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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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werden genauso reagieren. Wir befinden uns an der Grenze unseres Reiches.“
    „Aber ich dachte, die Grenzen sind alle offen! Das sagt ihr doch immer!“, rief Dina verwirrt.
    „Ja, die Zaubergrenze schon. Doch in der Abmachung wird jedem Volk ein zusätzlicher Schutz erlaubt.“
    „Du erinnerst dich doch an unseren See, oder?“, rief Gwendolyn freudig. Der See gehörte zu ihren besten Einfällen, auf die sie noch immer ziemlich stolz zurück blickte.
    „Ja, natürlich. Aber ich habe nicht verstanden, warum ihr eine zusätzliche Grenze gebaut habt. Ich dachte, ihr versteht euch mit den Sandlingen!“
    „Ja schon.“, gab Gwen zu, „Aber damals stand ich unter großem Druck. Wir Feen sind nun mal so: Wenn andere etwas haben, dann wollen wir es auch.“
    Dina erinnerte sich belustigt an die aufgemalten Sommersprossen von Lilli und ihren Freundinnen.
    „Mein Volk wollte unbedingt eine weitere Grenze. Und da habe ich mich für die Seite zu den Sandlingen entschieden.“ Sie warf Wilbur einen vielsagenden Blick zu. Er lächelte. Natürlich, sie wollte sich nicht selbst von dem Kobold abgrenzen.
    „Der See… Wünsche gehörten schon jeher in das Fachgebiet der Feen.“, beendete sie ihre Erklärung.
    „Also ist das hier die zusätzliche Grenze der Kobolde?“, fragte Dina Wilbur. „Dann müsstest du doch wissen, wie wir sie überwinden können.“
    „Nein, wir haben keine zusätzlichen Grenzen gebaut. Der Wald schützt sich meist selbst vor Eindringlingen. Dieses hier ist das Werk der Baumknappen.“
    „Baumknappen?“, fragten Muschelstaub, Dina und Gwen gleichzeitig.
    „Ja, sie leben schon immer hier. Nur hat sie niemand je richtig wahr genommen.“
    „Wie denn auch, wenn sie sich so verbarrikadieren!“, maulte Dina.
    „Also, gehen wir jetzt durch das Netz?“, fragte Muschelstaub ungeduldig. Sie verloren viel kostbare Zeit.
    „Einen Moment noch!“, rief Gwendolyn. Sie flatterte in die Höhe. Doch gerade, als sie über das Netz fliegen wollte, spannten sich neue Fäden durch die Bäume. Je höher sie flog, desto höher wurde das Netz. Sie kehrte um.
    „War einen Versuch wert.“, meinte sie achselzuckend.
    Gut, sie würden durch das Netz gehen. Wenn das der einzige Weg war…

    Vom Boden lasen sie jeder einen dicken Stock auf. Sie wollten nicht unbewaffnet in dieses Netz steigen. Dina sollte als erste gehen.
    „Du bist die größte von uns allen!“
    Einverstanden war sie damit nicht, doch die anderen schubsten sie in trauter Eintracht auf das Netz zu. Vorsichtig teilte Dina die Fäden mit dem Stock auseinander. Es war gar nicht so schwer, sie waren ganz fein. Vorsichtig trat sie in das Netz. Die anderen folgten ihr in die Lücke. Sogleich schloss sich der Weg hinter ihnen. Die Fäden ließen sich zwar trennen, aber sie reparierten sich selbstständig fast ebenso schnell. „Au“, rief Dina. Ihre Haare hatten sich in dem klebrigen Silber verfangen. Sie riss sie los, doch einige lange braune Haare blieben in dem Netz hängen. Schnell setzte sie sich die Kapuze auf, sie wollte nicht noch mehr Haare lassen.
    Mit dem Stock bahnte sie sich und den anderen den Weg immer tiefer in das Netz. Immer dichter wurden die Fäden. Sie klebten überall, an ihren Armen, an ihren Beinen. Dina kam sich vor, wie mitten in einer riesigen, klebrigen Zuckerwatte.
    Die weißen Fäden, die sie durchtrennte, schwebten suchend wie lange Arme durch die Luft, tasteten nach ihnen. Sie kamen langsam voran, ständig hing einer von ihnen im Netz und ließ sich nur schwer befreien. Man durfte einfach nicht stehen bleiben: Sofort wickelten sich die klebrigen Fasern um Hand- und Fußgelenke.
    Trotzdem, Dina hatte es sich wesentlich schlimmer vorgestellt. Nur noch ein paar Schritte, dann hatten sie es geschafft. Sie holte zu einem letzten Hieb mit dem Stock aus – und erstarrte.
    Sie stand Auge in Auge mit einer Monsterspinne. Sie war fast so groß wie das Mädchen. Unwillkürlich wich Dina zurück und stolperte über ihre Freunde. Das Netz hinter ihnen hatte sich selbst wieder ausgebessert und versperrte ihnen den Weg. Sie alle fielen in die klebrigen Fäden, die sich schon um ihre Körper wickelten.
    Dina schlug heftig mit dem Stock auf die weißen, dürren Arme, die nach ihr griffen, und versuchte sich aus der klebrigen Masse zu befreien. Sie bekam einen Arm los, als die Spinne auf sie aufmerksam wurde.
    Diese war sehr verwundert über die vier Leckerbissen, die sich so freiwillig in ihr Netz begeben hatten. So etwas kam nicht oft

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