Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
Vom Netzwerk:
sollen wir hier nur rüberkommen?“
    „Heute Nacht schaffen wir es jedenfalls nicht mehr. Morgen früh sehen wir uns um. Vielleicht gibt es eine Brücke.“, meinte Wilbur. Er ließ sich im Schatten eines großen Felsvorsprungs nieder und betrachtete nachdenklich den Sichelmond, der sich schwach am schwarzen Himmel abzeichnete. Das Neumondfest vorletzte Nacht war also erfolgreich gewesen. Dann schlief er ein.
    Auch die anderen suchten sich einen windgeschützten Platz. Sie waren sehr müde.
    Dina dachte an Joe. Wie es ihm wohl ging auf diesem finsteren Berg?
    Es war so kalt. Sie kuschelte sich fester in ihren Pullover. Dann brachte ihr das eintönige Rauschen des wilden Wassers den Schlaf.  

Der reißende Fluss

    D ina erwachte, als die ersten Grautöne des Morgens der Nacht die Schwärze stahlen. Ihr war kalt. In ihrem Rucksack fand sich aber nichts Wärmeres zum Anziehen. Sie hatte doch nur Sommersachen eingesteckt. Sie zog sich ein zweites T-Shirt unter den Pullover. Das wärmte ein bisschen. Jetzt lag nur noch die Muschel im Rucksack. Wenigstens ist er jetzt ganz leicht , dachte Dina und hob ihn sich auf die Schultern. Sie tastete sich über die Felsbrocken zu Muschelstaub und Wilbur und weckte sie. Ein leises Schnarchen tönte aus Wilburs Tasche. Gwen konnte ruhig noch schlafen. Gemeinsam liefen sie an der Schlucht entlang und suchten nach einer geeigneten Stelle, sie zu überqueren. Das Morgenlicht offenbarte ihnen, dass weit und breit keine Brücke über den reißenden Fluss führte.
    „Vielleicht finden wir eine schmale Stelle, sodass wir hinüber springen können!“, meinte Dina.
    Doch so lange sie auch suchten, die engste Stelle war noch immer mindestens vier Meter breit. Wilbur begutachtete die Engstelle kritisch.
    „Es ist machbar“, sagte er schließlich. „Die Felsen hier sind eben. Wir werden uns bei der Landung nicht wehtun.“
    „Ich denke schon, dass es weh tut, wenn ich aus dieser Höhe in einen tosenden Fluss falle. Vor allem, wenn ich vorher auf einem der zahlreichen Felsblöcke aufschlage.“, erwiderte Dina sarkastisch.
    Sie war zwar eine gute Springerin, aber vier Meter über einen gähnenden Abgrund, das wollte sie lieber nicht riskieren.
    „Ich schaff das auch nicht!“, rief Muschelstaub entschieden. Er hatte von allen die kürzesten Beinchen. Mit Ausnahme von Gwendolyn natürlich. Aber die Prinzessin war kein Problem. Sie konnte entweder fliegen – sie musste sich dann nur etwas mehr gegen den Wind anstrengen – oder in Wilburs Tasche bleiben und den Sprung mit ihm wagen. Die Fee war mittlerweile aufgewacht und verfolgte die Diskussion.
    „Kobolde sind sehr gute Springer!“, rief sie. „Wilbur könnte dich auf den Rücken nehmen und mit dir springen, Muschelstaub. Du bist leicht.“
    „Und was ist mit mir?“, fragte Dina ungeduldig. „Ich bin zu schwer für Wilbur. Und, Gwen, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: ich habe keine Flügel!“
    Dina war patzig. Sie wollte nicht zurück bleiben. Es galt eine Mission zu erfüllen, die mindestens ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger war als die der anderen.
    Die kleine Fee verstummte. Die Freunde waren ratlos. Dina legte sich auf den Bauch und schob sich ganz nah an den Abgrund, um hinunterzusehen. Gut zwanzig Meter unter ihr rauschte der Fluss. Die Felswand war nicht so glatt an dieser Stelle wie es zuerst erschien. Viele Brocken ragten wie ungleichmäßige Stufen aus ihr heraus. Spalten boten Halt für Fuß und Hand. Ganz unten lag ein großer Felsblock, der bis in die Mitte des Flusses hineinreichte. Nur selten schwappte das Wasser über ihn hinweg. Es beeilte sich vielmehr, sich durch die Enge zu zwängen, um dann umso tobender weiter zu strömen. Die gegenüberliegende Felswand schien genauso beschaffen zu sein.
    Ja, es ist möglich , überlegte Dina. Noch einmal betrachtete sie alles genau, dann stand sie entschieden auf.
    „Ich werde klettern.“
    „Klettern? Das ist zu gefährlich! Meinst du wirklich, dass du das schaffst?“, rief Muschelstaub erschrocken.
    „Ich habe keine andere Wahl, oder?“, fragte Dina.
    Darauf wusste keiner etwas zu erwidern.
    „Also gut, Dina. Wir werden auf der anderen Seite auf dich warten. Sei bitte vorsichtig.“ Damit setzte sich Wilbur Muschelstaub auf den Rücken und knöpfte die Tasche, in der die Fee saß, zu. Er nahm einen guten Anlauf.
    Dina hielt den Atem an.
    Mit einem gewaltigen Satz wirbelte der Kobold durch die Luft, über den Abgrund, über das Wasser – der

Weitere Kostenlose Bücher