Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
einem Sternenhimmel an der Decke und einem Vulkan an der Wand, was wie ein Wunder war, weil die Sterne und der Vulkan so echt gewirkt hatten und er immer wieder vergaß, dass er und Nick sich in einem Gebäude befanden. Der Vulkan war alle paar Minuten ausgebrochen, und er hatte Nick gesagt, er solle ein Foto davon machen. Als Nick meinte, er müsse mehr unter Leute gehen, hatte Davy ihm also geglaubt. Es war erst einmal unheimlich, aber meistens hatte er dann doch Spaß.
Trotzdem bekam er so ein banges Gefühl im Bauch, wenn er an Nick dachte. Nick war immer froh gewesen, wenn sie zusammen waren, aber manchmal schaute er traurig drein, selbst wenn er lächelte. Nick war ja nicht wirklich glücklich – nur wusste er einfach nicht, warum.
Vielleicht, weil er so viel arbeitete. Für Davy war es undenkbar, dass irgendjemand noch härter arbeitete als sein Bruder. Wann blieb Nick eigentlich Zeit zum Schlafen, Lesen, Fernsehen? Davy selbst hatte einen nahezu festen Tagesablauf – bestimmte Fernsehshows, die er sich anschaute, bestimmte Stunden, die für Gartenarbeit oder Einkaufen mit Elaine vorgesehen waren. Es war ein ziemlich geschäftiges Leben, deshalb konnte er sich gar nicht vorstellen, wie geschäftig Nick erst sein musste, der neben seinen ganzen anderen Sachen auch noch eine Firma leitete.
Aber vielleicht lag es ja auch an Dad. Nick war immer noch wütend auf Dad, weil der Bier trank und viel schlief, aber Davy liebte seinen Dad und Nick über alles, daher war es schwer zu verstehen, warum Bier und Schlafen Nick wütend machten. Natürlich wusste Davy, dass ihr Vater anders war als andere Väter. Dennis Cahill, der weiter oben die Straße hinauf wohnte, fuhr mit seinen Kindern immer Fahrrad, und manchmal fuhr Davy mit. Und wenn Steve, der Nachbar, nach der Arbeit nach Hause kam, liefen Tara und Tyler ihm immer entgegen, und Davy bemerkte nur vom Zusehen, wie sehr Steve sie lieb hatte. Er musste zugeben, dass er im Blick seines Vaters schon lange nicht mehr viel Liebe gesehen hatte, aber vielleicht verstand er das besser als Nick, weil er anders war.
Davy schien nie so zu sein, wie es von ihm erwartet wurde, und obwohl er die Gründe dafür nicht kannte, hatte er sich daran gewöhnt. Sein Vater war auch nur anders, das wusste er.
»Ey, Kumpel, ich muss gleich los.«
Davy drehte den Kopf auf dem Kissen und sah Nick in der Tür stehen. Er lächelte. »Okay.«
Nick senkte die Stimme. »Und wenn Elaine nicht hinschaut, schmuggel ich noch ein paar Brownies mehr aus dem Haus.«
Davys Herz wurde weit vor Stolz. »Ich werd’s schon nicht verraten.«
»Was liest du denn da?«
Er folgte Nicks Blick zu dem abgegriffenen Taschenbuch, das mit den aufgeschlagenen Seiten nach unten auf seiner Brust lag. » Die Schatzinsel. « Elaine hatte vor ein paar Monaten das Buch aus einem Karton mit ihren alten Schulbüchern ausgegraben, als er sich im Fernsehen eine Sendung über das Gasparilla-Piratenfest in Tampa angesehen hatte.
»Ist es gut?«
Er nickte. »Piraten.«
»Toll.«
Nick winkte zwar fröhlich, als er ging, aber Davy grübelte trotzdem weiter über den dunklen Knoten im Inneren seines Bruders nach. Er stellte ihn sich wie eine dunkle Sturmwolke in dem Buch vor. Dennoch spürte Davy nicht immer den Sturm. Manchmal, wenn er mit Nick allein war, war es mehr wie einer dieser Regenschauer am Nachmittag, die im Hochsommer herunterkamen, dann im Nu verschwanden, woraufhin der Himmel kurz darauf wieder wolkenlos war.
Dad brachte den Sturm in Nick allerdings zum Ausbruch. Und trotzdem lud Elaine die beiden immer wieder zur selben Zeit ins Haus ein. Sie sagte immer: »Nick wird es vermutlich nicht gefallen, aber wir sind doch eine Familie und …« Sie brachte den Satz allerdings nie zu Ende, so dass Davy sich immer fragte, was sie eigentlich sagen wollte.
»Kannst du Dad nach Hause fahren?«
Nick und Elaine hatten gerade das Wohnzimmer betreten, in dem das Schnarchen des Vaters die Stille ringsum noch stärker kontrastierte.
Er sah sie fragend an. Sie dachte nicht daran, ihn zu bitten.
»Mach schon, Nick, hilf mir mal.« Ihr scharfer Tonfall sollte ihn daran erinnern, dass sie die Älteste war – was ihrer Meinung nach immer noch zählte, trotz der Tatsache, dass es schon bald nach dem Tod ihrer Mutter keine Rolle mehr gespielt hatte.
»Wie ist er denn hergekommen?«
Elaine schürzte die Lippen. »Davy und ich haben ihn vor dem Abendessen abgeholt.«
»Dann solltest du ihn vielleicht auch wieder
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