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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Drehtür vor sich her und betrat die große Halle.
    Nach einem Blick auf die Armbanduhr wandte er sich nach links bis zum Eingang des Hotelrestaurants
Pavillon
über der Rhone. An einem Zweiertisch am Fenster sah er Newman und Nancy Kennedy beim Kaffee sitzen.
    Newman kehrte der zur Hälfte verglasten Tür den Rücken zu. Foley konnte nur Nancy deutlich sehen. Er trat rasch von der Tür zurück, machte kehrt, ließ sich seinen Schlüssel geben und ging zum Aufzug. Bevor er die Kabine betrat, warf Foley noch einen Blick auf den für die Hotelgäste aufgestellten Börsenfernschreiber.
    Das normalerweise nicht nur von Hotelgästen besuchte Restaurant
Pavillon
war an diesem Abend halbleer. Newman starrte aus dem Fenster, als mehrere Paare mit gesenkten Köpfen vorbei hasteten. Die Frauen trugen teure Pelze – Nerz, Luchs, Zobel –, während die Männer Lammfellmäntel bevorzugten. „Man sieht, daß die Leute hier Geld haben“, stellte Nancy fest, indem sie seinem Blick folgte. „Und das Essen war ausgezeichnet, Bob. Wirklich süperb – so gut wie bei Bewick’s in der Walton Street“, fügte sie scherzhaft hinzu. „Worüber denkst du nach?“
    „Daß wir überlegen müssen, was wir als nächstes tun.
    Möglicherweise reisen wir nicht sofort nach Bern weiter…“
    „Warum nicht? Ich dachte, wir wollten morgen abreisen?“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ Newman zuckte mit den Schultern. „Hast du was dagegen, wenn ich nach dem Essen einen Spaziergang am See mache? Allein, meine ich. Ich muss ein bisschen nachdenken.“
    „Bist du verabredet? Seit dem Hauptgericht hast du schon dreimal auf die Uhr gesehen …“
    „Ich will einen Spaziergang machen“, wiederholte er – und lächelte dann, damit seine Antwort weniger barsch klang.
    „Hast du gewusst, daß Genf zu den großen europäischen Spionagezentren gehört? Hier wimmelt es von Spionen und Agenten. Das Dumme ist nur, daß hier so viele internationale Organisationen ihren Sitz haben. Die Genfer ärgern sich, weil nur noch die Hälfte der hiesigen Einwohnerschaft aus Einheimischen besteht. Und die Zugezogenen haben kräftige Mieterhöhungen verursacht, die nur den Reichen nichts ausmachen. Also Leuten wie du …“
    „Hör zu, ich bin dagegen, daß wir uns diesen netten Abend verderben“, wandte Nancy ein. „Du machst deinen Spaziergang, und ich packe inzwischen meine Sachen aus, auch wenn wir morgen schon Weiterreisen. Ich möchte nicht, daß meine Kleider verknittern.“ Sie reckte ihr Kinn mit der energischen Geste vor, die er so gut kannte. „Los, geh nur! Aber bleib nicht die ganze Nacht bei ihr.“
    „Das hängt ganz von ihrer Stimmung ab!“ Newman grinste erneut.
    Newman, der den Kragen seines Lammfellmantels hochgeschlagen hatte, trat durch die Drehtür ins Freie und spürte den feuchtkalten Wind im Gesicht. Auf der anderen Straßenseite rauschte hinter einem Eisengeländer die Rhone zu Tal, bei Tageslicht hätte sie wohl in dem Gletschergrün geleuchtet, das für ihr Schmelzwasser aus den Walliser Alpen charakteristisch ist.
    Nachts aber war das Wasser schwarz. Die Leuchtreklamen von Gebäuden auf dem anderen Ufer spiegelten sich in den dunklen Fluten. Auffällig waren die vielen englischen Firmennamen. Das grüne Symbol der British Bank of the Middle East. Das blaue Zeichen von Klenwood Benson. Die rote Neonreklame der Hongkong Bank. Straßenlampen warfen zickzackförmige Lichtstreifen über das eisige Wasser. Newman vergrub beide Hände in den Manteltaschen und marschierte nach Osten in Richtung Hilton.
    Hinter ihm tauchte steifgefroren Julius Nagy aus einer Einfahrt auf. Der kleine Mann achtete sorgfältig darauf, daß ein in gleicher Richtung gehendes Paar zwischen Newman und ihm blieb. So hatte die lange Warterei sich doch endlich gelohnt! Wohin, zum Teufel, konnte der Engländer um diese Zeit und bei diesem Wetter unterwegs sein?
    In Pierre Jaccards kleinem Büro in der Redaktion des
Journal de Geneve
hatte Nagy eine angenehme Überraschung erlebt. Jaccard hatte ihm über seinen unaufgeräumten Schreibtisch hinweg einen Briefumschlag gereicht und zugesehen, wie er ihn aufriß. Der 30jährige Jaccard hatte es bereits zum Chefreporter seiner Zeitung gebracht, weil er risikofreudig war und sich auf seine Intuition verließ. Der hagere Zeitungsmann mit den wachsamen dunklen Augen, die nie lächelten, selbst wenn er liebenswürdig zu sein versuchte, trank aus einem Pappbecher Kaffee.
    „Zählen Sie’s nur nach!“ forderte er

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