Fangjagd
Engländer sei. Der kleine Mann, dessen Hals er mit eisernem Griff umklammerte, war Julius Nagy.
„Dieser kleine Spitzel ist Ihnen durch die ganze Stadt nach geschlichen“, stellte Foley fest. „Interessiert Sie nicht auch, in wessen Auftrag er das tut?“
Bevor Newman reagieren konnte, schob Foley den Ungarn in den nächsten Hauseingang. Er drängte ihn gegen die massive Holztür, hob plötzlich seinen Stock, hielt ihn waagrecht und drückte ihn gegen Nagys Kehlkopf. Der kleine Mann war so entsetzt, daß ihm die Augen aus den Höhlen zu treten drohten.
„Wer hat dich angeheuert?“ knurrte Foley.
„Tripet…“Nagy holte keuchend Luft, als der Druck gegen seine Kehle sekundenlang nachließ.
„Wer?“ fragte der Amerikaner erneut.
„Chefinspektor Tripet… Súrete… Genf…“
„Das klingt zu glatt!“ entschied Foley. „Genf? Wir sind hier in Bern. Du hast gelogen! Pass auf, ich gebe dir noch eine einzige Chance, deine letzte…“
„Vorsicht!“ warnte Newman den Amerikaner. „Sie zerquetschen ihm den Adamsapfel.“
„Genau das werde ich tun, wenn er nicht bald auspackt!“
Nagy rang keuchend nach Luft. Seine kleinen Fäuste hämmerten gegen Foleys Brust, ohne die geringste Wirkung zu erzielen. Als Newman eben eingreifen wollte, weil der kleine Mann bereits blau anlief, verminderte Foley plötzlich den Druck gegen Nagys Hals. Er wartete, während der Ungar keuchend und hustend Luft holte.
„Okay, das Ganze nochmal von vorn“, schlug Foley vor.
„Du hast jetzt ein letztes Mal Gelegenheit auszupacken, aber keine Lügenmärchen, dafür habe ich keine Zeit! Wer ist dein Auftraggeber?“
„Manteltasche… Telefonnummer… Autokennzeichen…
Bahnhof…“
„Was meint der Kerl damit, verdammt noch mal?“ murmelte der Amerikaner vor sich hin, als denke er laut nach.
„Augenblick!“ warf Newman ein. „Ich seh’ mal nach!“
Er steckte eine Hand in die Tasche von Nagys abgetragenem Mantel und tastete darin herum. Seine Finger berührten einen Zettel. Newman zog ihn rasch heraus, denn er kannte Foley als ungeduldigen Mann, der imstande war, seine Drohungen wahr zumachen. Der Engländer trat zwei, drei Schritte zurück, um unter der Straßenlaterne besser sehen zu können.
„Hier steht eine Telefonnummer“, erklärte er Foley. „Und das hier könnte ein Autokennzeichen sein. Ja, es
ist
ein Kennzeichen …“ Newman hatte es sofort wiedererkannt – diese Buchstaben-Ziffern-Kombination hatte sich tief in sein Gedächtnis eingegraben.
„Lassen Sie ihn reden“, forderte er den Amerikaner auf.
„Lassen Sie ihn los, Foley. Was hat er vorhin von einem Bahnhof gesagt?“
„Wir wollen wissen, wer dein Auftraggeber ist!“ fuhr der Riese Nagy an. „Aber diesmal will ich die Wahrheit hören – laß also den Scheiß mit der Genfer Polizei!“
„Inder anderen Manteltasche…“ Nagy sah zu dem Engländer hinüber. „Sie finden darin eine Kamera. Ich habe einen Mann photographiert, der vor dem Bahnhof in einen Mercedes gestiegen ist. Er ist um 13.58 Uhr mit dem Schnellzug aus Genf in Bern angekommen…“
Foley blieb mit drohend erhobenem Stock vor Nagy stehen, während Newman in die andere Manteltasche griff und eine kleine, flache Kamera heraus zog. Der Bildzähler ließ erkennen, daß drei Aufnahmen gemacht worden waren.
Newman hob den Kopf und begegnete Nagys geradezu flehendem Blick.
„Ich hab’ nur zwei Aufnahmen gemacht“, krächzte Nagy.
„Von dem Mann, der eingestiegen ist, und von dem Mercedes, der auf ihn gewartet hat.“ Er starrte jetzt Foley an.
„Ich glaube, dieser Mann ist mein Auftraggeber. Er scheint eine sehr wichtige Persönlichkeit zu sein. Schließlich hat er einen Mercedes mit Chauffeur…“
„Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich den Film an mich nehme?“ fragte Newman. „Ich bezahle ihn natürlich.“
„Unsinn!“ knurrte Foley. „Nehmen Sie sich ihn einfach!
Warum wollen Sie der kleinen Ratte auch noch Geld geben?“
Newman spulte den Film zurück, öffnete die Kamera und nahm die Filmpatrone heraus. Nachdem er sie eingesteckt hatte, klappte er die Kamera wieder zu und schob sie mit einem Zehnfrankenschein in Nagys Manteltasche zurück.
„Ich lasse den Film entwickeln und ein paar Abzüge machen“, erklärte er Foley. „Sie können unseren Freund jetzt loslassen.“
„Ich möchte ihm am liebsten sämtliche Knochen brechen, damit er nicht noch einmal Leuten nach spioniert.“
„Nein!“ widersprach Newman nachdrücklich. Er trat
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