Fangjagd
ihn an der nächsten Straßenecke abzusetzen. Als er das Taxi bezahlt hatte, hastete er zur nächsten Telefonzelle und fröstelte in dem Eishauch, der von der Rhone herüberstrich. Nagy rief Pierre Jaccard an, den Chefreporter des
Journal de Geneve.
Der Journalist war anfangs noch unfreundlicher als Tripet.
„Was versuchen Sie diesmal zu verhökern, Nagy?“ „Für meine Informationen gibt’s genügend Interessenten“, antwortete Nagy bewusst aggressiv. Er kannte seine potentiellen Klienten gut genug, um die Sache diesmal anders aufzuziehen. „Sie kennen natürlich den Fall Krüger, der letztes Jahr Schlagzeilen gemacht hat?“
„Klar, aber das ist doch Schnee von gestern!“ Jaccard machte eine kurze Pause. „Was hat Ihr Anruf damit zu tun?“
Nagy spürte das bei Jaccard aufkeimende, vorsichtige Interesse sofort. Er wusste, daß er den Fisch an der Angel hatte, und drückte sich absichtlich geheimnisvoll aus, um das Interesse noch zu steigern.
„Ich will zweihundert Franken – und keinen Rappen weniger! Über diesen Preis lasse ich nicht mit mir reden.
Wenn Sie sich beeilen, kommt die Meldung noch in die morgige Ausgabe. Und ich kann Ihnen sagen, wie Sie meine Mitteilung mit einem einzigen Anruf überprüfen können.“
„Erzählen Sie mir ein bisschen mehr…“
„Es geht um einen weiteren Fall Krüger – diesmal jedoch in der Schweiz, nicht in Deutschland – oder um etwas ebenso Großes. Mehr sage ich nicht, bevor Sie mir nicht die zweihundert Franken versprechen. Einverstanden? Ja oder nein? Ich bluffe nicht, Jaccard! Und ich hänge in dreißig Sekunden den Hörer ein. Achtung, die Zeit läuft…“
„Halt! Wenn Sie mich rein zulegen versuchen…“
„Auf Wiederhören, Jaccard.“
„Einverstanden! Sie kriegen Ihre zweihundert Franken.
Aber wehe Ihnen, wenn sie sich nicht lohnen! Was gibt’s also?“
„Robert Newman… den kennen Sie doch? Ja, ich hab’ mir gedacht, daß Sie ihn kennen. Er ist vor einer Dreiviertelstunde mit Flug SR 837 aus London angekommen. Glauben Sie, das er nur so zum Spaß spät am Abend in Genf eingetroffen ist? Und er hat’s offenbar verdammt eilig gehabt…“
„Sie haben mir versprochen, diese Sache sei mit einem einzigen Anruf nachprüfbar“, erinnerte Jaccard ihn.
„Er wohnt im Hotel des Bergues. Rufen Sie dort an, verlangen Sie ihn, geben Sie einen falschen Namen an.
Mein Gott, Sie sind doch ein erfahrener Zeitungsmann, Jaccard?“
„Danke, ich weiß, was ich zu tun habe“, wehrte der andere ab.
„Kommen Sie in die Redaktion, Nagy, dann kriegen Sie Ihr Geld.“
Arthur Beck saß an seinem Schreibtisch, hatte eine Tasse mit inzwischen kaltem Kaffee links neben sich vergessen und blätterte in der dicken Akte Lee Foley. Sie enthielt ein halbes Dutzend Photos – Aufnahmen, die sämtlich ohne Wissen des Abgebildeten gemacht worden waren. Ein längerer Vermerk befasste sich mit der Tatsache, daß Foley aus der CIA ausgeschieden und jetzt Seniorpartner der New Yorker CIDA – Continental International Detective Agency – war.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht“, murmelte Beck vor sich hin. Im nächsten Augenblick klingelte das Telefon.
„Tut mir leid, daß ich erst jetzt anrufe“, entschuldigte sich Tripet in Genf. „Bei uns hat’s zwischendurch einige Aufregung gegeben. Aus Cologny ist eine angebliche Entführung gemeldet worden. Aber zum Glück war’s ein blinder Alarm …“
„Schon gut, Leon. Ich habe selbst reichlich zu tun gehabt.
Na, was gibt’s Neues?“
„Julius Nagy, unser ‚Schnorrer‘, hat Foley genauso beschrieben, wie du ihn mir geschildert hast. Er ist irgendwo in Genf – oder ist hier gewesen, als er den Flughafen um 17 Uhr verlassen hat.“
„Tust du mir einen Gefallen? Lass sämtliche Hotels überprüfen und feststellen, ob er noch in Genf ist. Dazu einen Hinweis: Konzentriert euch auf die preiswerteren Häuser mit einem Stern oder mit zweien. Foley bemüht sich immer, möglichst wenig aufzufallen.“
„Gut, wird gemacht. Ich lasse sofort in den hiesigen Hotels nachfragen…“
Beck legte den Hörer auf. Er machte selten Fehler, aber in diesem Fall hatte er das Verhalten des Gesuchten völlig falsch eingeschätzt.
Foley, der anderswo gegessen hatte, näherte sich vorsichtig dem Eingang des Hôtel des Bergues. Er warf einen Blick durch die Drehtür in die um diese Zeit fast menschenleere Hotelhalle. Der Portier unterhielt sich mit der Empfangschefin. Von Gästen war nichts zu sehen.
Er schob die
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