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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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haben immer Glück‘ dachte er, ohne aber Newman wirklich zu beneiden.
    Nagy, der sich ihr Aussehen einprägte, um Jaccard Bericht erstatten zu können, schätzte die junge Frau auf Ende Zwanzig. Ihr dichtes tizianrotes Haar war in der Mitte gescheitelt, sie hatte ein ungemein hübsches, ausdrucksvolles Gesicht und eine bemerkenswerte Figur, die auch unter dem losen Rollkragenpullover nicht verborgen bleiben konnte. Im Kontrast zu dem grobgestrickten, locker sitzenden Pullover trug sie eine hautenge schwarze Lederhose und Stulpenstiefel.
    Eine wirklich bemerkenswerte Erscheinung. Auf den ersten Blick hielt Nagy sie für eine Nutte, doch die Rothaarige hatte Klasse – etwas, wovor er Respekt hatte. Aus dem anfangs sehr lebhaften Zwiegespräch der beiden wurde allmählich ein Monolog Newmans, der nur gelegentlich durch eine Pause unterbrochen wurde, wenn Newman einen Schluck Kaffee trank.
    Die Rothaarige beugte sich einmal über den Tisch, um Newmans Krawatte zurechtzurücken – eine Geste, die Nagy sich gut merkte. Immerhin ließ sie darauf schließen, daß die beiden sich länger kannten. Wieder etwas für Jaccard. Nagy hatte den Eindruck, als erteile Newman ihr Anweisungen, als stelle sie nur Zwischenfragen, um sich noch unklare Einzelheiten erläutern zu lassen.
    Newman zahlte und erhob sich, um zu gehen. Die junge Frau blieb sitzen, und Nagy wusste zunächst nicht recht, wen er nun beobachten sollte. Aber seine Unschlüssigkeit dauerte nur Sekunden. Newman ging zum Ausgang, zog sich im Gehen seinen Lammfellmantel an und würdigte den kleinen Mann keines Blicks, als er an ihm vorbei hinausging. Nagy, der seinen Kaffee gleich bezahlt hatte, folgte ihm unauffällig.
    Diesmal verzichtete Newman darauf, den exponierten Aufzug zu benützen. Er lief die Treppe hinunter und hastete die Promenade entlang, stürzte durch die Drehtür des Hotel des Bergues und fuhr geradewegs zu Zimmer 406 hinauf. Nancy, die ein durchsichtiges Nachthemd trug, öffnete die Tür erst einen Spalt, bevor sie ihn eintreten ließ.
    „Na, war sie gut?“ war ihre erste Frage.
    „Für was hältst du mich eigentlich – für einen Zuchthengst?“
    erkundigte er sich grinsend.
    „Was ich übrigens noch sagen wollte: Mir ist es außerordentlich peinlich, daß du uns am Empfang mit Mr. und Mrs. R. Newman ins Gästebuch eingetragen hast!“
    „Die Schweizer sind da sehr diskret…“ Er hatte bereits seine Krawatte abgelegt. „Sie wollen nur den Reisepass des Mannes sehen. Draußen ist’s übrigens verdammt kalt. Ich bin meilenweit gelaufen.“
    „Hast du eine Entscheidung getroffen?“
    „Entscheidungen muß man immer erst überschlafen. Am nächsten Morgen sieht man sie dann erst richtig.“
    Aber als Newman am nächsten Morgen erwachte, hatte er das Gefühl, alles um ihn herum breche zusammen.

10
    Genf, 14. Februar 1984. -2°C.
    Der Portier rief nach Newman, als sie am Empfang vorbei kamen, um im Restaurant Pavillon zu frühstücken. Nancy hätte gerne im Zimmer gefrühstückt, aber Newman hatte protestiert.
    „Ihr Amerikaner könnt ohne Zimmerservice gar nicht mehr leben, glaub’ ich!“
    Er entschuldigte sich und ging zum Portier, der ihm lächelnd die Titelseite des
Journal de Geneve
zeigte. Newman erkannte sein Photo in einem Kasten mit der Überschrift
Sommaire.
Der dazugehörige Text war kurz und knapp.
    M. Robert Newman, der berühmte Reporter (und Autor des Bestsellers KRÜGER : DER COMPUTER, DER VERSAGTE) ist in Genf eingetroffen. Er wohnt im Hôtel des Bergues. Sein Reiseziel und die neue Story, an der er gegenwärtig arbeitet, sind noch unbekannt.
    „Schön, wenn man berühmt ist, was?“ fragte der Portier neugierig.
    „Wunderschön“, bestätigte Newman und gab ihm einen Franken für die Zeitung.
    Nancy hatte sich wieder für einen Tisch am Fenster entschieden. Newman ließ sich ihr gegenüber auf seinen Stuhl fallen und starrte mit finsterer Miene nach draußen, wo dick eingemummte Männer und Frauen auf ihrem Weg zur Arbeit vorbei hasteten.
    „Ich habe Kaffee bestellt“, sagte Nancy. Sie brach ein Hörnchen auseinander, während sie ihn beobachtete. „Was ist passiert, Bob?“
    Er gab ihr wortlos die Zeitung, legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und starrte wieder auf die Hochwasser führende Rhone. Nancy las die Meldung, während eine Serviererin den Kaffee brachte, und sah mit einem strahlenden Lächeln von der Zeitung auf.
    „Ich heirate eine richtige Berühmtheit, was? Wo haben sie das Photo her? Es

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