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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Nagy auf.
    „Zweihundert Franken. Möchten Sie sich noch mehr verdienen?“
    „Womit?“ fragte der Ungar mit gespieltem Gleichmut.
    „Sie beschatten Newman, wo er geht und steht. Sie berichten mir, wo er sich aufhält, wohin er geht, mit wem er sich trifft. Ich will alles über ihn wissen – bis hin zur Farbe des Schlafanzugs, den er trägt…“
    „Ein Einsatz dieser Art kostet Geld, viel Geld“, sagte Nagy prompt.
    Das war einer seiner Lieblingsausdrücke. Nagy sprach nie von einem Auftrag – er befand sich stets im
Einsatz.
Auf diese Weise verlieh der kleine Mann seinen Bespitzelungsaufträgen eine gewisse Ehrbarkeit, die ihm seine Selbstachtung zu wahren half. Jaccard war zu jung, zu zynisch, um die Bedeutung des Ausdrucks zu erfassen.
    Hätte er diese Nuance begriffen, er hätte Nagys Dienste billiger haben können.
    „Hier sind nochmal zweihundert Franken“, fuhr der Chefreporter fort und gab Nagy einen zweiten Umschlag.
    „Hundert Franken Honorar, hundert Franken für Spesen.
    Aber ich brauche eine quittierte Rechnung für sämtliche Spesen…“
    Nagy schüttelte den Kopf und ließ den zweiten Umschlag ungeöffnet liegen. Obwohl Jaccard sich bemühte, kein allzu großes Interesse zu zeigen, spürte der Ungar, wie wichtig ihm die Sache war. Er faltete seine kleinen Hände auf dem Schoß und schob die Unterlippe vor.
    „Newman kann nach irgendwohin Weiterreisen – Zürich, Basel, Lugano. Ich brauche einen Vorschuss, um ihm folgen zu können, wenn dieser Einsatz zufriedenstellend verlaufen soll.“
    „Wieviel? Aber überlegen Sie sich gut, was Sie sagen!“
    „Fünfhundert Franken. Zweihundert als Vorschuss für mich. Dreihundert für meine Spesen. Ihre quittierten Rechnungen bekommen Sie natürlich. Keinen Franken weniger…“
    Jaccard hatte seufzend die Geldbörse gezogen und dem Ungarn weitere 300 Franken gegeben. Er hatte am nächsten Morgen nach München fahren wollen – aber diese Sache schien ihm wichtiger. Er setzte auf Newman, der den Fall Krüger gelöst hatte. Vielleicht war sein berühmter Kollege wieder einer Sensation auf der Spur?
    So kam es, daß Julius Nagy, der in seinem schäbigen Wintermantel vor Kälte zitterte, Newman, der inzwischen das Seeufer erreicht hatte, beschattete. Kurz bevor er die Rue de Mont-Blanc überquerte, hatte der Engländer sich umgesehen, so daß Nagy sich bereits entdeckt geglaubt hatte. Aber Newman stapfte mit gesenktem Kopf gegen den Wind die Promenade entlang, ohne seinen Verfolger zu beachten.
    Als Newman sich dem am See liegenden Genfer Hilton näherte, war die Straße so totenstill, daß er ein seltsames Geräusch wahrnahm, das das Rauschen des Windes übertönte. Er hörte das Knarren und Knarzen eines Schaufelraddampfers, der an einem der Landungsstege vertäut war und dessen Eisenrumpf am Holz des Stegs scheuerte. Ein alter Raddampfer im Winterschlaf, der hier auf den Frühling wartete. Wie die ganze nördliche Erdhalbkugel.
    Hier spiegelten sich keine Leuchtreklamen mehr im See, dessen dunkle Fläche von den kalt funkelnden Lichterketten entfernter Straßen gesäumt wurde. Newman blieb an dem Außenaufzug stehen und drückte auf den Rufknopf.
    Der Aufzug, eine verkleinerte Version der Außenlifts, die an vielen amerikanischen Hotels Gäste in schwindelnde Höhen transportieren, glitt lautlos herab. Newman trat in die kleine Kabine und drückte auf einen Knopf, und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Plötzlich fiel ihm auf, daß er in dieser rundum verglasten, beleuchteten Kabine ein ideales Ziel für einen Scharfschützen bot.
    Nagy lief die Treppe zum Obergeschoss hoch und sah den Engländer gerade noch im Restaurant verschwinden. Bevor Nagy das Restaurant einige Sekunden später betrat, schlüpfte er aus seinem abgetragenen Wintermantel, stopfte den Trachtenhut in eine der Manteltaschen und glättete sein Haar mit der freien Hand. Als er die Tür des Hotelrestaurants öffnete, schlug ihm eine wahre Hitzewelle entgegen, Das Restaurant bildete ein langgestrecktes Rechteck, das mit der Längsseite dem Genfer See parallel lag. Newman setzte sich eben an einen der Zweiertische am hinteren Ende der Fensterfront, wo bereits eine junge Frau saß, die der Ungar nur bewundern konnte.
    Nagy setzte sich an einen Tisch in der Nähe des Eingangs, bestellte bei der prompt erscheinenden englischen Bedienung – die Serviererinnen kamen aus aller Herren Länder – einen Kaffee und behielt Newmans Gesprächspartnerin unauffällig im Blick. ‚Manche Leute

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