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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Fahrzeug der dort wartenden Schlange. „Folgen Sie dem schwarzen Wagen dort vorn“, wies er den Taxifahrer an. „Ich muss wissen, wohin sie meinen Freund bringen.“
    Newman hielt Chefinspektor Leon Tripet, wie der Beamte sich vorstellte, für ziemlich jung für diese Position. Er nahm in dem angebotenen Besuchersessel Platz, zündete sich, ohne um Erlaubnis zu fragen, eine Zigarette an und sah sich mit einer Mischung aus Ungeduld und Verärgerung in Tripets Dienstzimmer um. Der Engländer schwieg bewusst hartnäckig.
    Tripets Arbeitszimmer im ersten Stock des Polizeipräsidiums am Boulevard Carl-Vogt war betont schlicht möbliert. Die Wände waren blaßgrün gestrichen, an der Decke brannte auch tagsüber eine viel zu helle Leuchtstoffröhre, Sehr gemütlich.
    „Ich muss mich bei Ihnen für etwaige Unannehmlichkeiten entschuldigen“, begann der junge Chefinspektor, der sehr aufrecht hinter seinem Schreibtisch saß. „Aber wir haben es hier mit einer sehr ernsten Sache zu tun…“
    „
Sie
haben damit zu tun, nicht
ich
“, unterbrach Newman ihn aggressiv.
    „Wir alle haben bewundert, wie Sie den Fall Krüger gelöst haben. Erst vor kurzem habe ich mit deutschen Kollegen gesprochen, die sich anerkennend darüber äußerten, wie Sie Krüger entlarvt und seine Verbindungen zur DDR ans Tageslicht gebracht haben.“
    „Was hat das jetzt alles mit meiner zwangsweisen Vorführung hier zu tun?“
    „Kaffee, Mr. Newman?“ Tripet nickte der jungen Kollegin zu, die mit einem Tablett mit Pappbechern und einer Thermoskanne hereingekommen war. „Wie trinken Sie Ihren Kaffee?“
    „Jedenfalls nicht aus einem Pappbecher. Die gibt’s auch an englischen Bahnhofbüfetts, die ich nicht frequentiere.“
    „Ich habe Ihr Buch gelesen“, fuhr Tripet fort, nachdem er sich einen Becher Kaffee hatte geben lassen. „Was mich daran wirklich fasziniert hat, war die Methode, mit der Sie’s geschafft haben, an das
Terminal ran zukommen.

    Er machte eine Pause, um einen Schluck Kaffee zu trinken, und Newman hatte das unbestimmte Gefühl, als lauere Tripet gespannt auf irgendeine Reaktion. Eine Reaktion worauf? Der Engländer schwieg.
    „Ich meine das Terminal des Zentralcomputers in Düsseldorf, mit dessen Hilfe die Deutschen ausländische Agenten aufspüren“, ergänzte Tripet. „Sind Sie auf Urlaub in der Schweiz, Mr. Newman?“ erkundigte er sich dann beiläufig.
    Newman drückte seine nur halb gerauchte Zigarette aus und starrte Tripet finster an. Er stand auf, trat an das Fenster hinter dem Schreibtisch des Chefinspektors und blickte auf die Straße hinunter, ohne die Gardinen zu bewegen. Julius Nagy stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor dem Haupteingang der
Bibliotheque municipale,
der Stadtbücherei.
    „Tripet“, sagte Newman, „kommen Sie bitte einen Augenblick hierher?“
    „Irgend etwas macht Ihnen Sorgen“, stellte Tripet fest, als er neben dem Engländer stand.
    „Der Mann vor dem Bibliothekseingang. Julius Nagy. Er beschattet mich, seitdem wir in Cointrin gelandet sind. Tut er das etwa in Ihrem Auftrag?“
    „Ich lasse ihn überprüfen“, antwortete der Chefinspektor prompt und ging zur Tür. „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick…“
    „Sie können doch von hier aus telefonieren“, wandte Newman ein, aber Tripet hatte das Zimmer bereits verlassen und die Tür hinter sich geschlossen. Newman zündete sich eine neue Zigarette an und wartete auf die Fortsetzung der Komödie. Ein paar Minuten später marschierten zwei Polizeibeamte über die Straße auf Nagy zu.
    Es kam zu einem kurzen Wortwechsel. Nagy protestierte, als die Grauuniformierten ihn an den Armen fassten und über die Straße führten, wo Newman das Trio nicht mehr sehen konnte. Der Engländer grinste unwillkürlich und saß wieder in seinem Sessel, als Tripet zurück kam.
    „Wir verhören ihn“, teilte er Newman mit. „Ich habe veranlasst, daß vor allem festgestellt wird, wer sein Auftraggeber ist.“
    „Wen wollen Sie damit hinters Licht führen?“
    „Wie bitte?“
    „Hören Sie, Tripet“, knurrte Newman und beugte sich über den Schreibtisch, „diese Komödie wird allmählich langweilig…“
    „Komödie?“
    „
Komödie,
Tripet! Vor nicht allzu langer Zeit bin ich hierzulande ein willkommener Gast gewesen. Ich habe mich für eine bestimmte Sache eingesetzt, von der Sie nicht die geringste Ahnung haben. Aber diesmal werde ich seit meiner Ankunft beschattet und belästigt, ohne…“
    „Belästigt, Mr.

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