Fangjagd
vorbeiführt.
Beck kurbelte sein Fenster herunter, als ein uniformierter Polizeibeamter an den Wagen trat, und zeigte ihm wortlos seinen Dienstausweis. Die Straßensperre wurde geöffnet, und der Wagen fuhr die enge Zufahrt zur alten Badgasse hinauf.
Dort herrschte fieberhafte Aktivität.
Weitere Polizeifahrzeuge mit eingeschaltetem Blaulicht und zwischendurch aufflammendes Blitzlicht erinnerten Newman an die farbigen Lichtblitze in einer Discothek. Sie fuhren langsam bis zu einer Stelle fast am Ende des rechts neben ihnen aufragenden Plattformwalls, dem auf der linken Seite der Gasse alte Häuser gegenüberstanden. Dort war eine mannshohe Sichtblende aus Segeltuch errichtet worden. Der Wagen hielt.
Beck legte eine Hand auf einen Türgriff.
„Machen Sie sich auf einen ziemlich unangenehmen Anblick gefaßt!“, forderte er den Engländer auf.
Newman fröstelte, als er aus der geheizten Limousine aus stieg.
In Becks Wintermantel und dem zu großen Hut kam er sich ziemlich lächerlich vor. Zum Glück war die Brille, die Beck ihm aufgedrängt hatte, nur ganz leicht getönt. Überall standen Uniformierte. Ein grimmig dreinblickender Zivilist kam auf Beck zu.
„Chefinspektor Pauli von der Mordkommission der Kantonspolizei“, sagte Beck, ohne Newman vorzustellen.
„Pauli, wiederholen Sie bitte, welche Mitteilung Ihnen telefonisch zugegangen ist!“
„Wir haben einen anonymen Anruf erhalten“, berichtete Pauli knapp. „Der Mann hat lediglich gesagt, in der Badgasse liege ein Toter. Und er hat hinzugefügt, der Tote habe heute Abend mit einem gewissen Robert Newman in der Münstergasse eine Auseinandersetzung gehabt…“
„Paulis Dienststelle ist die Hauptwache am Waisenhausplatz“, erklärte Beck dem Engländer. „Er ist sofort hergefahren und hat das hier entdeckt…“
Hinter der Sichtblende parkte ein Ford Kombi – mit der Motorhaube zur Badgasse- rechtwinklig zur Mauer. Julius Nagys zerschmetterter Körper lag mit unnatürlich verdrehtem Kopf auf dem eingedrückten Autodach, Newman erkannte den Ungarn auf den ersten Blick – und der Trachtenhut, der vor dem Auto auf dem Pflaster lag, bestätigte diese Identifizierung.
Ein Zivilist mit einer schwarzen Ledertasche in der linken Hand stieg die hinten an den Wagen gelehnte kurze Leiter herab. Er zog seine Gummihandschuhe aus und schüttelte den Kopf. während er zu Beck hinübersah.
„Dt. Moser“, sagte Beck knapp. „Pathologe der Kantonspolizei.“
„Soviel bisher festzustellen ist, hat er sich sämtliche Knochen im Leib gebrochen“, berichtete Moser. „Mehr läßt sich erst nach genauerer Untersuchung sagen – oder übernehmen Sie den Fall?“
„Ja. Wir übernehmen ihn“, bestätigte Beck.
„Dann ist Frau Dr. Kleist zuständig – lieber sie als ich. Ich schicke ihr morgen meinen vorläufigen Untersuchungsbericht.“
„Was ist Ihrer Meinung nach passiert?“ wollte Beck wissen.
„Ich halte nichts von Vermutungen.“ Moser, legte den Kopf in den Nacken und sah zu der über ihnen aufragenden Stützmauer auf. „Aus dieser Höhe ist er natürlich mit ungeheurer Wucht auf den Wagen geknallt. Als Ursache kommen Mord, Selbstmord und Unfall in Frage.“ Der Arzt machte eine Pause.
„Es gibt jedenfalls angenehmere Möglichkeiten, aus dem Leben zu scheiden. Diesen Briefumschlag habe ich übrigens in seiner Manteltasche gefunden.“ Er übergab Beck einen zerknitterten Umschlag. „Und jetzt verschwinde ich, um meinen Bericht zu Papier zu bringen! Schon wieder Überstunden – meine Frau fragt sich allmählich, warum ich so häufig spät nach Hause komme…“
Beck hielt den Umschlag zwischen Daumen und Zeigefinger an einer Ecke, zog einen Zellophanbeutel aus der Innentasche seine, Mantels und ließ ihn hineingleiten.
„Wahrscheinlich sind keine Fingerabdrücke daran zu finden, aber wir dürfen nichts unversucht lassen. Woran denken Sie gerade, Newman?“
Der Engländer starrte in den Nachthimmel hinauf, von dem sich der massive Wall abhob. Schon der Blick aus der Tiefe nach oben war schwindelerregend. Newman sah zu Beck hinüber, der neben dem Wagen mit dem schrecklich entstellten Leichnam eines Mannes stand, den der Engländer noch vor wenigen Stunden als lebendes, atmendes Wesen erlebt hatte, „Ich glaube, daß es keine schlechte Idee wäre, mit dem Aufzug dort drüben zur Plattform hinaufzufahren“, sagte Newman schließlich. „Wenn ich mich recht erinnere, verkehrt er bis zwanzig Uhr dreißig.“
„Sie haben ein
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