Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
wartete an der Tür. Er war beinahe der erste Fahrgast, der aus dem noch rollenden Schnellzug ausstieg.
    Im Wagen dahinter beeilte sich auch Julius Nagy, den Zug zu verlassen. Sein Hut steckte zusammengefaltet in einer Tasche seines Mantels, den er über dem linken Arm trug.
    So war er – zumindest auf den ersten Blick – nicht gleich wieder zuerkennen. Sein Gesichtsausdruck zeigte tiefe Erbitterung, während er Emil Graf den Bahnsteig entlang zum Ausgang folgte. In der rechten Hand hielt er eine kleine Kamera, die er stets bei sich trug.
    Kobler marschierte vor Graf her, aufrecht, energisch, den Aktenkoffer in der rechten Hand. Graf hatte Mühe, ihm zu folgen, als Kobler die Bahnhofstreppe hinunter lief. Vor dem Hauptbahnhof, wo ein Mercedes mit Chauffeur auf ihn wartete, blieb Kobler stehen und klappte seinen Mantelkragen hoch, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. Graf schloß zu ihm auf und sah sich um, als halte er nach einem Taxi Ausschau.
    „Er ist gezähmt“, berichtete er Kobler. „Er tut, was wir verlangen …“
    „Ganz bestimmt?“
    „Todsicher. Er hat eine Heidenangst!“
    Nur einer interessierte sich für dieses kurze Zusammentreffen: Nagy. Er hob seine kleine Kamera und machte eine Aufnahme, als Kobler den Kopf zur Seite drehte, um besser zu hören, was Graf sagte. Dann ging Kobler auf den Wagen zu, dessen Chauffeur ihm diensteifrig den Schlag aufriß. Nagys Kamera klickte erneut. Dann benützte er den Zettel, den Graf ihm in die Manteltasche gesteckt hatte, um sich das Kennzeichen des Mercedes zu notieren. Nagy war bereits wieder im Hauptbahnhof verschwunden, als Graf sich umdrehte.
    Die beiden Kriminalbeamten, die am Ende des Bahnsteigs standen und die soeben eingetroffenen Fahrgäste musterten, übersahen Lee Foley. Unbeachtet ging er in einem sehr englisch aussehenden karierten Mantel, den er in London gekauft hatte, an ihnen vorbei. Sein auffälliges weißes Haar verschwand unter einer tief in die Stirn gezogenen Golfmütze, und die Hornbrille auf seiner Nase ließ ihn eher professoral wirken.
    Foley verließ den Hauptbahnhof mit einem ganzen Schwung von Reisenden, die alle mit demselben Zug angekommen waren. Er ignorierte die wartenden Taxis, nahm seine Reisetasche in die linke Hand und marschierte zielstrebig die schmale Neuengasse entlang. Unterwegs blieb er scheinbar interessiert vor einem Schaufenster stehen und benützte das Glas als Spiegel, um die Gasse hinter sich zu beobachten.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß er nicht beschattet wurde, ging er das kurze Stück zum Hotel Savoy weiter und betrat es rasch. Als die junge Frau an der Reception auf sah, füllte Foley bereits das vorgeschriebene Anmeldeformular in dreifacher Ausfertigung aus. Einer der beiden Durchschläge war für die Polizei bestimmt und würde später abgeholt werden.
    „Ich habe aus Genf angerufen und ein Zimmer bei Ihnen bestellt.“
    „Richtig, Zimmer 230 – ein Doppelzimmer…“
    Die Empfangsdame sah sich nach seiner Begleiterin um.
    Foley zeigte seinen Reisepass, steckte ihn wieder ein und griff nach seinem Gepäck.
    „Augenblick, ich rufe einen Pagen…“
    „Sparen Sie sich die Mühe. Wo ist der Aufzug?“ Der Amerikaner fuhr nach oben, fand sein Zimmer, warf seine Reisetasche aufs Bett und setzte sich ans Telefon, um auf den Anruf zu warten.
    Arthur Beck saß an seinem Schreibtisch und aß das letzte der Schinkensandwiches, die seine Sekretärin ihm gemacht hatte.
    Nach Becks Meinung gehörte der Earl of Sandwich zu den bedeutendsten Gestalten der englischen Geschichte. Der Schweizer hatte seine Leidenschaft für Schinkensandwiches entwickelt, als er sich ein Vierteljahr zu Studienzwecken bei Scotland Yard in London aufgehalten hatte. Er trank gerade Kaffee, als das Telefon klingelte. Der Anrufer sprach Deutsch. „Leupin,“ meldete er sich knapp. “Ich rufe vom Bahnhof aus an. Newman ist mit dem Schnellzug um 13.58 Uhr aus Genf gekommen. In Begleitung einer Frau – der Aufmachung nach einer Amerikanerin. Sautter ist ihnen zum Bellevue Palace nachgefahren, wo sie sich vor zehn Minuten angemeldet haben.“
    „Wie steht’s mit Lee Foley?“
    „Wir haben niemand gesehen, auf den seine Personenbeschreibung gepasst hätte, obwohl wir die Reisenden gemeinsam beobachtet haben.“
    „Danke, Leupin. Beobachten Sie weiter alle aus Genf einlaufenden Züge.“
    „Sautter ist schon wieder auf dem Weg hierher…“
    Beck legte den Hörer auf und aß nachdenklich den Rest seines Sandwichs. In

Weitere Kostenlose Bücher