Fangjagd
Newman?“
„Lassen Sie mich bitte ausreden, ohne mich zu unterbrechen!
Ich habe belästigt gesagt – und das meine ich auch. Sie schicken Ihre beiden Handlanger ins Hotel des Bergues, damit sie mich wie einen Verbrecher öffentlich abfuhren, nur um ein belangloses Gespräch mit mir zu führen. Sie besitzen nicht einmal soviel Anstand, mich telefonisch vorzuwarnen…“
„Wir haben nicht gewusst, ob Sie freiwillig kommen würden“, wandte der Chefinspektor ein.
„Sie sollen mich nicht unterbrechen!“ fauchte Newman.
„Dann geben Sie vor, Nagy nicht zu kennen. Sie verlassen den Raum, um einen Befehl zu erteilen, anstatt dies von hier aus zu tun. Nur damit ich nicht mitbekomme, was Sie sagen, welche Anweisungen Sie Ihren Leuten geben. ‚Schnappt euch Nagy. Sorgt dafür, daß es überzeugend aussieht – er beobachtet euch von meinem Fenster aus.‘ Oder so ähnlich, nicht wahr? Aber das mache ich nicht länger mit! Ich verlange, daß Sie mich mit Arthur Beck, dem Assistenten des Chefs der Bundespolizei in Bern, telefonieren lassen, damit er…“
„Beck hat mich gebeten, Sie hierher zu holen“, teilte der Chefinspektor ihm gelassen mit.
Newman bestand darauf, mit einem Taxi ins Hotel des Bergues zurückzufahren, obwohl Tripet ihn mit einem neutralen Dienstwagen hinbringen lassen wollte. Unterwegs dachte er angestrengt nach, ohne die widersprüchlichen Gedanken, die ihm dabei durch den Kopf schossen, auf einen Nenner bringen zu können. Auch als er das Taxi bezahlt hatte und in ihr Hotelzimmer hinauffuhr, fand er keine Ruhe. Nancy öffnete ihm die Tür, und er bemerkte sofort, daß etwas passiert war. Sie fiel ihm um den Hals und zog ihn ins Zimmer.
„Bob, ich hab’ schon gedacht, du würdest nie mehr zurückkommen! Alles in Ordnung? Was haben sie von dir gewollt? Vorhin hat ein komischer Kerl für dich angerufen.
Alles in Ordnung?“ wiederholte sie. „Möchtest du Kaffee? Der Zimmerservice hat auch seine Vorteile.“ Das alles stieß sie fast ohne Pause hervor.
„Am besten bestellst du gleich eine große Kanne. Nein, setz dich hm, ich mache es schon. Mir geht’s übrigens ausgezeichnet.“ Er grinste beruhigend. „Das Wichtigste immer zuerst …“
Newman weigerte sich, von seinem Besuch bei Tripet zu berichten, bevor der Kaffee serviert worden war. Dann schilderte er Nancy die Ereignisse im Polizeipräsidium, wobei er den Eindruck erweckte, die Kriminalpolizei sei lediglich durch den Zeitungsartikel neugierig geworden und habe sich dafür interessiert, an welcher Story er im Augenblick arbeite.
Dabei fiel ihm ein, das dies vielleicht wirklich der Grund für dieses Gespräch mit Tripet gewesen war.
„So, jetzt kannst du mir von diesem Anruf erzählen“, schlug er vor, nachdem sie eine halbe Tasse Kaffee getrunken hatte.
Newman grinste. „Was hat der Unbekannte mir am Telefon verkaufen wollen?“
„Laß den Unsinn! Ich war vorhin nervös, aber jetzt geht’s mir wieder besser. Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du ein guter Psychologe bist?“
„Zur Sache, Schätzchen“, mahnte er sanft.
„Das Telefon hat geklingelt, und ein Mann wollte dich sprechen. Er hat zwar Englisch gesprochen, aber mit einem starken mitteleuropäischen Akzent…“
„Was immer man darunter verstehen mag.“
„Bob! Hast du vergessen, wie viele Nationalitäten es bei uns in den Staaten gibt? Ich kenne mich mit Akzenten aus! Darf ich weitererzählen? Danke. Ich habe ihm erklärt, du seist im Augenblick nicht da, er wollte wissen, wann du zurückkommst, und als ich ihm sagte, daß das ganz ungewiss sei, wollte er wissen, ob er dich vielleicht irgendwo telefonisch erreichen könne. Es handle sich um eine äußerst wichtige Sache…“
„Um eine für ihn wichtige Sache, möchte ich wetten“, warf Newman zynisch ein.
„Seinem Tonfall nach muß sie dringend und wichtig gewesen sein“, betonte Nancy. „Wenn du mich fragst, war er in Panik.
Ich habe ihn gebeten, mir seine Telefonnummer zu geben, damit du zurückrufen kannst, aber darauf hat er sich nicht eingelassen. Zuletzt hat er versprochen, dich wieder anzurufen, und dann hat er mir etwas Seltsames für dich aufgetragen. Ich hab’s sogar wiederholen müssen, damit er sich davon überzeugen konnte, daß ich’s richtig verstanden hatte.“
„Was solltest du mir ausrichten?“
„Er hat mir übrigens auch seinen Namen genannt. Allerdings nur widerstrebend und erst, als ich ihm damit gedroht habe, den Hörer aufzulegen, weil ich nicht daran
Weitere Kostenlose Bücher