Fangjagd
Deutschlandaufenthalt bei einer befreundeten Arztfamilie zurückgekommen.“ Sie machte eine Pause. „Bob, glaubst du wirklich, daß diese Gasmasken in der Klinik Bern an Menschen erprobt werden?“
„Ich bin davon überzeugt, daß wir noch nicht alle Hintergründe kennen. Ich möchte nicht die Hand dafür ins Feuer legen, daß Granges eigentliches Ziel mit der Erprobung der sowjetischen Gasmasken erreicht ist.“ Newman sprach rasch weiter. „Aber darüber wollen wir erst reden, wenn ich Grange kennengelernt und Gelegenheit gehabt habe, mir ein Bild von ihm zu machen.
Vielleicht wär’s besser, wenn wir Jesse heute aus der Klinik holen würden. Wenn’s dir recht ist, könnten wir gleich nach dem Frühstück hinfahren…“
„Ich bezweifle, daß das sinnvoll wäre. Jesse weigert sich bestimmt, mit uns zu kommen – und ohne seine Einwilligung können wir ihn nicht mitnehmen. Ich möchte erst einmal selbst mit Grange sprechen. Und ich bin davon überzeugt, daß Grange keine weiteren Schritte unternehmen wird, bevor er seinen Auftritt im Rahmen des Empfangs hinter sich gebracht hat“.
„Gut, wie du willst. Aber ich bin nicht sehr glücklich über deine Entscheidung.“ Newman trank seinen Kaffee aus. „Du versprichst dir offenbar viel von diesem Empfang. Weißt du zufällig irgendwas, das du mir bisher verschwiegen hast?“
„Was könnte das wohl sein?“ fragte Nancy kratzbürstig. „Du willst bloß, daß alles nach deiner Nase geht!“
„Schon gut, schon gut“, wehrte er ab. „Du bist übermüdet.
Reden wir einfach nicht mehr davon“.
Tweed befand sich auf dem Kriegspfad. Nachdem er frühzeitig im Frühstücksraum erschienen war – mit dem Zimmerservice wollte er sich gar nicht erst aufhalten –, verließ er ohne weiteren Aufenthalt das Hotel, um seinen Besuchstermin bei Arthur Beck einzuhalten. Er betrat die Taubenhalde durch den Haupteingang und legte seinen Reisepaß auf die Theke an der Reception. In diesem Augenblick trat Beck aus dem Lift.
„Kommen Sie, wir fahren gleich zu mir hinauf“, lud er Tweed ein. „Sie brauchen kein Anmeldeformular auszufüllen…“
Wer Tweed näher kannte, hätte die Gefahrenzeichen erkannt.
Die Augen hinter seinen Brillengläsern funkelten geradezu. Er marschierte mit energischem Schritt zum Aufzug und musterte Beck durchdringend, als der Schweizer nach ihm die Kabine betrat.
Die beiden Männer fuhren schweigend in den neunten Stock hinauf, wo Beck die Kabinentür mit seinem Schlüssel aufsperrte. Im Flur steckte er seine Karte in die Stechuhr und danach in das Fach mit seinem Namen, bevor er dem Besucher die Tür seines Dienstzimmers öffnete. Tweed zog seinen Mantel aus und nahm in dem Besuchersessel vor dem Schreibtisch Platz. „Nochmals willkommen in Bern“, begann Beck.
„Hoffentlich bin ich Ihnen auch nach diesem Gespräch noch willkommen“, warnte Tweed ihn. „Ich bin hier, weil wir uns große Sorgen wegen der Klinik Bern machen – und wegen der Versuche, die dort möglicherweise unter militärischer Aufsicht vorgenommen werden…“
„Hören Sie, mir gefällt Ihr Tonfall nicht“, unterbrach Beck ihn steif.
„Und mir gefällt der Grund für meinen Besuch nicht!“
„Sie reden Unsinn, Tweed. Woher haben Sie diesen Unsinn mit der Klinik?“
„Aus verschiedenen Quellen.“ Tweed zündete seine Bombe.
„Wir sind über Manfred Seidler informiert. In London haben wir eine der Gasmasken, wie er sie an die Klinik Bern geliefert hat. Sachverständige aus dem Verteidigungsministerium haben sie untersucht und uns bestätigt, daß es sich um die modernste Ausführung handelt, mit denen die sowjetischen ABC-Trupps gegenwärtig ausgestattet werden.“
Beck, dessen Gesichtsausdruck starr geworden war, stand mit einem Ruck auf. Er blieb hinter seinem Schreibtisch stehen, vergrub die Hände in den Jackentaschen und musterte den Engländer, der seinen Blick gelassen erwiderte.
„Nehmen wir einmal an, Ihre ungeheuerlichen Unterstellungen träfen auch nur halbwegs zu – inwiefern wären Sie dann betroffen?“
„Diese Sache geht den amerikanischen Präsidenten und die englische Premierministerin an, die sich beide bemühen, mit den Sowjets einen neuen Vertrag zur Ächtung chemischer Waffen in Europa abzuschließen. Sie lesen doch wohl auch Zeitungen? Können Sie sich den Propagandavorteil vorstellen, den Moskau daraus ziehen könnte, wenn auch nur ein einziges westeuropäisches Land auf die Idee käme, seine Streitkräfte mit chemischen
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