Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
zu ernst nahm, zu weit in die Zukunft dachte – aber zum Teufel, er hatte dem Mann soeben gesagt, dass seine Tochter ihm am Herzen lag, und zwar sehr. Zu sehr. Welche Gedanken ihm auch durch den Kopf gingen, keiner schien die Mühe wert zu sein. Schließlich sagte er nur: »Okay.«
Henry Ash nickte abrupt und wandte sich zum Gehen, blieb nach ein paar Metern aber stehen und schaute zurück. »Danke, dass Sie Lauren durch dieses Chaos mit Phil begleitet haben. Und die gefälschten Rechnungen aufgedeckt haben. Es wäre ein Leichtes gewesen, das nicht zu tun.«
Nein, alter Mann, wie sich gezeigt hatte, war es kein Leichtes gewesen . »Wie gesagt: Ich habe es nicht für Sie getan, sondern für Lauren.«
»Dann danke ich Ihnen dafür .«
Nick reagierte nicht, nicht einmal mit einem Nicken. Vielleicht hätte er mehr sagen sollen, aber von einem solchen Hass, wie er ihn verspürte, abzulassen ging nicht in zwei Minuten. Vielleicht beim nächsten Mal, dachte er, während sie dastanden und einander anstarrten. Wenn er das nächste Mal mit Henry sprach, wollte er versuchen, ein wenig loszulassen – um Laurens willen. Diesmal aber wartete er nur, bis Henry sich umwandte und davonging, und machte sich wieder an die Arbeit.
Während Nick im Jeep zu Elaine fuhr, saß Lauren neben ihm, in einem Sommerkleid, in dem sie so hübsch aussah, dass er schon jetzt seine Schwester bedauerte. Ihm fiel das Gespräch ein, das er mit Lauren über die Einladung geführt hatte.
»Hör zu, Elaine hat uns zum Abendessen eingeladen, aber ich denke mir etwas aus, um da rauszukommen.« Nach seinem Gespräch mit Henry hatte er immer mehr das Gefühl, dass die Dinge zu schnell vorangingen und außer Kontrolle gerieten.
»Nein, tu’s nicht«, bat sie. »Ich möchte Elaine gern kennen lernen. Davy auch.«
»Natürlich.« Sie hegte offenbar keinerlei Zweifel, dass er etwas anderes denken konnte.
Jetzt bogen sie in die Auffahrt; Nick stellte den Jeep dicht hinter Elaines Wagen und sagte, wohl etwas grob: »Da wären wir.« Zumindest sah der Rasen frisch gemäht aus, und Davy hatte sein Fahrrad weggestellt.
»Hier hast du deine Kindheit verbracht?«, fragte Lauren, als sie ausstiegen.
Er nickte. »Wir sind nach dem Tod meiner Mutter hierhergezogen.«
Ob Lauren wohl je in einem Viertel wie diesem aus einem Auto gestiegen war? Es war eher ein trauriges als ein übles Viertel, machte aber trotzdem den riesengroßen Unterschied in ihren Lebensverhältnissen sinnfällig.
Beim Haus angelangt, tat er etwas, was er sonst nie tat – er klopfte an den Metallrahmen der alten Fliegengittertür. »Wir sind da«, rief er fast und hielt Lauren die Tür auf. Er folgte ihr nach drinnen, einen Augenblick geblendet vom grellen Sonnenlicht, und merkte, dass er unsicher war – sich ebenso viel Sorgen machte, was seine Familie von Lauren halten würde, wie umgekehrt.
»Komme, Nick«, rief Elaine aus dem rückwärtigen Teil des Hauses. »Ich lege nur eben die Steaks auf den Grill.«
Er fasste Lauren bei der Hand und führte sie geradewegs in die Küche, als Elaine durch die Schiebetür eintrat. Er erkannte seine Schwester kaum wieder: langer, fließender Rock. Davy folgte ihr, er wirkte schlaksig und schüchtern, die Schultern gebeugt.
»Elaine, Davy, das ist Lauren.«
Während sie vortrat, verfolgte Nick den Blickaustausch sehr genau. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.« Sie schüttelte Elaine die Hand mit beiden Händen, was eine an sich steife Geste freundlich und ehrlich gestaltete. »Danke, dass Sie mich eingeladen haben.«
Zu seiner Erleichterung lächelte Elaine, und es sah auch nicht gekünstelt aus. Er hatte Elaine versprochen, dass Lauren ganz anders war, als sie erwarten würde, aber er wusste nicht recht, ob sie ihm geglaubt hatte.
Elaine trat einen kleinen Schritt zum Küchentisch zurück und bedeutete Davy, näher zu kommen. »Er ist etwas schüchtern, wenn er neue Gesichter sieht«, erklärte sie.
»Hi, Davy.« Lauren lächelte ihn an. »Schön, dass wir uns endlich einmal treffen. Nick spricht ständig von Ihnen.«
Davy sah sie an. Nick konnte sich nur fragen, welche Ängste und Begierden wohl im Kopf seines Bruders herumschwirrten, jetzt, da er in seinem Zuhause neben einer so schönen Frau stand. »Tut er das?« Davy warf Nick einen raschen Blick zu.
»Natürlich tue ich das.«
»Was erzählst du ihr denn so?«
Er hatte jetzt Davys volle Aufmerksamkeit und nahm an, dass es seinem kleinen Bruder lieber war, ihn anzuschauen. »Ich habe
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