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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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waren. Der andere Wagen hatte rasend schnell zu ihm aufgeschlossen, war plötzlich langsamer geworden, hatte sich seiner Geschwindigkeit angepasst und hielt seither etwa hundert Meter Abstand. Wozu hatte der Fahrer vorhin die zulässige Höchstgeschwindigkeit weit überschritten, um jetzt bescheiden hinter dem Porsche zu bleiben? Die drei Autos erreichten eine Stelle, wo die sonst ebene Autobahn in einer Linkskurve sanft anstieg. Ein auf der Gegenfahrbahn nach Bern fahrender Wagen kam ihnen mit aufgeblendeten Scheinwerfern entgegen.
    Foley kniff die Augen zusammen und sah rasch in seinen Rückspiegel, als die aufgeblendeten Scheinwerfer das Verfolgerfahrzeug – einen schwarzen Audi 100 – anstrahlten.
    Vorn saßen zwei Männer. Foley bildete sich ein, auch hinten zwei gesehen zu haben. Full House.
    An der Ausfahrt Thun blieb Foley hinter dem Citroen, der die Berner Straße entlang fuhr, und bog dann in die Grabenstraße ab, während Newman auf der Hauptstraße weiter fuhr. Der Amerikaner parkte in der nächsten Lücke, stellte den Motor ab und sah in den Rückspiegel.
    Der Audi hielt an der Ecke, als wisse der Mann am Steuer nicht recht, wohin er fahren solle. Die beiden Männer auf dem Rücksitz stiegen aus, der Wagen fuhr wieder an und folgte dem Citroen die Hauptgasse entlang. Foley wartete mit beiden Händen auf dem Lenkrad.
    Einem der Männer – einem Schnurrbärtigen Anfang Vierzig, dessen Haltung und Auftreten erkennen ließen, daß er hier zu befehlen hatte – rutschte ein Gegenstand aus der rechten Hand.
    Er reagierte blitzschnell und fing ihn auf, bevor er aufs Pflaster knallen konnte. Dieser Gegenstand sah einem Handfunkgerät täuschend ähnlich.
    Foley lächelte vor sich hin, während er ausstieg und den Porsche abschloß. Er glaubte, den Beruf dieses Quartetts zu kennen.
    Thun wird durch die aus dem Thunersee, der von der Stadt aus nicht zu sehen ist, kommende Aare in zwei Hälften geteilt. Der Fluss isoliert zugleich die Altstadt auf einer Insel, die durch zahlreiche Brücken mit beiden Ufern verbunden ist.
    Bei der Ankunft in Thun kann man sich wie in Bern ins Mittelalter zurückversetzt fühlen. Ehrwürdige alte Bäume säumen die Flussufer. Holzgedeckte Brücken überspannen Seitenarme der Aare, die Thun hinter sich zurückläßt und dem fernen Bern zustrebt.
    Auf der Fahrt die Hauptgasse entlang beobachtete Newman, daß der rote Porsche in die Grabenstraße abbog. Seine Befürchtungen waren also offenbar unbegründet gewesen. Er fuhr weiter, bog nach rechts ab, gelangte über die Sinnebrücke auf die Insel und parkte den Citroen. Dann ging er durch stille Gassen zum Hotel Freienhof an der Aare zurück. Zu seiner Überraschung war Waldo Novak bereits da.
    Newman beobachtete den an einem Ecktisch im Restaurant sitzenden Amerikaner, während er selbst seinen Mantel auszog und an einen der Garderobenhaken im Vorraum hängte. Zwei leere Gläser auf dem Tisch zeigten ihm, daß Novak frühzeitig gekommen war, um sich Mut für das Gespräch mit dem Engländer an zutrinken, was Newman nur recht war.
    „Noch einen Canadian Club“, bestellte Novak bei dem Ober.
    Dann sah er Newman.
    „Mir bitte auch einen …“
    „Aber gleich wieder doppelte!“ rief der Amerikaner dem verschwindenden Ober nach. „Okay, Newman, Sie haben also tatsächlich her gefunden. Was wollen Sie von mir wissen?“
    „Warum haben Sie eine Stellung in der Klinik Bern angenommen?“ fragte Newman eher beiläufig.
    Er setzte sich Novak gegenüber, der jetzt sein neues Glas mit einem Schluck zur Hälfte leerte, während der Engländer nur daran nippte. Der junge Arzt trug eine auffallend scheußliche Jacke mit großen Karos zu einer grauen Flanellhose. Sein Gesicht war gerötet, und er spielte nervös mit seinem Glas.
    „Na ja, um Geld zu verdienen. Wozu nimmt man sonst ’ne Stellung an?“ erkundigte er sich mürrisch.
    „Manchmal auch, weil man… sich berufen fühlt. ‚Berufen‘ ist das Wort, das ich suche, glaube ich.“
    „Schön, dann haben Sie’s gefunden! Haben Sie in letzter Zeit noch was entdeckt, von dem Sie mir erzählen wollen?“
    „Ein paar Leichen.“
    Novak erstarrte förmlich. Sein jugendliches Gesicht wurde aschfahl. Er umklammerte sein Glas so krampfhaft, daß die Fingerknöchel weiß hervortraten, und Newman fürchtete, er werde es zerdrücken. Obwohl die Tische in ihrer Nähe nicht besetzt waren, sah er sich mit dem flackernden Blick eines Gehetzten um.
    „Was für Leichen?“ erkundigte er sich

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