Fangjagd
ihn interessiert.“
Der Arzt schüttelte den Kopf. „Jetzt rede ich
wirklich
zuviel…“
„Was hatte Jesse damals zu tun?“
„Er ist jeden Morgen weit in die Wüste hinaus geritten. Die CIA hat ihm eine Kamera mitgegeben. Eines Morgens hat Jesse gesehen, wie einer der deutschen Piloten einem Unbekannten einen Briefumschlag übergab. Der Unbekannte hatte ihn mit einem Revolver bedroht…“ Rosen zuckte mit den Schultern. „Das hätte er lieber nicht tun sollen! Jesse hat ihn niedergeritten, der andere CIA-Mann ist aufgetaucht, und ein deutscher Pilot ist für immer verschwunden. Der CIA-Mann hat den Unbekannten erschossen. Jesse hat mir einige Jahre später da von erzählt.“
„Sie haben gesagt: ‚Wenn Jesse Leukämie
hätte …
‘“
„Ein Versprecher. Glauben Sie, daß ein Mann wie Jesse, der die Wüste über alles liebt, freiwillig in die Schweiz übersiedeln würde? Ein Mann wie er, der mit nichts angefangen und aus einem Bankkredit ein Vermögen von zwölf Millionen Dollar aufgebaut hat?“
„Wie hat er
das
geschafft?“
„Durch seinen erstaunlichen Weitblick. Als er vor über vierzig Jahren aus Texas nach Arizona kam, hat er erkannt, daß Tucson eines Tages explosionsartig wachsen würde. Er hat sich das Vorkaufsrecht auf riesige Flächen außerhalb der damaligen Stadtgrenzen gesichert und als dabei fette Gewinne abfielen, hat er mit diesem Geld weitere Grundstücke als Bauerwartungsland aufgekauft…“
„Linda erbt also acht Millionen, sobald Jesse das Zeitliche segnet“, stellte Newman fest, „und Nancy kriegt die restlichen vier Millionen?“
„Allerdings!“ bestätigte Rosen. „Daraus hat er nie ein Geheimnis gemacht. Sollte Nancy jedoch vorher etwas zustoßen, wird Linda die ganzen zwölf Millionen erben.
Verstehen Sie jetzt, warum mir die Sache Sorgen macht? Wo soviel Geld auf dem Spiel steht…“
Rosen spielte mit seinem leeren Glas. „Nein, vielen Dank.
Nach dem zweiten Drink muß ich aufhören. Wissen Sie, Newman, ich habe das Gefühl, als seien Sie der richtige Mann, um dieser rätselhaften Geschichte auf den Grund zu gehen. Ich habe Ihr Buch über den Fall Krüger gelesen. Es muß Ihnen ein Vermögen eingebracht haben…“
„Aber keine vier Millionen Dollar“, sagte Newman barsch.
„Oh! Jetzt weiß ich, warum ich den Eindruck gehabt habe, Sie seien sich noch nicht recht schlüssig, ob Sie Nancy heiraten sollten. Das Geld macht Ihnen Kopfschmerzen – das ehrt Sie.
Trotzdem finde ich, daß Sie nach Bern reisen sollten.“
„Jetzt reden Sie wie Nancy! Die hört auch nicht mehr auf!“
„Jeder Widerspruch bestärkt sie in ihrer Entschlossenheit, ihren Willen durchzusetzen.“ Rosen lächelte erneut. „Oder wissen Sie das bereits aus eigener Erfahrung?“
„Leider nur allzugut. Großer Gott, was hat
der
hier zu suchen?“
„Meinen Sie Harvey Wayne, Lindas Ehemann?“ fragte der Arzt. „Er ist in der Elektronikbranche, wie Sie bestimmt wissen. Auch jemand, der dem Geld nachjagt…“
Rosen sprach nicht weiter, als ein dicklicher, blasser Mann Anfang Vierzig auf sie zukam. Er trug einen Smoking mit heller Jacke und hatte ein öliges Lächeln, das Newman nicht ausstehen konnte. Der Dicke legte ihm vertraulich einen Arm um die Schultern.
„Hallo, alter Junge! Wie ich höre, reisen Sie und meine hübsche Schwägerin bald nach Bern. Richten Sie Jesse, dem alten Scheusal, einen schönen Gruß von mir aus und …“
„Was haben Sie gehört?“
Newmans Tonfall war eisig. Er warf einen Blick auf seine Schulter, so daß Harvey widerstrebend seine Hand wegnehmen mußte. Er machte Rosen gegenüber eine wegwerfende Handbewegung und zuckte dann mit den Schultern.
„Hab’ ich was gesagt, das ich nicht hätte sagen dürfen?“
„Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet“, erklärte Newman ihm.
„Ich kann nur hoffen, daß Sie Dr. Rosen nicht so zusetzen, wie Sie Dr. Chase zugesetzt haben.“ Harvey sah zum Eingang hinüber und lächelte erneut. „Wie Sie sehen, haben wir Gesellschaft. Jetzt haben Sie Gelegenheit, Ihre Frage direkt beantwortet zu bekommen.“
Linda, die ein schulterfreies Cocktailkleid trug und ein herausforderndes Lächeln zeigte, hatte den Tack Room betreten und kam auf die drei Männer zu, ohne Newman eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Begleitet wurde sie von Nancy, die mehr Blicke auf sich zog, obwohl sie ein weniger freizügiges italienisches Modellkleid trug. Newman erhob sich mit ausdrucksloser Miene und sah ihr
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