Fangjagd
solche Starreporter führen.“
Tweeds Stimme klang fast etwas wehmütig. „Forschen Sie weiter. Und bleiben Sie in Bern!“
Tweed legte den Hörer auf und sah zu Monica hinüber, die Karteikarten sortierte. „Das war Mason, er hat aus dem Bellevue Palace angerufen. Er hat Informationen über Professor Armand Grange von der Klinik Bern gesammelt. Hat unser Computer doch noch irgendwas über ihn ausgespuckt? Immer unter der Voraussetzung, daß das verdammte Ding funktioniert…“
„Es funktioniert ausnahmsweise mal wieder. Ich habe nach Grange gefragt, ohne eine Antwort zu bekommen. Zuerst habe ich’s mit Medizinern versucht. Null. Dann mit Industriellen – wegen seiner Chemiewerke. Null. Ich hab’s sogar mit Bankiers versucht. Null. Der Mann ist ein wahres Phänomen. Ich frage mich langsam, ob er überhaupt existiert.“
„Na, das bestärkt mich in meinem Entschluss.“ Tweed polierte seine Brillengläser mit einem zerschlissenen Taschentuch.
Monica beobachtete ihn. Daß er es sich nicht abgewöhnen konnte, mit seiner Brille zu spielen und seine Fingerabdrücke auf den Gläsern zu hinterlassen! „Ich muss nach Bern“, erklärte Tweed. „Es kommt nur auf den richtigen Zeitpunkt an.
Reservieren Sie mir einen Platz in der nächsten Swissair-Maschine nach Zürich – und buchen Sie mich auf den jeweils nächsten Flug um, wenn ich den vorigen nicht wahrgenommen habe. Voraussichtlich muss ich ganz plötzlich abfliegen.“
„Worauf warten Sie denn?“ fragte Monica.
„Auf ein ganz bestimmtes Ereignis. Auf einen Fehler der Gegenseite. Sie muss irgendwann einen machen. Niemand ist unfehlbar. Nicht einmal unser sagenhafter Professor.“
13
Das Tagesrestaurant des Bellevue Palace ist ein großer Glaskasten direkt gegenüber der Filiale der Autovermietung.
Newman schlang sein Steak hinunter, während Nancy eine gegrillte Seezunge aß. Nachdem Newmann seinen Kaffee mit zwei Schlucken ausgetrunken hatte, wischte er sich den Mund mit der Serviette ab und unterschrieb die Rechnung.
„Mietest du jetzt das Auto?“ erkundigte sich Nancy. „Dann fahre ich noch einmal schnell hinauf und hole meine Handschuhe. Wir treffen uns bei Hertz.“
„Gut, einverstanden.“
Newman wartete am Ausgang, bis sie verschwunden war, und betrat dann rasch eine der Telefonzellen neben der Garderobe.
Er telefonierte nur etwa eine Minute. Danach hastete er zum Ausgang, spurtete über den Gehsteig und betrat die Filiale des Mietwagenunternehmens. An der Theke legte er Führerschein, Reisepass und Kreditkarte vor und erklärte dem freundlichen Mädchen sein Anliegen.
„Wir bekommen einen Citroen – mit Automatik“, teilte er Nancy mit, als sie in die Filiale kam. „Der Mann dort drüben zeigt uns den Wagen. Er steht im Parkdeck drei.“ Weniger als fünf Minuten später fuhren sie durch die engen Kurven der Parkgarage zur Straße hinauf. Nancy, die ihre gefütterten Lederhandschuhe trug, schnallte sich an und lehnte sich zufrieden zurück. Obwohl sie eine begeisterte Autofahrerin war, überließ sie im ungewohnten europäischen Straßenverkehr gern Newman das Steuer.
Der bleigraue Himmel schien schwer auf der Stadt zu lasten, als sie eine der Aarebrücken überquerten. Wenig später befand Newman sich bereits auf der über Thun nach Luzern führenden Autobahn. Er hatte sich ausgerechnet, daß die Fahrt zur Klinik Bern rund eine Dreiviertelstunde dauern würde.
Lee Foley zahlte seinem Berner Verbindungsmann eine großzügig bemessene Leihgebühr für den roten Porsche 911.
Normalerweise hätte er auf ein solch auffälliges Fahrzeug verzichtet. Aber diesmal handelte es sich um einen Ausnahmefall, und er brauchte einen besonders schnellen Wagen.
Auf der Fahrt durch die Außenbezirke von Bern hielt Foley sich strikt an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit, aber sobald er auf die Autobahn einbog, trat er das Gaspedal durch. Jetzt, am frühen Nachmittag, herrschte verhältnismäßig wenig Verkehr. Foleys kalte blaue Augen blickten häufig in den Rückspiegel, während er seine Geschwindigkeit noch weiter erhöhte.
„Nehmen Sie sich auf der Autobahn in acht“, hatte sein Verbindungsmann ihn gewarnt, als er ihm den Wagen vor dem Hotel Savoy übergeben hatte. „Die Polizei baut dort mit Vorliebe Radarfallen auf…“
Bei seiner Abfahrt vom Savoy war es Foley so sehr darauf angekommen, sein Ziel rechtzeitig zu erreichen, daß er es ausnahmsweise versäumt hatte, sich davon zu überzeugen, daß er nicht beschattet wurde.
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