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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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vorhin hatte sein Chef ihn gewarnt.
    „Beck, ich weiß nicht, wie lange ich Ihnen noch unbegrenzte Vollmachten gewähren kann. Hinter den Kulissen sind mächtige Einflüsse am Werk, die mich dazu zwingen können, Ihnen diesen Fall zu entziehen…“
    „Ich gehe dieser Sache auf den Grund, koste es, was es wolle“, hatte Beck geantwortet.
    „Gegen das System kommen Sie allein nicht an!“
    „Wollen wir wetten?“
    Endlich meldete sich Tripet. Nachdem sie sich kurz begrüßt hatten, erläuterte Beck dem Genfer Chefinspektor sein Anliegen und erklärte ihm auch, wie die Sache sich dezent abwickeln ließ. Im Verlauf ihres Gesprächs entdeckte er eine gewisse Unsicherheit in Tripets Reaktionen. ‚Er macht sich Sorgen wegen meines Auftrags‘, dachte Beck.
    „Im Vertrauen gesagt, Leon: Dieser Auftrag kommt von ganz oben. Aber das muss unter uns bleiben, verstanden?
    Ich kann nur hoffen, daß es euch gelingt, ihn zu schnappen, bevor er Genf wieder verlässt. Du weißt ja, in welchem Hotel er wohnt. Ruf ihn an oder schick ihm einen Wagen, wenn dir das lieber ist. Ich überlasse dir die Wahl der geeigneten Methode, aber bitte tu’s…“
    Beck legte den Hörer auf, griff nach der Zeitung und studierte das Photo noch einmal. Er wusste, daß er viel Hilfe brauchen würde – sogar unorthodoxe Hilfe. Wenn es kritisch wurde, war die Presse nicht leicht zum Schweigen zu bringen. Ja, er brauchte Verbündete. Beck nickte grimmig vor sich hin. Verdammt noch mal, er hatte nicht die Absicht, ihnen das durchgehen zu lassen, nur weil sie alle Millionäre und Multimillionäre waren!
    Basel.
    Erika Stahel, die einen ganzen Stapel Tageszeitungen im Arm hatte, schloss die Wohnungstür und lehnte sich einen Augenblick von innen dagegen.
    Seidler, der am Tisch in der Eßnische stand, konnte sich vorstellen, wie sie sich beeilt hatte.
    Ihr Teint war noch rosiger als sonst.
    „Ich habe noch Zeit für eine Tasse Kaffee, bevor ich zur Arbeit muss“, erklärte sie ihm.
    „Das freut mich …“
    Sie legte die Zeitungen in einem ordentlichen Stapel auf den Tisch. ‚Immer so sauber und ordentlich‘, dachte Seidler und stellte sich vor, wie es wäre, für immer bei ihr bleiben zu können. Erika
tanzte
geradezu in die Küche hinaus, so sehr freute sie sich über seine Gegenwart.
    Seidler hörte sie einen Schlager summen, während sie Kaffee kochte. Er schlug die erste Zeitung auf.
    „Du hast den Frühstückstisch abgeräumt“, rief sie aus der Küche. „Danke, Manfred! Du wirst ein richtiger Hausmann.
    Stört dich das?“
    „Nein, ich könnte mich daran gewöhnen.“
    „Warum auch nicht?“ antwortete Erika fröhlich.
    Aber als sie mit dem Kaffee aus der Küche kam, spürte sie einen völligen Stimmungsumschwung. Seidler, der in Hemdsärmeln am Tisch saß, starrte wie gebannt die Titelseite des
Journal de Genaue
an. Erika schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein, blieb neben ihm stehen und warf einen Blick auf die Zeitung.
    „Irgendwas nicht in Ordnung?“
    „Meine Lebensversicherung. Vielleicht…“
    Seidler schraubte den goldenen Füllfederhalter auf, den sie ihm geschenkt hatte, und strich damit den Kasten mit der Überschrift
Sommaire
an. Erika war so großzügig – sie hatte sicherlich sehr viel Geld für diesen Füller ausgegeben. Wie gern wäre er los gezogen, um ihr auch einmal irgend etwas Schönes zu kaufen. Das Geld dafür fehlte ihm keineswegs, aber ein Einkaufsbummel hätte bedeutet,
sich auf die Straße zu wagen…
    „Robert Newman“, las Erika laut. Sie trank einen Schluck Kaffee. „Ah, der Fall Krüger! Newman ist der Reporter gewesen, der sein Bankkonto hier in Basel aufgespürt hat.
    Wie er das geschafft hat, weiß bis heute kein Mensch.
    Warum ist er so wichtig?“
    „Weil…“ Seidler schlang einen Arm um ihre schlanke Taille.
    „Weil er mutig und unabhängig ist, Erika. Weil er sich durch nichts und niemand von einer Story abbringen lässt, in die er sich einmal verbissen hat. Und weil er absolut unbestechlich ist.“
    „Kennst du Newman persönlich?“
    „Nein, leider nicht. Aber ich weiß, wo er zu erreichen ist.
    Hier ist sogar sein Hotel angegeben. Am besten rufe ich ihn gleich an – aber von der Telefonzelle unten an der Ecke aus.“
    „Du hast immer gesagt, du wolltest nicht auf der Straße gesehen werden…“
    „Diesmal muss ich das Risiko eingehen! Ich muss etwas unternehmen. Vielleicht ist Newman sogar hinter der Goldklub-Story her. Mal sehen, wie er auf das Stichwort (Terminal)

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