Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
attraktiv sie war – bis er sie noch einmal genauer betrachtet hatte.
Sie hatte eine ärmellose weiße Bluse getragen, die ihre Figur betonte. Ein kleines Dekolleté über dem Knopf, der sich über ihrer Brust schloss. Darunter waren ein aufreizender roter Minirock und tolle Beine zu sehen gewesen, so schlank und sonnengebräunt und seidig, dass sie geradezu darum bettelten, gestreichelt zu werden. Ihre hellen Haare waren nicht so gelockt gewesen wie gestern, sondern fielen ihr in längeren, weicheren Wellen über die Schultern bis auf den Rücken.
Er ging zu dem Rankgerüst, kniete sich hin und zog die eisernen Spitzen aus dem Boden. Er dachte daran, wie er erkannt hatte, dass sie ihn auf genau die gleiche Weise ansah wie er sie. Nicks Meinung nach gab es nichts Schöneres als gegenseitiges Begehren, und Lauren Ash war in ihn gefahren wie ein Blitz, der eine Flammenspur hinterlässt. Auch wenn sie danach erzürnt gewesen war: Ihren leidenschaftlichen Blick hatte das nicht ausgelöscht.
Er legte das Rankgerüst flach auf den Rasen – wobei die Rosen zerdrückt wurden -, immer noch verärgert, dass er sich solche Umstände machen musste. Gleichzeitig aber fragte er sich, ob sie die Rosen wohl selbst pflegte, ob eine Frau wie sie sich Zeit für solche Dinge nahm. Er legte ein Tuch über das Rankgerüst, griff nach seinem Farbroller und machte sich wieder an die Arbeit. Der Elfenbeinton verdeckte den pinkfarbenen Gipsputz mehr und mehr.
In gewisser Hinsicht hatte sie wohl das Recht, genervt zu sein. Er wusste nicht, warum er noch immer so abweisend zu ihr war – außer dass seine Gedanken jedes Mal, wenn er sie traf, in die Vergangenheit wanderten, zurück zu dem Groll, den er seit damals gegen ihre Familie hegte. Dann setzte das Begehren wieder ein und hatte nun vollends Besitz von ihm ergriffen.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie wegfahren würde, aber jetzt war sie fort, und er konnte nichts tun, als ein wenig mehr in ihre Welt einzutauchen. Und während er vor sich hin arbeitete, verschoben sich seine Gedanken ein wenig. Das Wissen, dass sie nicht im Haus war und nicht aus den Fenstern schauen konnte, wirkte befreiend auf ihn. Er konnte sich ein wenig umsehen, ihr Haus in Augenschein nehmen.
Im Garten standen doch mehr Bäume, als ihm bewusst gewesen war, und das Spanische Moos, das von den Eichen hing, sorgte für ein wenig Schatten in der sengenden Sonne Floridas. Wie die Rosen waren auch die übrigen Blumen gut gepflegt und der Garten sauber und ordentlich, so dass er sich erneut fragte, ob sie wohl einen Gärtner hatte oder den Garten selbst pflegte.
Ringsum spürte er wie eine unsichtbare Aura etwas von Lauren Ashs Wesen; das Haus war Ausdruck ihrer Person. Er hatte sicherlich noch nicht so viel von ihrer Welt gesehen, wie er wollte, doch der Rest lag verborgen dort drinnen, außerhalb seines Zugriffs.
Er legte den Farbroller beiseite und nahm eine Flasche Wasser aus der kleinen Kühltasche, die er mitgebracht hatte. Er trank einen großen Schluck und ließ die Flasche in das halb geschmolzene Eis zurückfallen. Eigentlich hatte er beabsichtigt, zum Lunch zu fahren, doch plötzlich war seine Neugier so groß, dass er zur Rückseite des Hauses ging.
Gestern erst hatte er sich dort kurz umgesehen, aber nun ließ er sich Zeit. Der große, rechteckige Swimmingpool lag rechtwinklig zum Haus und schuf dadurch scharfe Winkel, die mit der Weichheit der Gartenlandschaft und der Bäume kontrastierten. Das hellblaue Wasser glitzerte in der Sonne wie tausend schimmernde Diamanten, und er dachte an die zahllosen Male, als er und Davy und Elaine von einem Swimmingpool im Garten geträumt hatten. Hier und da standen Topfpalmen und andere Pflanzen im Pool-Bereich und auf der großen hinteren Terrasse, die mit dem gleichen flachen Stein gepflastert war wie die Umfassung des Pools. Teakmöbel vervollständigten das Bild, das aus »Schöner Wohnen« hätte stammen können.
Zwei Terrassentüren führten ins Haus, an den kleinen, quadratischen Fenstern hingen keine Vorhänge. Er hatte ein schlechtes Gewissen, als er näher trat und ins Haus hineinspähte wie ein Einbrecher, der sich über die Beute informieren wollte. Aber er wollte ja nichts stehlen, sondern nur einmal aus etwas kürzerer Entfernung einen Blick in ihre Welt werfen.
Die Reflexion der Sonne verhinderte, dass durch die Türen viel zu erkennen war – eine weiße Küche mit den gleichen italienischen Fliesen wie im Eingangsbereich, ein
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