Fangjagd
gegeben…“
„Auf Wiedersehen in London.“
Nachdem Tweed den Hörer aufgelegt hatte, wartete er einige Sekunden, bevor er ihn wieder von der Gabel nahm und eine Amtsleitung verlangte. Er wählte 010 41, die Schweizer Vorwahlnummer, 31, die Vorwahl für Bern, und danach weitere sieben Zahlen. In weniger als einer Minute war er mit Wiley verbunden, dem Handelsattache an der englischen Botschaft in Bern. Tweed sprach rasch auf ihn ein und erklärte ihm, was er von ihm wollte.
„… alarmieren Sie also unseren Mann in Genf und den in Zürich …“
„Die Zeit ist viel zu knapp, als daß ich die Flughäfen noch überwachen lassen könnte“, protestierte Wiley. „Nein, ist sie nicht. Cointrin ist von Genf aus in einer Viertelstunde zu erreichen. Mit einem schnellen Wagen ist man auf der neuen Zubringerstraße von Zürich in zwanzig Minuten in Kloten. Und
Sie
können Bern-Belp übernehmen.“
„Dann muß ich mich verdammt beeilen …“
„Halten Sie sich ran!“, forderte Tweed ihn auf und knallte den Hörer auf die Gabel.
Er erhob sich seufzend und trat an die Wandkarte von Westeuropa. Mason war viel flinker und geschickter als Wiley.
Ob es besser wäre, die beiden auszutauschen, wenn Mason zurückkam? Wien war ein vergleichsweise unwichtiger Posten – in Bern aber begann es offenbar zu brennen. Und warum übersahen alle den Flughafen Bern-Belp? Wahrscheinlich wußte nicht einmal Howard, daß Bern einen eigenen Flugplatz besaß, der auf der Autobahn nach Thun und Luzern in einer Viertelstunde zu erreichen war. Tweed studierte die Wandkarte, als Howard, sein Vorgesetzter, hereingeplatzt kam.
Natürlich wieder einmal ohne anzuklopfen.
„Na, gibt’s was Interessantes?“, erkundigte er sich mit gespielter Jovialität.
Howard hatte beste Beziehungen, war auf einer guten Privatschule gewesen und hatte in Cambridge studiert, wodurch sich der Kreis wieder schloß, weil ihm das beste Beziehungen verschaffte. Er war ein hervorragender Verwaltungsfachmann, aber phantasielos und wenig risikofreudig. In Augenblicken schlechter Laune nannte Tweed ihn manchmal insgeheim ‚Holzkopf‘.
„Vielleicht in Bern“, antwortete Tweed widerstrebend.
„Bern?“ Howard wirkte sichtlich interessiert. „Dort spielt diese
Terminal-Sache,
mit der Sie gerade befaßt sind. Was, zum Teufel, hat dieses Wort zu bedeuten?“
„Keine Ahnung“, gab Tweed zu. „Ich weiß nur, daß wir gerüchteweise aus verschiedenen Quellen davon hören.“ Er beschloß, nichts von Masons Bemerkung zu erwähnen, daß es bereits einen Toten gegeben habe. Es war zu früh, Howard in Aufregung zu versetzen.
„Hoffentlich übertreiben Sie’s nicht mit den Leuten, die Sie darauf ansetzen“, meinte Howard. „Terminal“, wiederholte er.
„Wäre vielleicht keine schlechte Idee, die Flughäfen überwachen zu lassen. Flughafen … Terminal – das paßt zusammen, finde ich.“
„Die Überwachung ist bereits veranlaßt.“
„Gut gemacht! Halten Sie mich bitte auf dem laufenden.“
Wiley rief Punkt 16 Uhr in der SIS-Zentrale am Park Crescent an. Er entschuldigte sich für den späten Anruf und behauptete, die Telefonanschlüsse der Botschaft seien den ganzen Nachmittag lang besetzt gewesen. Tweed hatte ihn in Verdacht, bewußt gewartet zu haben, bis praktisch alle – auch der Botschafter nach Hause gefahren waren. In Bern war es inzwischen 17 Uhr, weil die in der Schweiz geltende mitteleuropäische Zeit der Greenwich-Zeit um eine Stunde voraus war.
„Ich hab’ Glück gehabt“, erklärte er Tweed. „Ich glaube es zumindest. Falls Sie sich für folgendes Flugzeug interessieren …“ Er beschrieb die Maschine. Tweed grunzte zustimmend und forderte ihn zum Weitersprechen auf. „Ein Passagier ist ausgestiegen und hat einen großen Pappkarton zu einem bereitstehenden Lastwagen getragen. Ein Pritschenwagen mit Plane. Auf den Türen hat
Chemiekonzern Grange AG
gestanden.“ „Augenblick, das muß ich mir aufschreiben. Bitte weiter!“
„Danach wird die Geschichte merkwürdig. Ich bin dem Lastwagen – der Fluggast hat vorn neben dem Fahrer gesessen – auf der Autobahn nach Bern zurück nachgefahren. Als er in eine Sackgasse abgebogen ist, habe ich dort auf ihn gewartet.
Ich habe so getan, als ob mein Wagen einen Motorschaden hätte, und bei klirrender Kälte den Kopf unter die Motorhaube gesteckt. Mein Gott, war das kalt!“
Das hätte Mason überhaupt nicht erwähnt. Tweed wartete geduldig. Obwohl es erst kurz nach 16 Uhr war, brannte
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