Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
er dachte. »Ist schon in Ordnung, Nick.« Sie legte ihm ihre Hand auf den Arm.
»Nein, ist es nicht. Ich wollte, dass der Abend schön wird.«
»Er wird es sein. Er ist es.«
Er stand auf und stellte sich seinem Vater, den er um fast einen Kopf überragte, in der Tür zur Küche entgegen. »Wir essen gerade zu Abend.«
Sein Vater blickte mit einem irren Lächeln zu ihm auf. »Nicky, da komme ich ja gerade rechtzeitig.«
Sein erster Impuls war, den alten Mann rauszuschicken, ihm zu sagen, dass er nicht eingeladen war. Seit wann fuhr er betrunken im Auto in der Gegend rum? Zumindest war er normalerweise so vernünftig, zu Hause zu bleiben oder sich fahren zu lassen. Aber die Vorstellung, dass John Armstrong jemanden in seinem zerbeulten alten Skylark überfuhr, genügte, dass Nick kaum etwas anderes übrig blieb.
»Wir haben Gäste«, sagte er und warf seinem Vater einen strengen, warnenden Blick zu. »Elaine hat Steaks gegrillt.«
Elaine hatte einen der Metall-Stühle bereits ins Haus getragen, als Nick ihren Vater in die Küche hereinließ; zum Glück stand er am anderen Ende des Tisches. Als er Lauren sah, schämte John sich allerdings wegen seines unordentlichen Aussehens.
»Das ist Lauren«, sagte Nick und setzte sich wieder. Er hatte absichtlich ihren Nachnamen nicht genannt. »Lauren, mein Vater«, fügte er knapp hinzu.
»Hallo«, sagte sie, und er war erfreut, dass ihre Begrüßung nicht besonders freundlich klang. Vermutlich dachte sie an das Familiengeheimnis; seltsam, denn manchmal fragte er sich, ob es alle wohl vergessen hatten – außer ihm selbst. Zeit, Verdrängung und Schmerz führten oft dazu, dass Hässliches unter den Teppich gekehrt wurde. Seltsam, je schlimmer das Verbrechen, desto leichter vergaß man es, weil man es vergessen wollte ; man ging einfach weiter durchs Leben, als wäre es nie passiert.
»Hi«, sagte Nicks Vater, auch wenn er offenbar Angst hatte, sie anzuschauen. Entweder weil sie zu hübsch war, als dass sie an ihrem Tisch sitzen konnte, oder weil er irgendwie spürte, dass sie miteinander schicksalhaft verbunden waren, Nick wusste es nicht.
Nachdem ihr Vater seinen Teller bekommen hatte, brachte Elaine das Gespräch auf etwas, was sie in den Nachrichten gesehen hatte; ihr Vater aß schweigend, während die anderen sprachen. Nicks Herz schlug noch immer zu schnell, aber er gab sein Bestes, zu vergessen, dass sein Vater hier war, unmittelbar rechts neben ihm sitzend. Er versuchte, an Elaine und Davy und Lauren zu denken, sich am Gespräch zu beteiligen.
Während Lauren Nicks Unbehagen nach John Armstrongs Eintreffen spürte, bemühte sie sich zugleich, sich wieder auf das Gespräch am Tisch zu konzentrieren. Obwohl er bis jetzt ein ruhiger Mann zu sein schien – er war vermutlich eine Art Pulverfass, das jederzeit in die Luft fliegen konnte. Als die Pausen im Gespräch zu lang wurden, suchte sie nach einem Thema – irgendeinem – und fand auch rasch eines. Ihr war etwas aufgefallen, kurz bevor sie den Raum betreten hatte, hatte sich jedoch nicht dazu geäußert, weil sie mit der Vorstellungsrunde beschäftigt gewesen war.
»Das ist ein schönes Bild.« Sie zeigte auf das gerahmte Seestück an der Wand hinter Davy und Elaine. Die Grün- and Brauntöne fügten dem Zimmer eine beruhigende Note hinzu. Lauren war erstaunt, dass die Pinselstriche zu sehen waren; es war also kein Druck.
Elaine warf einen Blick über die Schulter. »Wissen Sie, es ist eins von diesen Dingen, die schon so lange dort hängen. Ich nehme es wohl gar nicht mehr wahr. Nick hat es gemalt.«
Lauren spürte auf einmal ein hohles Gefühl in der Brust, denn es war eine weitere verblüffend sanfte Seite des Mannes, in den sie sich verliebt hatte. Plötzlich ging ihr ein Wort aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit durch den Kopf – Monet. Jetzt ergab es einen Sinn. » Du hast das gemalt?«
Er hob die Achseln und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab, sah sie dabei aber nicht an. »In der siebten Klasse.«
»In der siebten?«, wiederholte sie, immer noch verdutzt. »Mein Gott, Nick. Du warst in dem Alter schon so begabt?«
Wieder hob er die Schultern. »Ist keine große Sache. Ist schon lange her.«
»Wir haben danach ein paar Jahre versucht, ihn zum Malen zu bewegen«, sagte Elaine, »aber er wollte einfach nicht.«
Nicks Augen verengten sich, er schüttelte leicht den Kopf, schließlich verstand Lauren sein Unbehagen. »Mein Leben war damals etwas zu kompliziert, um Seestücke zu malen
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