Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
einen Spiegel. Na ja, und meistens lächelte Davy auch. Nick lächelte längst nicht so viel, außer vielleicht in Davys Nähe.
Bei dem Leuchten im Blick seines Bruders wurde ihm ein wenig warm ums Herz, als er am wenigstens damit rechnete. Aber er hätte es wissen müssen – denn so war es immer, wenn er Davy länger als ein paar Tage nicht gesehen hatte. Er unterdrückte das Gefühl und richtete Davys Baseballmütze. »Wo hast du die denn her?«
»Elaine hat sie mir am letzten Wochenende gekauft. Auf einem Flohmarkt.« Er lächelte so stolz, als hätte er sie bei Saks an der Fifth Avenue gekauft.
»Also, Davy«, Nick lächelte neckend, »ich hab’s dir doch beigebracht … die Devil Rays sind Mist. Wo ist denn das Cap von den Cincinnati Reds, das ich dir letzte Weihnachten geschenkt habe?« Damals, als die Reds in Plant City trainiert hatten, war er jedes Frühjahr mit Davy dorthin gefahren und hatte beim Training zugeschaut.
»Sag ihm, dass deine neue Mütze zu deinem Shirt passt.« Elaine wischte sich die Hände an einem Küchenhandtuch ab und betrat das Zimmer. Ihre Jeans waren abgetragen, die dunklen, schulterlangen Haare ungepflegt – sie sah älter als dreiunddreißig aus.
Als Antwort zog Davy seinen Pullover mit den waagerechten grünen und schwarzen Streifen am Bündchen nach vorn. »Das ist auch neu.«
»Ist das auch vom Flohmarkt?« Er wollte damit nichts andeuten, aber Elaine verdrehte die Augen.
Davy schüttelte den Kopf. »Von Wal-Mart.«
»Das ist ein schönes Shirt«, sagte Nick und blickte zu dem kleinen Aquarium auf der anderen Seite des Zimmers. »Wie geht’s den Fischen?«
Davy lächelte. »Napoleon geht’s schon wieder viel besser, seitdem wir ihm eine neue Frau besorgt haben.« Leider hatte Josephine, die eine Hälfte des Goldfischpärchens, das Nick ihm im letzten Monat geschenkt hatte, nicht lange überlebt, aber sie hatten sie durch Josephine II ersetzt.
Obwohl Nick es vorgezogen hätte, sich noch länger über Davys Goldfische zu unterhalten, konnte er nicht umhin, zur Couch hinüberzuschauen. »Wie ich sehe, ist Dad heute Abend ganz der Alte.«
Ihr Vater lag, den einen Arm über dem Kopf ausgestreckt, da und atmete schwer. Was von seinem Haar übrig geblieben war, war zerzaust und stand in alle Richtungen ab, die Stirn war schweißnass. Das T-Shirt hing aus der Hose und zeigte seinen Bierbauch.
»Komm, gehen wir nach nebenan«, sagte Elaine, und er dachte: Gute Idee . Den alten Mann aufzuwecken war das Letzte, was er wollte. Lass ihn schlafen, dann konnten sie so tun, als wäre er nicht da.
Nick legte Davy eine Hand auf die Schulter und drängte ihn sachte hinter Elaine in die Küche. »Verdammt«, sagte er leise, »ich weiß nicht, warum ihr ihn überhaupt zu euch ins Haus einladet.«
Elaine ließ ihr Küchenhandtuch auf die zerkratzte Arbeitsfläche fallen, drehte sich um und sah ihn wütend an. »Wir sind alles, was er hat, Nick. Was soll ich denn tun – ihn ignorieren?«
Früher war er alles, was wir hatten . Nick sagte es zwar nicht, aber als er den Blick seiner Schwester traf, wusste er, dass sie seine Gedanken gelesen hatte, laut und deutlich.
»Warum bist du nicht zum Abendessen hergekommen?«, fragte Davy.
Nick war froh, dass Davy das Thema wechselte, auch wenn er dadurch ein schlechtes Gewissen bekam, und lächelte ein wenig gequält. »Musste noch etwas Papierkram für die Firma erledigen.« Davy erwiderte sein Lächeln – er war immer so stolz auf Nick, weil dieser ein Unternehmen besaß. Davy sah in ihm fast eine Art Rockstar oder Sporthelden; er wusste es nicht besser, und Nick hatte sich nie daran gewöhnen können, wie sehr die Unfähigkeit seines Bruders, die reale Welt zu erkennen, ihn schmerzte. Aber vielleicht war es ja ein Segen – das versuchte er sich jedenfalls einzureden -, wenngleich er es eigentlich nie geglaubt hatte. Immer wenn Davy ihn so anlächelte, schnitt es ihm ins Herz. Er würde den grandiosen Vorstellungen, die Davy von ihm hatte, nie entsprechen können.
»Davy hat mir geholfen, das Essen zu kochen«, verkündete Elaine, nahm das Küchenhandtuch wieder in die Hand und wischte um die Herdplatten herum.
Nick zog anerkennend die Brauen hoch und sah zu seinem Bruder hinüber. »Na, du lernst also, dich in der Küche nützlich zu machen, was? Wie hast du denn geholfen?«
Elaine sagte: »Er hat in den Töpfen gerührt und die Brownies gebacken.«
»Ich hab die Chocolate Chips reingetan«, erklärte Davy.
»Stimmt.« Elaine
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