weitermachen könnten?“ fragte Tweed verhalten drängend.
„Bitte sehr, ich bin allen Vorschlägen aufgeschlossen! Sie scheinen ein eigenes Agentennetz in der Schweiz aufgebaut zu haben. Möglicherweise wissen Sie mehr als ich“.
„Wir stellen die Klinik Bern unter Überwachung – Tag und Nacht. Genauer gesagt: Wir bringen ein Kamerateam so in Stellung, daß es nicht nur die Klinik, sondern auch das Labor und das übrige Klinikgelände überwachen und photographieren kann. Der Höhenzug hinter der Klinik ist bewaldet…“
„Sind Sie schon dort gewesen?“
„Ich habe mir das Gelände auf der Karte angesehen“.
„Ich kenne den Wald, den Sie meinen. Er bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten – aber ich kann das Kamerateam erst heute abend, lange nach Einbruch der Dunkelheit, in Stellung gehen lassen. Sonst riskieren wir, daß meine Leute beobachtet werden.“
„Vom Militärischen Nachrichtendienst?“ erkundigte der Engländer sich.
„Sie sind wirklich fleißig gewesen!“
Beck machte eine Pause, als an die Tür geklopft wurde, rief „Herein!“ und spielte dann mit einem Bleistift, während Gisela den Kaffee servierte. Nachdem sie wieder hinausgegangen war, beugte Tweed sich nach vorn, um das Gesagte zu betonen.
„Sorgen Sie bitte dafür, daß Ihre Leute mit Infrarotkameras und Nachtsichtgeräten ausgerüstet sind. Die Gefahr – und damit das Beweismaterial, das sie beschaffen sollen – scheint hauptsächlich nachts aufzutreten. Hannah Stuart ist nachts umgekommen. Mrs. Laird ebenfalls…“
„Über den Fall Laird hat nichts in der Presse gestanden!“ sagte Beck scharf.
„Im Militärischen Nachrichtendienst gibt’s verschiedene Leute, denen diese Sache ebenso unheimlich ist wie uns“, stellte
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