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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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reagiert…“
    „Manfred!“ Erika war sichtlich überrascht und sogar etwas gekränkt. „Als ich davon gesprochen habe, hast du behauptet, die Wörter ‚Goldklub‘ und ‚Terminal‘ noch nie gehört zu haben.“
    Er zuckte unbehaglich mit den Schultern. Dann griff er nach ihrer Tasse, stellte sie weg und zog Erika auf seinen Schoß. Sie war wirklich ein Federgewicht! Seidler sah ihr in die Augen. Er war im Begriff, mit einer lebenslänglichen Gewohnheit zu brechen: Er wollte einem anderen Menschen
trauen.
    „Das hab’ ich nur zu deinem Schutz getan“, versicherte er ihr. „Das musst du mir glauben! Aber frag mich nicht weiter aus Wissen kann gefährlich sein, wenn es um menschenverachtende, brutale Mächte geht. Auf keinen Fall darfst du deinem Chef davon erzählen, hörst du?“
    „Natürlich nicht! Kannst du nicht zur Polizei gehen?“
    fragte sie zum drittenmal und bestand nicht auf einer Antwort, als sie Seidlers ängstlichen, fast verzweifelten Blick sah. Dann las sie die Uhrzeit von seiner Armbanduhr ab und rutschte von seinen Knien. „Tut mir leid, aber ich muss gehen, Manfred. Sonst riskiere ich meine Stellung.“
    „Vergiss nicht, den Aktenkoffer ins Schließfach zu bringen. Unter deinem Namen…“
    „Nur wenn du diese Karte unterschreibst. Ich habśie mir gestern geben lassen. Keine Widerrede, Manfred, sonst nehme ich den Aktenkoffer nicht mit.“
    „Was soll ich da unterschreiben?“
    „Eine Quittung für deinen Schließfachschlüssel. Wir müssen beide Zugang dazu haben. Nur unter dieser Bedingung nehme ich den Geldkoffer mit.“
    Er seufzte, kritzelte seine markante Unterschrift auf den Vordruck und gab Erika die Karte zurück. Nachdem sie die Wohnung verlassen hatte, blieb er noch eine Weile sitzen.
    Er staunte über sich selbst. Noch vor einem Jahr hätte er schallend gelacht, wenn jemand gesagt hätte, daß er Erika eines Tages eine halbe Million Franken anvertrauen würde.
    Das Schöne war, daß er sich seither sogar besser fühlte.
    Wirkliche Überwindung würde ihn erst der Anruf bei Newman kosten.
    Zwei Männer in Zivil, die in der Hotelhalle gesessen hatten, standen auf, als Newman mit Nancy vom Frühstück kam. Sie gingen geradewegs auf ihn zu, ein großer Mann mit langem Gesicht, der andere klein, rundlich, mit freundlicher Miene.
    „Monsieur Newman?“ fragte der Große. „Kommen Sie bitte mit.“ Das war keine Frage, sondern eine Aufforderung.
    „Polizei…“
    „Nancy, geh bitte schon nach oben, bis diese Sache geklärt ist“, forderte Newman sie rasch auf. Er starrte den großen Mann an.
    „Wohin soll ich mitkommen – und warum?“
    „Ins Polizeipräsidium…“
    „Adresse?“ knurrte Newman.
    „Boulevard Carl-Vogt vierundzwanzig.“
    „Zeigen Sie mir Ihren Dienstausweis!“ verlangte der Engländer.
    „Hier, bitte sehr…“ Strauß, wie Newman den Langen insgeheim bereits nannte, zeigte ihm seinen in eine Plastikhülle eingeschweißten Dienstausweis. Newman studierte ihn aufmerksam, bevor er ihn zurückgab. Soviel er beurteilen konnte, war er echt.
    „Sie haben mir gesagt, wohin Sie mich bringen wollen.
    Jetzt erzählen Sie mir noch, warum.“
    „Das erfahren Sie im Präsidium von anderer Stelle.“
    Strauß wurde etwas umgänglicher. „Tut mir leid, aber selbst wenn ich wollte, könnte ich Ihnen diese Frage nicht beantworten. Nein, Sie brauchen keinen Mantel.
    Wir haben unseren Wagen draußen vor dem Haupteingang.“
    „Ich muss nochmal in mein Zimmer. Meine Frau muß wissen, wo ich bin…“
    Newman kehrte den beiden Kriminalbeamten, die diskret einige Schritte Abstand hielten, den Rücken zu, zog seinen Notizblock aus der Tasche und schrieb die Adresse des Polizeipräsidiums auf. Dann riss er das Blatt ab und gab es Nancy, die am Aufzug gewartet hatte.
    „Sollte ich nicht binnen einer Stunde zurück sein, rufst du dort an und schlägst Krach, daß es ganz Genf hört. Die Nummer unter der Adresse ist das Kennzeichen des Wagens, den die beiden vor dem Hotel stehen haben.“
    „Was hat das alles zu bedeuten, Bob? Ist dir diese Sache nicht unheimlich? Ich mache mir solche Sorgen…“
    „Nein, nein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Ich mache mir auch keine – ich bin nur stinkwütend. Das gibt einen Riesenkrach, darauf kannst du dich verlassen!“
    Julius Nagy, der in der Nähe des Haupteingangs gewartet hatte, beobachtete, wie Newman mit den beiden Männern in den bereitstehenden Wagen stieg. Der Ungar hastete zum Taxistand und stieg ins erste

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