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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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Euren Kopf auf den Schultern, Freund. Geht jetzt.“
    Der Mann, der sich Roland nannte, hörte Erics heiserer Rede zu und nickte dann langsam. „Ja, du bist ein Würdiger, nicht wahr? Spar deinen Atem, Junge. Ich kann sehen, dass es dir Schmerzen bereitet. Hör mir stattdessen lieber zu. Ich kenne dich. Ich kenne dich seit dem Moment, als du deinen ersten Atemzug tatest!“
    Eric schnappte nach Luft und trat einen Schritt von dem Mann zurück. Ein Gefühl von Vertrautheit nagte an ihm. Ohne den Blick von Roland zu nehmen, tastete er nach der Kerze, ergriff sie und hielt sie in die Höhe. „Monsieur, was Ihr da sagt, ist unmöglich. Gewiss verwechselt Ihr mich mit jemandem.“ Er blinzelte im flackernden Licht, noch immer nicht imstande, den Mann mit seinen Erinnerungen in Einklang zu bringen.
    Roland seufzte frustriert und hob die Hand, um nicht vom Kerzenschein geblendet zu werden. „Mann, nimm das Ding aus meinem Gesicht! Ich sage dir, dass ich gekommen bin, um dir zu helfen, und du verschwendest deine Zeit mit sinnlosen Debatten. Bis du so begierig darauf, dass dein Kopf in einem Weidenkorb landet?“
    Eric nahm die Kerze herunter, und Roland senkte seine Hand, um ihn anzuschauen. „Als du vier Jahre alt warst, bist du in den Kanal gefallen. Du bist fast ertrunken, Eric. Erinnerst du dich nicht mehr an den Mann, der dich triefend aus dem kalten Wasser zog? Am Abend der Feier deines zehnten Geburtstags wurdest du um ein Haar von einer führerlosen Kutsche überrollt. Hast du keine Erinnerung mehr an den Mann, der dich damals vor den Hufen rettete?“
    Die Wahrheit hinter den Worten des Mannes traf Eric wie ein Schlag, und er zuckte zusammen. Das Gesicht des Fremden war so weiß, dass es wie gepudert aussah, die Augen so schwarz, dass man nicht erkennen konnte, wo die Iris aufhörte und die Pupille begann – es war das Gesicht eines Mannes, der bei diesen beiden Zwischenfällen zugegen gewesen war, erkannte Eric jetzt, obwohl er wünschte, dieses Wissen verleugnen zu können. Irgendetwas an diesem Mann jagte ihm Angst ein.
    „Eric Marquand, fürchte mich nicht! Ich bin dein Freund. Das musst du mir glauben.“
    Der dunkle Blick durchbohrte Eric, als der Mann beinahe hypnotisierend auf ihn einsprach. Eric spürte, wie er sich entspannte. „Ich glaube Euch, und mein Dank ist Euch gewiss. Allerdings nützt mir ein Freund jetzt kaum etwas. Ich weiß noch nicht einmal, wie viel Zeit mir noch bleibt. Ist draußen bereits die Dunkelheit hereingebrochen?“
    „Das ist sie, Junge, sonst könnte ich nicht hier sein. Gleichwohl, meine Zeit ist knapp, denn der Sonnenaufgang ist nicht mehr fern. Es hat länger gedauert als erwartet, die Wärter zu bestechen, damit sie mich zu dir ließen. Wenn du leben willst, dann musst du mir vertrauen und tun, was ich dir sage, ohne Fragen zu stellen.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah er Eric an und wartete auf eine Antwort.
    Eric nickte nur; er war nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Gut“, sagte Roland. „Dann nimm das Halstuch ab.“
    Mit schweren Fingern machte sich Eric an dem zerrissenen, dreckigen Leinen zu schaffen. „Monsieur, sagt mir, was Ihr jetzt vorhabt.“
    „Ich habe vor, zu verhindern, dass du sterben musst“, erwiderte der Fremde so selbstsicher, als hätte er dieses Wunder bereits vollbracht.
    „Ich befürchte, dass niemand mein morgiges Verhängnis abwenden kann.“ Endlich löste Eric den Knoten und zog das Tuch von seinem Hals.
    „Eric, du wirst nicht sterben. Weder morgen noch an einem anderen Tag. Komm her!“
    Erics Füße schienen wie angewurzelt. Er hätte sich nicht bewegen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Seine Augen weiteten sich, und er spürte, wie sich seine Kehle verengte.
    „Ich weiß, dass du dich fürchtest, Junge, aber denk nach! Bin ich etwa furchterregender als die Guillotine?“, stieß der Mann laut hervor.
    Eric stand da wie erstarrt und warf einen Blick in die Runde, aber keiner der anderen rührte sich. „Warum … warum wachen sie nicht auf?“
    Roland trat vor und packte ihn an den Schultern.
    „Ich verstehe es nicht. Warum wachen sie nicht auf?“, fragte Eric von Neuem.
    Der Wärter hämmerte gegen die Tür. „Die Zeit ist um!“
    „Noch fünf Minuten!“, dröhnte Rolands Stimme, und Eric war es, als würden seine Worte die Wände zum Erbeben bringen. „Es soll dein Schaden nicht sein, Bursche! Geh jetzt!“
    Eric hörte den Wärter erst murren; dann vernahm er, wie sich seine Schritte

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