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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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katzenartiges Schleichen war ihm völlig entgangen. Deshalb ging er rascher, als er, aus Blanches Wohnung kommend, durch die Münstergasse zum Casinoplatz ging und dort in die Kochergasse einbog.
    Newman ging am Hotel Bellevue Palace vorbei, zündete sich eine Zigarette an und kontrollierte dabei unauffällig den Gehsteig gegenüber, bevor er in der zur Terrasse vor dem Bundeshaus hinunterführenden Gasse verschwand. Um diese Tageszeit war die erhöhte Promenade menschenleer. Auf der anderen Seite fiel das Gelände steil zur Aare hin ab. Newman sah vor sich die Marzilibahn, die fast bis zum Fluss hinunterführende Standseilbahn. Der kleine rote Wagen war soeben oben angekommen. Newman begann zu laufen, um diese Bahn noch zu erwischen.
    Für 60 Rappen kaufte er am Schalter der kleinen Bergstation eine Fahrkarte. Der noch ganz neue, spielzeugähnliche Wagen war leer, und die Tür schloss sich, sobald Newman ihn betreten hatte. Die Talfahrt auf den steil in die Tiefe führenden, schnurgeraden Geleisen begann.
    Newman stand ganz vorn zwischen Glaswänden und stützte sich auf das Geländer. In der Dunkelheit leuchteten die Lichter jenseits des Flusses diamantklar. Je länger die Talfahrt dauerte, desto exponierter kam Newman sich in dem beleuchteten Wagen vor. Er merkte, daß seine Hände das Geländer krampfhaft umklammerten.
    Sie näherten sich der Talstation. Der Wagen wurde langsamer, glitt hinein und bremste. Newman verließ ihn, sobald sich die Tür öffnete, und zögerte kaum merklich, als er auch die Deckung der Talstation verlassen musste. Der den Fluss entlang streichende Wind pfiff ihm eisig ins Gesicht. Der Engländer schlug seinen Mantelkragen hoch und ging rasch weiter. Er konnte keine verdächtigen Gestalten entdecken.
    Die Taubenhalde war noch ziemlich weit entfernt, als Newman ein modernes Gebäude betrat und dem uniformierten Pförtner seinen Reisepaß vorlegte.
    „Ich habe einen Termin bei Arthur Beck“, erklärte er dem Mann. „Um zwanzig Uhr…“
    Der Pförtner blätterte in dem Ausweis, verglich Newman mit seinem Paßfoto, griff nach dem Telefonhörer und wählte eine Nummer. Nach einigen wenigen Sätzen nickte er befriedigt, legte auf und gab den Reisepaß zurück.
    „Sie kennen den Weg zur Taubenhalde, Mr. Newman?“
    fragte er dabei. „Aber Sie werden ja erwartet…“
    „Danke, ich finde schon hin. Ich bin nicht zum ersten mal hier.“ Von diesem Gebäude aus führt ein langer Fußgängertunnel zur Taubenhalde. Newman folgte ihm und erreichte an seinem Ende eine Rolltreppe, die ihn in die Eingangshalle des Bundespolizeigebäudes hinauf brachte.
    Während der Fahrt legte der Engländer sich zurecht, was er Beck erzählen wollte.
    Er hatte diesen Umweg gewählt, um die Eingangshalle ungesehen erreichen zu können – für den Fall, daß draußen jemand beobachtete, wer das Gebäude durch den Haupteingang betrat, Sobald Newman die große Eingangshalle erreichte, merkte er, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Arthur Beck erwartete ihn bereits am Empfang, wo alle Besucher normalerweise eine detaillierte Anmeldung ausfüllen mussten.
    „Ich erledige die Formalitäten später, erklärte Beck dem Pförtner kurz und steckte das Anmeldeformular ein. Er ging zum Aufzug, ohne Newman mehr als ein Kopfnicken gegönnt zu haben. In der Kabine drückte der Polizeibeamte auf den Knopf mit der Nummer 10 und schwieg hartnäckig weiter, während der Aufzug sie leise surrend in die Höhe hob. Im zehnten Stock öffnete sich die Kabinentür erst, nachdem Beck sie mit seinem eigenen Schlüssel aufgesperrt hatte Newman erinnerte sich daran, daß ihm diese Sicherheitsvorkehrungen schon bei seinem ersten Besuch imponiert hatten.
    Beck schwieg noch immer, als er sein Büro aufschloß und dem Besucher mit einer knappen Handbewegung den Vortritt ließ.
    Das alles beunruhigte Newman – vor allem die Tatsache, daß unten keine Anmeldung ausgefüllt worden war. Die Erklärung dafür lieferte Beck, nachdem er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen und dem Engländer wortlos den Besuchersessel angeboten hatte.
    „Möglicherweise sind Sie offiziell nie hier gewesen. Aber das wird sich noch herausstellen …“
    Beck wirkte rundlich-gemütlich, aber seine wachen grauen Augen unter den dichten Brauen straften diesen ersten Eindruck Lügen. Normalerweise war er zurückhaltend, beobachtend und eher langsam, an diesem Abend jedoch war er sichtlich unruhig, und sein sonst so gutmütiges Gesicht war rot angelaufen, Newman

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