Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
davon in Izzys Napf getan hatte.
Sie nahm die kleine Glasschale von dem Set, das als Izzys Essecke diente, und löffelte eine Portion Katzenfutter hinein. Kaum hatte sie die Mahlzeit auf den Boden gestellt, kauerte Izzy auch schon davor. Lauren blickte auf die Uhr an ihrer Mikrowelle; sie musste sich beeilen, wenn sie nicht zu spät kommen wollte.
Sie hatte sich mit Carolyn zum Mittagessen verabredet, danach musste sie noch in der Firma vorbeifahren, um ein paar Sachen dort abzugeben und abzuholen, und … ach ja, sie hatte auch vor, ihre geliebte Sadie zu schelten, weil sie ihr diesen Nick Armstrong geschickt hatte.
Genau in diesem Augenblick sah sie aus dem großen Fenster in der Essecke und erblickte ein Paar Arbeitsstiefel auf einer Leiter. Sie hatte ihn seit der unfreundlichen Vorstellung vom Vortag noch nicht wieder gesehen, trotzdem schrak sie bei dem Anblick leicht zusammen.
Vielleicht weil sie wusste, wie der Rest von ihm aussah.
Vielleicht weil sie jetzt genau wusste, wo er sich befand – genau hier, keine drei Meter von ihr entfernt und zum Greifen nah, wenn man die Fensterscheibe, die zwischen ihnen war, ignorierte.
Oder vielleicht weil er ihr Meeresgott war und sie sich nur zwei Stunden vorher, unter der Dusche, in Fantasien über ihn ergangen hatte.
Der Meeresgott machte ihr am meisten zu schaffen. Der Mann in ihrer ersten Fantasie hatte kein klar umrissenes Gesicht, keine markanten Gesichtszüge besessen. Es war eher die Idee eines Gesichts gewesen – aber in dem Moment, als sie Nick Armstrong vor ihrer Tür erblickt hatte, hatten sich die fehlenden Teile in einem beunruhigenden Ausmaß zusammengefügt.
Als er jetzt die Leiter hinunterstieg, schrak sie zusammen. Sie wollte diesem Gesicht auf keinen Fall nochmals durch das Fenster begegnen. Sie schnappte sich ihre Handtasche vom Küchentresen, nahm ihre Aktenmappe und rief: »Bis später, Iz.« Dann ging sie durch die Tür zur Garage, ohne zurückzublicken.
Nachdem sie einen Knopf an der Wand gedrückt und zugesehen hatte, wie das Garagentor sich öffnete, wurde sie allerdings wieder mutlos; sein Lieferwagen blockierte die Ausfahrt. Er hatte den Wagen zwar an der Seite der Auffahrt geparkt, aber zufällig auf ihrer Seite, und der Rest der Garage war voll mit Gartengeräten, Wasserskiern, einem Fahrrad und Carolyns Jet Ski, so dass sie nicht herausfahren konnte. Na toll. Sie hatte keine Lust, das Gesicht ihres Meeresgottes zu sehen, aber es war wohl unvermeidlich.
Sie warf Handtasche und Aktenmappe auf den Beifahrersitz, holte tief Luft und ging ums Haus herum, den Schlüsselbund in der Hand. Ist doch keine große Sache. Er ist doch bloß ein Mann, der seine Arbeit erledigt, und du bist eine Frau, die ihr Haus anstreichen lässt.
Er blickte auf, kaum dass sie um die Ecke bog. Eine Leiter, eine Abdeckplane und diverse Farbeimer standen in der Gegend herum, aber sie sah nur ihn. So wie gestern Morgen wurde ihr fast schwindlig bei seinem Anblick – er verströmte Männlichkeit von Kopf bis Fuß.
Das weiße Tank-Top modellierte seinen muskulösen Körper und gab außerdem den Blick auf ein Tattoo frei: zwei ineinander verschlungene Stränge aus Stacheldraht wanden sich um seinen rechten Unterarm. Wieder war sie sich nicht sicher, ob sie Angst vor ihm hatte oder ob er sie erregte oder beides. Sie konnte nicht bestreiten, zumindest eingeschüchtert zu sein, und je näher sie kam, desto weniger konnte sie bestreiten, dass sie erregt war. Zu ihrem Entsetzen war die animalische Anziehung anders als alles, was sie bisher kannte.
»Sie haben ja Kletterrosen hier«, sagte er statt einer Begrüßung. Er zeigte auf ein Rankgerüst mit leuchtenden lilaroten Blüten und klang verärgert. Gutes Benehmen interessierte den Kerl offenbar nicht besonders.
»Ja«, entgegnete sie und dachte: O Mann, was soll das bloß noch werden.
»Können Sie mir sagen, wie ich um die Kletterrosen herumstreichen soll?«
Zugegeben, daran hatte sie nicht gedacht, sagte aber: »Haben Sie noch nie ein Haus mit Rosenspalieren gestrichen?«
»Ehrlich gesagt: Normalerweise streiche ich nur Neubauten. Schon vergessen?«
Sie seufzte verärgert und betrachtete das Rankgerüst. Seit vier Jahren schon pflegte sie die Rosen, und sie wollte sie auf keinen Fall verlieren, nur weil ihr Haus gestrichen wurde. »Vielleicht können Sie das Gerüst ja irgendwie aus dem Boden ziehen, ohne die Rosen zu entwurzeln, und vorsichtig auf den Rasen legen, solange sie dahinter streichen.«
»Ich
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