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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Monsterspinne und das klebrige Netz waren eigentlich Fingerzeig genug. Mit Schaudern dachte sie daran zurück. Die Pilzmänner hatten wirklich gute Vorkehrungen getroffen, dass niemand sie stören mochte.
    Die ersten Sonnenstrahlen fielen schräg durch das bunte Laub und tauchten den Wald in glänzendes Gold. Sie mussten weiter.

Die Schlucht

    D en ganzen Tag liefen sie bergab durch den farbigen Herbstwald. Weiße Wolkenfetzen pustete der Wind über den stahlblauen Himmel. Der Morgen war schön, die kühle Luft erfrischend. Doch je länger sie liefen, desto lästiger wurde das Laub, das unablässig auf sie herab rieselte. Auch war es nicht mehr so bunt wie am Anfang, sondern fiel kraftlos, vergilbt und braun zur Erde.
    Die Freunde machten nur selten für ein paar Minuten Rast. Meistens nur dann, wenn Gwendolyn sich den Weg zu ihnen zurückbahnen musste. Immer häufiger wehte sie der Wind in eine falsche Richtung. Erschöpfung lag in ihren großen Veilchenaugen. Schließlich nahm Wilbur sie in die Hand und steckte die kleine Fee in seine große Tasche.
    Der Wald schien kein Ende zu nehmen. Auch bergab laufen strengt nach einer Weile an, und so waren sie sehr froh, als der Weg sich unter ihren Füßen ebnete. Weniger Wurzeln mutierten zu tückischen Stolperfallen und der Wald wurde lichter.
    Mit der Dämmerung kamen sie aus ihm heraus.
    Vor ihnen erstreckte sich im Halbdunkeln eine kahle, graue Ebene. Kaum eine Pflanze wuchs aus dem felsigen Grund. Die einzelnen Grashalme, die einen unsichtbaren Weg an die Oberfläche gefunden hatten, staksten wie trockenes Stroh aus den scharfkantigen Felsspalten heraus. Überall lagen kleine und große Felsblöcke herum. Grau und kalt.
    Und am Ende der Ebene sahen sie ihn: Düster und drohend ragte der Felsenberg vor ihnen in die schwindelerregende Höhe. Unheilvoll thronte die dunkle Wolke auf seiner Spitze. Dahinter ging die Sonne blutrot unter und ließ den Berg brennen.
    Nie hatte Dina sich den Berg so hoch, so Furcht einflößend vorgestellt. Sie wich unwillkürlich zurück. Von weiter Ferne hatte er schon unheimlich ausgesehen. Doch jetzt, wo sie vielleicht nur einige letzte Kilometer von ihm entfernt stand, wurden ihr bei dem Anblick die Knie weich.
      So sehr sie sich vorhin gewünscht hatte, den vertrockneten Wald hinter sich zu lassen, so sehr sehnte sie sich jetzt nach den hohen, schützenden Stämmen zurück, die den Blick auf den nackten, kalten Felsenberg versperrten.
    Schweigend, wie versteinert starrten die Freunde in die Richtung, in die sie gehen mussten. Der harte Wind blies   eiskalt über die Ebene und rötete ihre entsetzten Gesichter. Gwendolyn lugte aus Wilburs Tasche heraus, schlug bei dem grauenerregenden Anblick schnell die Hand vor die Augen und blinzelte jetzt ungläubig zwischen ihren Fingerchen hindurch.
    „Da müssen wir hin?“, piepste sie.
    Sie nickten nur als Antwort. Keinem war nach Sprechen zumute.
    „Also gut.“ Muschelstaub erholte sich als erster von dem Schrecken. „Dann mal los. Noch sind wir nicht da! Nützen wir die anbrechende Dunkelheit, um ungesehen näher zu kommen. Wer weiß, wer außer dem Feuer sich noch hier herumtreibt.“
    Der Weg über die zerklüftete Ebene war nicht leicht. Ständig rutschten ihre Füße in die lauernden Felsspalten. An den harten Steinen stießen sie sich die Zehen wund. Das trockene Gras war messerscharf. Nur langsam kamen sie vorwärts.
    Dina hob Muschelstaub immer wieder aus tiefen Löchern heraus, in die er hineinpurzelte. In der Finsternis fiel es schwer, die schwarzen Schatten der Felsen von den dunklen Spalten zu unterscheiden.
    Unerbittlich blies der Wind von vorne.
    Wilbur stellte sich geschickter an als die anderen. Fast leichtfüßig hüpfte der Kobold von einem Stein zum nächsten. Nur selten glitt sein Fuß ab. Gwendolyn hatte es in Wilburs Tasche eindeutig am Besten.
    Bis tief in die Nacht hinein kämpften sich die Freunde durch das unwegsame Gelände. Dann ging es auf einmal nicht mehr weiter.
    Schon lange hatten sie ein Rauschen vernommen. Sie hatten es für den Wind gehalten, der ihnen um die Ohren pfiff. Nun standen sie auf einer Klippe und eine breite Schlucht gähnte vor ihnen. Weit unten donnerte ein reißender Fluss durch die schroffen Felswände. Wütend und weiß schäumte die Gischt im schwachen Licht der Sterne, wenn ein Felsen dem Wasser den Weg versperrte. Umso schneller und reißender bahnte es sich dann den Weg an dem Hindernis vorbei. „Und jetzt?“, fragte Dina. „Wie

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