Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
Keramik-Schildkröte zurück, aus deren Panzer Begonien sprossen, und ging mit langen Schritten um das Haus herum in Richtung seines Lieferwagens. Es war Zeit, Mittagspause zu machen und wegzufahren.
Solange er nicht den Mund öffnete, wurde Davy nie komisch angesehen. Er war nie dahintergekommen, woran die Leute erkannten, dass er anders war, aber Davy erkannte es immer daran, dass die anderen stutzten.
Eine hübsche Frau konnte ihn in einem Restaurant anlächeln, aber wenn er den Mut aufbrachte, sie anzusprechen, erstarrte ihr Blick, und dann sah er, wie ihr Lächeln irgendwie gefror, als wäre es ausgeschnitten. Manchmal wurde der Blick auch noch von einem unsicheren Gesichtsausdruck begleitet, aber immer war da dieses Erkennen , etwas, was anscheinend alle anderen bemerkten, nur er nicht.
Und das ging ihm nicht nur mit jungen Frauen so. Sondern auch mit Kindern, alten Männern, Kassiererinnen, Tankstellenangestellten. Darum liebte er die Routinen in seinem Leben. Er und Elaine kauften in bestimmten Geschäften ein, trafen sich mit bestimmten Leuten – Leuten, die ihn gut kannten und fast normal behandelten.
Heute war ihm das mit einer alten Frau passiert, auf dem Parkplatz von Albertson’s. Als er mit Elaine auf den Supermarkt zusteuerte, betrachtete er eine weiße Wolke am Himmel und dachte, dass sie ungefähr so aussah wie eine Teekanne, die Tante Erma früher besaß – bis er wegen eines schweren Seufzens den Blick senkte. Die grauhaarige Frau stand vor dem Kofferraum ihres Wagens, offenkundig verärgert; sie hatte gerade ihre Einkäufe eingeladen, aber die Sammelstelle für die Einkaufswagen lag weit entfernt. Er dachte nicht daran, dass er anders war, als er zu ihr hinüberging und sagte: »Ich kann Ihnen den Einkaufswagen abnehmen.«
Sie reagierte darauf mit einem Blick, wie ihn die Leute schlafenden Welpen durchs Fenster eines Zooladens in einem Einkaufszentrum zuwarfen. »Äh … vielen Dank, junger Mann.«
Er nickte nur und wunderte sich, dass er für einen einfachen Gefallen einen so großen Dank erhielt. Allerdings schob er den Einkaufswagen nicht mit den anderen zusammen, sondern behielt ihn und schob ihn durch die Automatik-Tür in den Supermarkt.
»Hallo, Elaine, Davy.«
Sie blickten auf und sahen Mr. Pfister, den Filialleiter.
»Hi«, sagte Elaine. Davy lächelte.
»Na, ist es dir heiß genug, Dave?«
»Ja.«
»Warte hier«, sagte Elaine zu ihm, also blieb er, mit dem Einkaufswagen, vor der Blumenabteilung stehen. Während Elaine die Anzeigen durchblätterte, hatte er Gelegenheit, sich die Blumen und Grünpflanzen anzuschauen. Es war ihr Lieblingsort in dem Supermarkt, weil er einem Gewächshaus ähnelte. Blattpflanzen hingen von den niedrigen, eigens dafür eingezogenen Deckenbalken, und die großen runden Stände mit Blumenkübeln ließen gerade genug Platz, um den Einkaufswagen hindurchzuschieben.
»Entschuldigen Sie.«
Er senkte den Kopf und sah eine dunkelhaarige Frau im Rollstuhl, die vor seinen Einkaufswagen zu rollen versuchte.
»Oh, Verzeihung.« Rasch setzte er zurück, um sie vorbeizulassen. Die Frau rollte hinter einen Tisch voll mit Löwenmäulchen und Nelken, den er nicht bemerkt hatte und der mitten in der Gartenausstellung stand. Sie trug ein Namensschild. DAISY MARIA RAMIREZ.
Von irgendwoher hinter dem Tisch zog sie einen grünen Schaumblock hervor und fing an, die losen Blumen dort hineinzustecken. Er beobachtete, wie sie die Blumen vorsichtig behandelte und genau wusste, was sie mit ihnen machen musste; sie arrangierte die Blumen, um etwas Neues zu schaffen, wo vorher nichts gewesen war. Die Baskenmütze bändigte ihre langen dunklen Haare, und ihre braunen Augen weiteten und verengten sich, wenn sie sich konzentrierte. Es war leicht, ihr beim Arbeiten zuzuschauen, denn offenbar bemerkte sie nicht, dass er noch immer da war. Er dachte daran, etwas zu sagen.
Hübsche Blumen.
Sie haben kleine Hände.
Ist es Ihnen nicht zu heiß hier drin?
Aber kein Satz kam ihm richtig vor, es tat ihm schon im Magen weh, wenn er nur daran dachte, also gab er’s auf und schaute der Frau nur zu. Sie hatte pflaumenfarbene Lippen.
»Bereit?«
Er schrak zusammen. Seine Schwester. Er sah sie an. »Äh, jaja.«
Nachdem er noch einen Blick auf Daisy Maria Ramirez geworfen hatte und dabei wünschte, er könnte den ganzen Tag beobachten, wie sie die Blumen in den Schaum steckte, schob er den Einkaufswagen in die Obst-und-Gemüse-Abteilung.
»Hast du die Frau gesehen, die die
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