Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
nickte. »Zwölf.«
Lauren hob den Blick. »Weißt du, als ich klein war, hielt ich deine Mutter für die schönste Frau, der ich je begegnet war.«
Er hatte lange nicht mehr darüber nachgedacht, aber seine Mutter war wirklich außerordentlich schön gewesen.
»Ihre langen dunklen Haare haben mir sehr gefallen«, fuhr Lauren fort, »und ihre Haut sah aus wie Seide. Sie schien mir exotisch und … voller Geheimnisse zu sein.«
Seltsam, er hatte geglaubt, alle Mädchen wollten blond sein. Als Teenager hatte Elaine wegen ihrer schwarzen Haare geweint, und noch mehr hatte sie geheult, als ihr Vater ihr untersagte, sie hell zu färben. Aber vielleicht hatte er ja Unrecht; vielleicht wollten Blondinen ja brünett sein. »Wusstest du, dass sie Italienerin war?«
Lauren neigte den Kopf. »Nein.«
»Ich meine, sie hat nie dort gelebt, aber ihre Eltern kamen aus Italien, dem ›alten Land‹. Sie haben es wirklich so genannt – das alte Land.«
Sie lächelte, woraufhin er ihr Lächeln erwiderte, weil es ihm plötzlich so leicht erschien, sich mit ihr zu unterhalten, auch über Persönliches.
»Möchtest du noch etwas Wein?« Ihm fiel auf, dass er sein Glas leergetrunken hatte.
»Ja, gern.«
Während sie nach der Flasche griff und einschenkte, verstummte das Gespräch, bis sie es wieder aufnahm. »Es tut … mir leid, dass du noch so lange arbeiten musst, dass die Arbeit dich so aufhält. Ich meine«, fügte sie rasch hinzu, »wegen der Bäume und der Rosen.«
Er schüttelte den Kopf. »In Wirklichkeit bin ich aus einem anderen Grund in Verzug.« Ich bin in Verzug, weil ich gestern meine Hände nicht von dir lassen konnte. Und weil - das konnte er ihr gegenüber nicht erwähnen … nein, eigentlich nicht. »Ich bin am Montag wegen einer Familienangelegenheit zu spät gekommen, außerdem bin ich früher gegangen, um mit meinem Bruder runter zum Hafen zu fahren.« Er blickte auf. »Er schaut gern zu, wenn die Fischerboote in den Hafen einlaufen.«
Als sie ihn wieder anlächelte, erkannte er, wie wenig er gestern davon wahrgenommen hatte. »Mir war nicht klar, dass du einen so jungen Bruder hast.«
»Davy ist neunundzwanzig.«
Sie schwieg, wirkte aber verständlicherweise verwirrt.
»Er … hatte als Kind einen Unfall«, erläuterte er. »Im Inneren ist er immer noch ein kleiner Junge.«
Mitgefühl lag in ihrem Blick – und da wurde ihm warm ums Herz.
»Es ist nicht schlimm«, log er, um sie zu beruhigen. Dann sagte er etwas, was keine Lüge war – das, woran Elaine ihn immer erinnerte. »Davy ist glücklich. Er betrachtet die Welt durch eine rosarote Brille.«
»Vielleicht ist es gar nicht so schlecht – Kind zu bleiben. In der Kindheit scheint alles einfach.«
Während sie einander zögernd anlächelten, dachte er an die besseren Zeiten zurück, als die Welt noch hell und makellos ausgesehen hatte, als das einzig Wichtige Samstagmorgen-Comics waren, der Heilige Abend und Little-League-Spiele. »Ja«, sagte er schließlich. »Für Davy ist es so, nehme ich an.«
»Was für einen Unfall hatte er denn?«
Nick schüttelte leicht den Kopf. »Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht ein anderes Mal.«
»Okay«, antwortete sie leise.
Da stießen sie unter dem Tisch mit den Knien zusammen, und auf einmal spürte er, wie sehr es ihn erregte, wenn sie ihn so anschaute – mit diesem Blick, dem unmissverständlichen, der besagte, ich will dich .
Ach, verdammt , dachte er.
Aber Lauren zog die Knie wieder zurück – er war erleichtert und enttäuscht zugleich – und blickte etwas unruhig auf ihr Weinglas, bevor sie danach griff und einen großen Schluck trank.
Ihm gefiel das alles nicht mehr – dass er sie beunruhigte. Spontan streckte er die Hand aus und schloss sie sanft um ihr Handgelenk; ihre Blicke trafen sich. Plötzlich wollte er nicht mehr so tun, als wäre zwischen ihnen nichts Ungewöhnliches geschehen, als verliefe alles ganz normal; er wollte ehrlich sein. »Hab keine Angst vor mir, bitte.«
»Nick, ich weiß, ich benehme mich in deiner Nähe ziemlich nervös, aber das liegt daran, dass ich die Sachen, die ich mit dir getan habe, normalerweise nicht tue. Ich bin meist sehr viel beherrschter.« Erst jetzt entzog sie ihm langsam den Arm, nahm Messer und Gabel zur Hand und konzentrierte sich wieder auf ihren Teller. »Hätte ich Angst vor dir, dann hätte ich dich nicht zum Essen eingeladen.«
»Wohl kaum.« Er verlor völlig das Interesse am Essen, wollte mehr wissen, wollte ihr die Wahrheit
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