Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
Frühstückstisch mit Glasplatte und dicken, geschwungenen schmiedeeisernen Beinen.
Als er sich zum Gehen umwandte, blieb er mit der Spitze seines Arbeitsstiefels an etwas hängen; er blickte nach unten, sah einen kleinen Übertopf in der Form einer Schildkröte, den er versehentlich ein Stückchen von dem größeren Terrakottatopf mit pinkfarbenen Petunien, der daneben stand, weggestoßen hatte. Er bückte sich, um den Schildkröten-Topf wieder an seinen Platz zu stellen, und als er ihn anhob, sah er einen Schlüssel.
Er zögerte, sah vom Schlüssel zur Tür, dann wieder zum Schlüssel. Mach weiter, Armstrong , ermahnte er sich.
Dann schüttelte er den Kopf; er fühlte sich wie aus dem Gleichgewicht geraten, benommen, als hätte soeben eine andere Person die Kontrolle über seinen Körper übernommen. Ungeheuerlich, dass er tatsächlich erwog, das Haus zu betreten.
Das durfte er nicht, auf keinen Fall.
Trotzdem, er war irrsinnig neugierig. Und noch während er die Hand um den Schlüssel schloss, verfluchte er Lauren Ash, weil sie so unverantwortlich war, es ihm so leicht zu machen.
Willst du das wirklich tun?
Verdammt, es sah ganz danach aus.
Etwas bang betrachtete er den Schlüssel, aber dann rief er sich in Erinnerung, dass er ja kein Schwerverbrechen plante; er wollte sich im Haus ja nur einmal kurz umsehen.
Erst als er eingetreten war und die Gartentür hinter sich geschlossen hatte, bekam er Angst vor der Alarmanlage. Er suchte an den Wänden nach einem Schalterkasten, fand aber keinen; wartete darauf, dass etwas passierte, aber es geschah nichts. Gut so. Gegenüber der Polizei hätte er sich womöglich herausreden können, aber seine Aufträge von Ash Builders hätte er mit Sicherheit verloren.
Mit dieser Erkenntnis hätte er das Haus wieder verlassen sollen, aber er tat es nicht. Und da begriff er, dass er von Lauren Ashs Leben geradezu besessen war. Jahrelang hatte er darüber nachgedacht, gemeint, es müsste sein Leben sein, und jetzt, da sich ihm die Gelegenheit bot, es zu erforschen, konnte er der Versuchung einfach nicht widerstehen. Er war nicht stolz darauf, aber so war es nun einmal.
Das große Wohnzimmer, das sich vor der Küche und dem Frühstücksbereich erstreckte, verfügte über einen riesigen Kamin aus grauem Stein, wunderschön, aber im hiesigen tropischen Klima so gut wie nutzlos. Das übrige Zimmer leuchtete fast so weiß wie die Küche – weißer Berberteppich, weißes Sofa und zwei dazu passende Ledersessel. Die einzigen Farbtupfer stammten von ein paar Samtkissen, türkis- und roséfarben, sowie von Seidenblumen und Kerzen in denselben Farbtönen.
Da bemerkte er die Katze: Sie war auf dem weißen Sofa fast nicht zu erkennen, lag mit dem Kopf auf dem größten pinkfarbenen Kissen. So pompös wie ihre Umgebung, hatte sie ein langes weißes Fell, und den Hals schmückte ein funkelndes, strassbesetztes Halsband. Nur Lauren Ash, dachte er, kann eine so herausgeputzte Katze haben.
Als er näher kam, rührte sich die Katze und wälzte sich auf den Rücken. Sie blickte aus ihren riesigen marmorblauen Augen zu ihm auf und wollte eindeutig beachtet werden.
»Tut mir leid, Katze, aber ich habe nicht viel Zeit.«
Er durchstreifte den Palast der Prinzessin und fand ein zweites Wohnzimmer, das mit antiken viktorianischen Möbeln ausgestattet war, in kühlen Farben wie Gelbgold und dunklem Grün gehalten – ein deutlicher Kontrast zu den Zimmern, die er bislang gesehen hatte.
Und dann sah er die Eingangshalle und die breite Treppe, die sich hinter dem Kristallleuchter emporschwang, die er gestern Morgen kurz gesehen hatte. Ohne weiter nachzudenken, packte er das Geländer und stieg die breiten Stufen hinauf.
Mein Gott, was tat er denn da? Die Selbstbezichtigung erklang in seinem Kopf, doch seine Füße bewegten sich weiter. Er wusste kaum, wie er hierhergekommen war – ins Innere ihres Hauses, um Himmels willen – und diese Scheißtreppe hinaufstieg, aber genau das tat er jetzt, als bewegte er sich in einem Traum, als hätte er irgendwie keine Kontrolle mehr über sich.
Als er oben angekommen war und ihr Arbeitszimmer gefunden hatte, blieb er stehen. Dort drin befand sich wahrscheinlich das, was ihn dazu veranlasst hatte, die Treppe hinaufzugehen – mehr als alles, was er in Lauren Ashs Schlafzimmer finden würde. Die Firma, die eigentlich zur Hälfte ihm gehören müsste, ihm und seiner Familie. Und wenn er nun hier etwas finden könnte, irgendetwas, was bewies, dass Henry ihn
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