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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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versteckte sich jetzt nicht. Bei der Unruhe fiel sie niemandem auf und wenn, konnte sie immer noch rechtzeitig in Dinas T-Shirt verschwinden.
    Dina kramte aus ihrem Rucksack trockene Sachen hervor und zog sie an. Heute war es kühler, deshalb nahm sie einen trockenen Kapuzenpullover und streifte ihn über. Ihr Blick fiel auf die Muschel, die friedlich in ihrem Rucksack lag. Zärtlich glitt ihr Finger über die sanft geschwungene Form. Sie war so wunderschön. Und irgendwie hatte sie etwas Tröstliches an sich. Dina hatte fast das Gefühl, als würde die Muschel ihr versichern, dass alles gut werden würde. Wie gern würde sie ihr glauben.
    Sorgfältig schnürte sie den Rucksack wieder zu. Muschelstaub, König Knox und Wilbur standen zusammen vor einer verrußten Wurzelkammer, als Dina und Gwen hinzukamen. Gwen duckte sich schnell vor den Augen des Koboldkönigs, doch der schenkte ihr keine Beachtung. „Nein, ich kann nicht mit euch gehen, Muschelstaub.“, winkte er heftig ab, „Ich werde jetzt hier gebraucht. Jemand muss das Chaos beenden. Ich gebe euch Wilbur mit. Er ist mein bester Mann, und ich traue ihm.“
    Knox rückte seine Blätterkrone zurecht, die stets schief auf seinen roten Haaren saß, und wendete sich hastig zum Gehen.
    „Ach, und viel Glück!“, rief er beiläufig über seine Schulter. „Gut, dann lasst uns keine Zeit verlieren!“, gebot Muschelstaub zur Eile.
    „Unsere schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Das Feuer weiß nun, dass es keine Grenzen mehr gibt. Gehen wir, bevor es noch mehr Opfer gibt. – Keine Angst, du kriegst ihn mit Sicherheit wieder!“, beruhigte er Dina schnell, die ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Überzeugt klang seine Stimme aber nicht.

Das Netz

    S tetig führte der schmale Weg bergan. Er war mühsam zu gehen. Die Füße der Wanderer versanken immer wieder im nassen Moos, oder in matschigen Pfützen. Die Wurzeln wurden zu Fußfesseln, und oft stießen sich die Freunde die Zehen an den harten Steinen. Immer wieder sprangen sie über schnell fließende Bäche, die der Regen mit frischem Wasser neu gespeist hatte. Doch allmählich wurde die Steigung flacher, bis sie über ebenes Gebiet liefen. Sie schienen den Gipfel des Berges erreicht zu haben.
    Rings um sie herum wucherte undurchdringliches Gestrüpp. Große, grüne Bäume standen dicht an dicht. Nein, von hier aus konnte man beim besten Willen kein Meer sehen. Wahrscheinlich nicht einmal, wenn man auf einen der hohen Bäume kletterte. Allerdings war das wohl kein ungefährliches Unterfangen. Der Regen hatte die Rinde aufgeweicht und glitschig gemacht. Zudem schienen die Bäume ständig miteinander zu wispern und zu tuscheln. Sie waren anders als die starren und geduldigen Bäume, die Dina von zu Hause kannte. Diese hier hatten es mit Sicherheit nicht so gerne, wenn man in ihren Astgabeln herumkletterte. Noch immer spürte sie den harten Griff der Eiche, die sie gefangen genommen hatte. Nein, mit diesen Bäumen war nicht zu spaßen.
    Ein grasgrüner Frosch hüpfte lustig über den Weg. Das feuchte Wetter schien ihm zu gefallen.
    Die Sonne schaffte es heute nicht, die dicken Wolkenschichten aufzulösen. Gedämpftes Licht fiel in den Wald.
    Dinas Gedanken schweiften immer wieder zu Joe. Wo er jetzt wohl war? Eine leise, dunkle Ahnung beschlich sie. Ja, sie war sich ziemlich sicher, wo Joe war. Lange hatte sie den schroffen, kalten Felsenberg nicht mehr gesehen. Fast hatte sie die dunkle, bedrohliche Wolke, die seine Spitze so unheimlich verbarg, vergessen. Wo sonst sollte der Drache auf Fangonia sein Reich haben? Er musste dort sein. Und wo der Drache war, da würde sie auch Joe finden. Wenn sie nur rechtzeitig dorthin kämen…
    Dina beschleunigte ihren Schritt. Ihre Beine waren müde. Sie waren so viel gelaufen in den letzten Tagen. Doch Dina gönnte ihnen keine Pause. Nur widerwillig ließ sie sich von den anderen zu einer kleinen Rast überreden.
    Der Platz war ideal. Eine kleine Quelle stillte ihren Durst und erfrischte ihre müden Füße. Kühl und glucksend sprudelte das Wasser aus dem großen Felsblock und ergoss sich in ein plätscherndes, glasklares Bächlein. Vögel zwitscherten in den feuchten Baumkronen.
    Doch Dina nahm das alles nicht richtig wahr. Sie war ganz in Gedanken versunken. Ohne Appetit knabberte sie an einem Stück Kräuterbrot. Bei den Kobolden hatte sie ihren Proviant aufstocken können.

    Muschelstaub war auch sehr schweigsam. Die gestrige Nacht hatte ihn sehr mitgenommen.

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