Fangjagd
Bern…“
Harvey Wayne hatte sich soeben von Rosen verabschiedet, als Newman zurückkehrte und sich dem Arzt gegenübersetzte.
Rosen nickte hinter Harvey her und verzog das Gesicht.
„Er hat versucht, mich auszuhorchen – er wollte unbedingt wissen, worüber wir gesprochen haben.“ Rosen machte eine Pause. „Na, wie ist Ihre kleine Auseinandersetzung mit Nancy ausgegangen?“
„Eigentlich so, wie ich’s erwartet hatte.“ Newman wirkte völlig verändert. Er schien jetzt entschlossen, energischer. „Können Sie mir sagen, woher die meisten Patienten der Klinik Bern stammen?“
„Ich hatte den Eindruck – der allerdings nur eine persönliche Vermutung ist –, daß sie hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten kommen. Ein weiteres Kontingent besteht aus reichen Südamerikanern, die sich den Aufenthalt dort leisten können.
Spielt das denn eine Rolle?“
„Es könnte der Schlüssel zu dem ganzen Unternehmen sein.“
7
11. Februar 1984.
Die DC-10 flog in 11 000 Meter Höhe über dem unsichtbaren Atlantik mit 900 Stundenkilometern nach Nordosten – in Richtung Europa, Richtung England.
Nancy Kennedy, deren Kopf auf Newmans Schulter ruhte, schlief in ihrem Sessel in der Ersten Klasse. Der Engländer schob ihren Kopf sanft zur Seite, um aufstehen zu können. Er wußte, daß Nancy nicht aufwachen würde. Wenn sie erst einmal schlief, war sie so gut wie bewußtlos.
Newman zog seinen Notizblock aus der Jackentasche und schrieb den Funkspruch in Druckbuchstaben, damit Übermittlungsfehler ausgeschlossen waren. Dann stand er auf, winkte eine Stewardeß heran, legte den Zeigefinger auf die Lippen und nickte zu Nancy hinüber. Er nahm die Frau am Arm, ging mit ihr nach vorn in Richtung Cockpit und sprach erst, als sie in der kleinen Bordküche angelangt waren.
„Ich möchte diese Nachricht über Funk nach London übermitteln lassen. Stellen Sie bitte fest, was das kostet. Ich warte inzwischen hier.“
Die Stewardeß blieb keine zwei Minuten fort. Sie war eine attraktive junge Frau und betrachtete Newman mit sichtlichem Interesse. Eigentlich war es verboten, mit Fluggästen zu flirten, aber… Sie fand Newmans humorvolle, nonchalante Art unwiderstehlich. Und ihr Apartment lag gar nicht weit vom Flughafen Gatwick entfernt. Und er war Engländer wie sie.
Und
die junge Frau, mit der er reiste, trug keinen Ring. Die Stewardeß war entschlossen, ihre Chance zu nutzen. Sie nannte ihm die Kosten für die Übermittlung seiner Nachricht, er ließ sich beim Bezahlen Zeit.
„Ihr Funktelegramm wird bereits durchgegeben, Mr. Newman“, erklärte ihm die Stewardeß.
„Danke, Sie haben mir wirklich sehr geholfen.“
„Ich habe in Gatwick zwei Tage frei…“
„Geben Sie mir Ihre Telefonnummer?“
„Das darf ich eigentlich nicht…“
„Aber Sie tun’s trotzdem, nicht wahr?“
Er lieh ihr seinen Notizblock und den Kugelschreiber, zündete sich eine Zigarette an und sah zu, wie die Stewardeß ihre Telefonnummer aufschrieb. Sie fügte einen Vornamen hinzu, den Newman als
Susan
entzifferte, obwohl er für ihn auf dem Kopfstand. Er ließ sich den Block zurückgeben und steckte ihn ein, als ein Steward durch den Vorhang in die Bordküche kam. Newman nickte der jungen Frau zu.
„Vielen Dank, daß sie das für mich erledigt haben“, sagte er so laut, daß der Steward, der unnötigerweise Glaser polierte, es hören mußte. „Wann ist die Nachricht in London?“
„In wenigen Minuten, Sir.“
„Nochmals vielen Dank…“
Er blinzelte ihr zu, öffnete den Vorhang und kehrte an seinen Platz zurück. Nancy war aufgewacht und reckte sich, so daß ihre vollen Brüste sich unter dem engen Kaschmirpullover abzeichneten. Sie lächelte leicht resigniert, als Newman wieder neben ihr Platz nahm.
„Du Schuft!“ fauchte Nancy halb im Ernst. „Du hast mit dieser Stewardeß geflirtet.“ Sie schob ihren Arm durch seinen, als ergreife sie auf diese Weise von ihm Besitz.
„Weißt du, manchmal überlege ich mir wirklich, ob ich dich nicht endgültig kapern soll, solange ich noch kann. Dich darf man keinen Augenblick unbeaufsichtigt lassen.“
„Mit welcher Stewardeß?“
„Mit der hübschen Rothaarigen, die uns unsere Plätze angewiesen hat, und die du mit den Augen geradezu verschlungen hast. Sie konnte den Blick übrigens auch nicht von dir lassen. Alles natürlich ganz diskret…“
„Unser Reiseplan hat sich geändert“, sagte Newman abrupt.
„Was soll das heißen?“
„Trink lieber erst einen Schluck
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